Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
jagst mir wirklich Angst ein, Abbey. Lieber bekäme ich es mit dem russischen Killer zu tun.«
»Er ist so zutraulich und lieb«, sagte Abigail. »Das stimmt doch, Kiwi?« Sie gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, dass sie fertig war. »Er ist so beständig und zuverlässig. Jeder Delfin ist anders. Einige von ihnen sind viel nervöser und überspannter. Ich schicke ihn jetzt ins Meer zurück, aber höchstwahrscheinlich werden sie im seichten Wasser bleiben. Ich will nur nicht, dass sie von jemandem bemerkt und belästigt werden. Kinder können albern und manchmal auch grausam sein. Ich wäre wirklich sauer, wenn man ihnen Stöckchen in die Blaslöcher wirft. An einigen Orten, an denen ich war, ist das schon vorgekommen, und dann kann ich mich nicht mehr beherrschen. «
Joley lachte leise. »Da brauchst du dir gar keine Sorgen zu machen. Wenn du es Hannah erzählst, tun sie es nur ein einziges Mal, denn sie würde sich etwas Spektakuläres einfallen lassen, um den Betreffenden eine Lektion zu erteilen. Es heißt, Sylvia hätte diesen Ausschlag auf der linken Gesichtshälfte, der immer wieder auftritt. Jedes Mal, wenn sie flirtet, zeigt er sich in Form eines flammend roten Handabdrucks.«
Abigail verdrehte die Augen. »Hat Hannah den Ausschlag immer noch nicht zurückgezogen?«
»Sie sagt, nur Sylvia selbst kann den Ausschlag kurieren, indem sie ›das Richtige‹ tut.«
»Und was soll das sein? Sie kann nichts dafür, dass sie flirtet. Sylvia definiert sich selbst ausschließlich darüber, dass sie flirtet. «
»Ich glaube, Hannah erwartet von ihr, dass sie sich bei dir entschuldigt.«
»Eher geht die Welt unter. Sylvia hat sich, solange ich zurückdenken kann, noch nie bei jemandem entschuldigt, und wir haben schon gemeinsam den Kindergarten besucht.« Abigail beobachtete die anderen Delfine, die sich jetzt um Kiwi scharten. »Ich möchte ein paar Aufnahmen von ihnen machen, auf denen man ihn deutlich sieht. Sie wissen, dass ich etwas auf seine Wunden geschmiert habe.« Sie zog die Kamera aus ihrer Tasche. »Macht es dir etwas aus, noch ein Weilchen zu bleiben, Joley?«
Joley schüttelte den Kopf und grinste. Abigail war bereits am Knipsen. Sie machte ihrer Tante Carol Ehre, als sie Schnappschüsse aufnahm wie eine Irre und bis zur Taille ins Wasser watete, ohne das kalte Wasser, das ihre Jeans durchnässte, überhaupt wahrzunehmen.
Der Wind kam vom Meer her, und die Möwen schwangen sich in die Luft und kreisten über ihnen, während die Delfine begannen, sich zu kleinen Gruppen zusammenzuschließen und in verschiedene Richtungen aufzubrechen, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. »Sieh nur, was sie tun«, sagte Abigail aufgeregt. »Siehst du, wie sie hochspringen? Das nennt man Spy-hopping. Sie verständigen sich darüber, wo die Jagd im Gange ist. Siehst du, wie sie die Fische zu einem kleineren und dichteren Klumpen zusammentreiben? Sie rufen die anderen herbei.«
»Was zum Teufel hast du hier zu suchen, Abigail?« Die Stimme zerriss die frühmorgendliche Stille. Sie klang zornig und hatte einen starken russischen Akzent.
Abigail hätte ihren Fotoapparat beinah ins Wasser fallen lassen. Als sie herumwirbelte, stand sie Aleksandr Volstov gegenüber. Er sah gut aus. Frisch und sauber. Makellos gepflegt in einem Anzug. Nicht im Mindesten zerknittert oder nass. Sogar sein Haar war gekämmt. »Na toll. Wie bist du denn hierher gekommen? Du befindest dich auf privatem Grund und Boden.«
»Ich sollte dich schütteln. Du besitzt etwa so viel Verstand wie ein Krebs.«
Joley hüstelte diskret, was ihr einen finsteren Blick von ihrer Schwester eintrug.
»Schläfst du denn nie, Aleksandr?«, fragte Abigail unwirsch. »Also wirklich, Joley. Wozu bist du überhaupt bewaffnet? Warum hast du nicht auf ihn geschossen? Ich habe dich schließlich nicht ohne Grund mitgenommen. Du solltest Wache stehen. Ich dachte, du würdest auf jeden schießen, der uns zu nahe kommt.«
»Ihr seid bewaffnet?«, fragte Aleksandr, und sein Akzent war so ausgeprägt, dass sie ihn kaum verstehen konnten. »Ich würde schlafen, wenn ich mir keine Sorgen darüber machen müsste, dass du jede Warnung, die ich dir erteile, in den Wind schlägst. Verflucht noch mal, Abbey, was zum Teufel stimmt nicht mit dir? Bist du lebensmüde?«
»Nein, wir sind schließlich bewaffnet«, erwiderte sie mit ruhiger Stimme. »Wir waren vorsichtig. Was hast du denn von mir erwartet? Dass ich mich in ein Loch verkrieche, weil du behauptest, ein Killer
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