Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
keinem Anzeichen zu erkennen gab, dass die Form oder das Gewicht des Kajaks eine Last darstellte.
Die Boote glitten so problemlos ins Wasser, wie sie es vorhergesagt hatte. An der Mendocino-Küste war die See meistens rau und schlug enorme Wellen, und daher empfand Abigail es als einen Glücksfall, zwischen den Felsen paddeln zu können, wo das Wasser im Moment ruhiger war.
»Heute ist ein schöner Tag«, bemerkte Aleksandr. Auch sie war schön, aber er würde nicht den Fehler machen, es ihr zu sagen. Die Sonne schien auf ihr Haar und tauchte dessen Röte in einen strahlenden Glanz. Ihre Haut sah zart aus, und er schloss seine Hand fester um das Paddel, damit er sie nicht ausstreckte und Abigail anfasste. Er verzehrte sich danach, sie zu berühren. Ihretwegen konnte er oft nicht schlafen und lief dann umher, blickte zu den Sternen auf und fragte sich, wo auf Erden sie wohl war. Jetzt war sie bei ihm, und doch hätte immer noch ein Weltmeer zwischen ihnen liegen können.
Sie kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. »Warum sprichst du nicht mit Jonas über das, was du hier tust? Er versteht etwas von seiner Arbeit.«
»In dem Punkt gebe ich dir recht. Er versteht etwas davon, und es ist nicht zu übersehen, dass er dir und deinen Schwestern viel bedeutet. Er hat aber bereits alle Hände voll damit zu tun, Danilovs Tod zu untersuchen.« Er wollte nicht über Jonas Harrington reden und über Danilov schon gar nicht, verflucht noch mal. Kalte Wut wogte in seinen Eingeweiden auf. Er war fünfzehn Minuten zu spät gekommen, um Andre Danilov zu retten. Die Schnellstraße war schmal und kurvig, und ein Wagen war vor ihm auf die Straße eingebogen und hatte ihn aufgehalten. Als er ihn endlich überholen konnte und den Yachthafen erreichte, war Danilov tot. Manchmal schien es ihm, als würde er ständig einem Mörder hinterherjagen, und jedes Mal, wenn er sich umdrehte, stolperte er über die Opfer. Danilov war ein
guter Mann gewesen, ein guter Agent, und Aleksandr würde erst heimkehren, wenn er seine eigene Form von Justiz geübt hatte.
»Tust du das nicht gerade auch?« Abigail tauchte ihr Paddel ins Wasser ein, und ihr Kajak glitt über das funkelnde Meer.
»Beides ist untrennbar miteinander verknüpft.« Aleksandr hielt mühelos mit ihrem Tempo Schritt. »Danilov war ein Geheimagent, der sich mit der Verschiebung von Kunstwerken befasst hat, und er ist umgebracht worden. Ich würde behaupten, das steht in einem direkten Zusammenhang mit meiner Ermittlung, und dazu kommt noch der Umstand, dass ich für ihn verantwortlich war. Ich werde den Schurken finden, der ihn auf dem Gewissen hat.«
Abbey sah ihm ins Gesicht. Seine Stimme war unverändert und drückte weder Wut noch Zorn aus, doch er hatte diese Worte mit tiefer Überzeugung geäußert. »Du bist nicht nur Polizist, stimmt’s, Sasha?«
Er warf einen Seitenblick auf sie, als er sein Paddel zu einem kräftigen Schlag ins Wasser tauchte und sein Kajak weit vorausschoss. »Stell keine Fragen, wenn du die Antwort nicht hören willst, Abbey«, riet er ihr. Er hätte wissen müssen, dass er ihr gegenüber zu viel von sich preisgab. Sie schnappte jede kleinste Nuance auf. Eine Wahrheitssucherin. Schon allein ihre Stimme konnte bei einem Mann den Wunsch wachrufen, jede einzelne seiner Sünden zu beichten … und er hatte weiß Gott viele auf sich geladen.
Nach den Vorfällen in Russland und aufgrund der Rolle, die er dabei gespielt hatte, fürchtete Abigail ihn. Er konnte es in ihren Augen sehen, in den Schatten, die dort lauerten. Es war ihm verhasst, die Schuld daran zu tragen, dass diese Schatten vorhanden waren, aber er konnte nichts daran ändern, wer er war und was er war. Er konnte die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, und er konnte nicht auslöschen, was ein großer Teil seines Charakters war.
»Das wird ja immer besser, nicht wahr? Warum um alles in der Welt hast du dich überhaupt jemals mit mir eingelassen? Ich glaube, du weißt selbst nicht, wer du bist.«
»Ich kenne mich selbst sehr gut, Abbey, und ich denke gar nicht daran, mich für Entscheidungen zu entschuldigen, die ich getroffen habe. Ich habe mir die Wahl nicht leicht gemacht, und ich hatte gute Gründe für meine Entscheidungen.« Er hatte sich geschworen, sich nicht zu verteidigen, aber er hatte ihre Reaktion auf das, was vorgefallen war, unterschätzt. Mit ihrer hartnäckigen Weigerung, ihm eine Chance zu geben und sich seine Erklärungen anzuhören, hatte sie ihn überrumpelt. In
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