Zauber der Wellen - Feehan, C: Zauber der Wellen - Oceans of Fire (3 - Abigail)
Wahrheit zu erfahren.«
»Vielleicht ist es gerade das, was dich veranlasst, vor Aleksandr wegzulaufen«, sagte Elle. »Nicht seine Fehler, sondern seine Stärke. Genau die Dinge, auf die du dich verlassen hast und die du an ihm bewundert hast, sind es nämlich, die du am meisten fürchtest.«
Abigail konnte ihren Blick nicht von Elle abwenden. »Du hast es gewusst. Du hast es die ganze Zeit gewusst.«
Elle zuckte die Achseln. »Ich weiß viele Dinge. Menschen haben ein Recht auf ihre Geheimnisse, Abbey, und das gilt sogar für meine Schwestern. Wenn du gewollt hättest, dass wir es alle erfahren, dann hättest du es uns gesagt. Wir alle haben dein Unglück wahrgenommen, und du wusstest, dass es uns nicht verborgen geblieben ist, aber du hast uns keine Erklärung dafür gegeben, und dazu solltest du dich auch nicht gezwungen fühlen.« Sie lächelte matt. »Es ist nicht immer leicht oder angenehm, ab und zu einen intimen Einblick in das Leben meiner Schwestern gewährt zu bekommen. Wir alle legen Wert auf unsere Privatsphäre, auch ich. Daher habe ich gelernt, meinen Mund zu halten.«
Libby streckte augenblicklich einen Arm aus und legte Elle ihre Hand auf die Schulter. »Du trägst eine so furchtbare Last, Elle.«
»Das tun wir doch alle«, sagte Sarah. »Wir müssen mehr Mitgefühl füreinander aufbringen. Zu meiner Beschämung muss ich sagen, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe, wie Elle dabei zumute sein muss, Dinge über uns zu wissen, von
denen wir nicht wollen, dass andere sie erfahren.« Sie sah ihre jüngste Schwester an. »Das muss dazu führen, dass du dich anders und allein fühlst, wie Abigail mit ihrer Gabe. Und Libby. Immer wollen alle etwas von Libby, wohin sie auch geht. Für sie gibt es keine Atempause, nicht einmal hier, obwohl unser Haus für uns alle eine Zufluchtsstätte sein sollte.«
»Jede von uns muss mit ihrer Magie vorsichtig umgehen«, sagte Kate. »Und noch etwas, Abbey: Wir alle haben schon Fehler gemacht. Wir können nicht perfekt sein, wenn wir uns auch noch so sehr anstrengen.« Sie lächelte Hannah und Joley kurz an. »Manche von uns wollen sich noch nicht einmal anstrengen. «
Joley salutierte strahlend. »Gratuliere, Schwester. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.«
»So sind wir nun mal«, stimmte Hannah ihr zu.
Sarah gab Hannahs Fuß einen Klaps. »Mach nur so weiter, du vorwitziges Biest – Mom und Dad kommen für die Hochzeit nach Hause, und ich kann mir gut vorstellen, dass du einiges zu hören bekommst.«
»Niemand würde es wagen, mich zu verpetzen«, sagte Hannah selbstgefällig.
»Nur damit du es weißt, Hannah, und auch sonst jede von euch, die auf Rache und Vergeltung aus sein könnte«, sagte Joley. »Das Haus hat Aleksandr letzte Nacht eingelassen.«
Alle schnappten gleichzeitig nach Luft, und sämtliche Schwestern starrten Abigail an. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht. »Ich weiß, ich weiß. Es muss etwas schief gegangen sein. Wir haben einen Fehler gemacht, und der Zauber hat nicht richtig gewirkt.« Sie blickte auf. »Ich hatte meine Balkontüren weit offen stehen, vielleicht lag darin das Problem.«
»Oh, Abbey«, sagte Hannah. »Es tut mir so leid für dich.«
»Er kann es nicht sein. Mir ist ganz egal, was in der Prophezeiung steht, und mich interessiert auch nicht, ob das Haus ihn eingelassen hat oder nicht. Ich will ihn nicht sehen und nicht
mit ihm reden und nie wieder etwas mit ihm zu tun haben«, behauptete Abbey.
»Oh, nein, bloß das nicht«, sagte Sarah. Sie sah das Telefon an und schnitt eine Grimasse.
Wie auf ein Stichwort hin läutete das Telefon.
»Geh nicht dran«, sagte Abigail. Sie sah Sarah an. »Er ist es, stimmt’s? Es ist Aleksandr.«
Sarah nickte.
»Lass es einfach läuten«, wies Abigail sie an.
»Mir macht es nichts aus, ihn zum Teufel zu schicken«, erbot sich Hannah.
»Hannah«, warnte Sarah sie. »Du willst doch nichts tun, was du später bereuen würdest. Abbey, geh ans Telefon.«
Abigail hätte sich geweigert, wenn es nicht Sarah – oder Elle – gewesen wäre, aber beide besaßen manchmal das zweite Gesicht. Sie nahm den Hörer ab. »Was willst du?«
»Ich freue mich auch, deine Stimme zu hören. Wir treffen uns in einer halben Stunde im McKerricher Park.«
»Ich werde dich nirgends treffen, Sasha.«
Aleksandr seufzte. »Ich habe keine Zeit, mich mit dir zu streiten. Wir treffen uns in einer halben Stunde dort. Dann fahren wir mit dem Kajak raus, zieh dich also entsprechend an. Der
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