Zauber einer Karibiknacht
„Walter macht die Unterlagen fertig, sodass wir sie noch vor der Hochzeit unterschreiben können.“
„Wann soll die Hochzeit denn stattfinden?“, wollte Rafe wissen.
„Ende der Woche“, antwortete Sean und hatte plötzlich das Gefühl, als würde sich eine Schlinge um seinen Hals zusammenziehen. Aber er beachtete es nicht weiter. Er hatte sich einverstanden erklärt und würde jetzt bestimmt keinen Rückzieher machen.
„Noch in dieser Woche?“, fragte Lucas ungläubig.
„Gib uns Bescheid, wenn der genaue Termin feststeht“, sagte Rafe. „Wir werden da sein.“
„Nein.“ Energisch schüttelte Sean den Kopf, was seine Kopfschmerzen noch verschlimmerte.
„Nein?“, wiederholte Lucas erbost. „Was soll das heißen?“
Auch Rafe war verärgert. „Natürlich kommen wir, du Idiot. Wir lassen dich das doch nicht alleine durchziehen.“
„Verflixt noch mal, Rafe“, wetterte Sean. „Das ist doch keine echte Hochzeit für die Ewigkeit. Es ist eine rein geschäftliche Transaktion, das ist alles.“
„Trotzdem ist es nicht in Ordnung, dass wir nicht dabei sein sollen“, murmelte Lucas. „Wir Brüder sind füreinander da. Das war immer so und wird immer so sein.“
Im Stillen war Sean seinen Brüdern für ihre enge Verbundenheit dankbar. Trotzdem wollte er sie bei der Hochzeit nicht dabeihaben, er sah einfach keinen Sinn darin. Und wer wusste schon, ob sie – oder noch schlimmer, Katie und Rose – ihm nicht doch noch ins Gewissen reden würden? Niemand sollte seinen Entschluss ins Wanken bringen.
„Macht euch nicht verrückt, ihr braucht wirklich nicht zu kommen. Für mich ist es sogar einfacher, wenn ihr nicht dabei seid.“
„Aber erwartet Stanford nicht, dass wenigstens deine engsten Angehörigen zu deiner Hochzeit kommen?“
Verflixt! Daran hatte er noch gar nicht gedacht!
„Hm, kann schon sein“, murmelte er. „Aber ich werde ihm einfach sagen, dass ihr es nicht einrichten konntet, weil es so kurzfristig war.“
„Das kommt bestimmt gut“, murmelte Rafe.
Sean seufzte. „Er wird es schon schlucken. Aber jetzt lassen wir das. Ich kümmere mich hier vor Ort um die Vorbereitungen für den Bau. Ihr könnt schon Rico kontaktieren und ihm sagen, dass wir im Geschäft sind. Ich setze mich mit der kleinen Baufirma hier auf der Insel in Verbindung, um zu klären, was wir von denen gebrauchen können und was wir noch hierher transportieren müssen.“
„Gut, dann erstell uns eine Liste“, bat ihn Rafe. „Ich kümmere mich anschließend um die Verschiffung.“
„Ach, übrigens“, mischte sich Lucas ein, „Rico will, dass wir ihm auf der Insel auch noch ein Privathaus bauen. Sieht fast so aus, als würde er sich auf Tesoro niederlassen wollen.“
Abwehrend hielt Sean die Hand hoch. „Langsam. Ich habe nur wegen des Hotelgrundstücks verhandelt. Was das Land für sein Haus angeht – darum muss er sich selber kümmern.“
„Du hast ja auch nichts mehr in der Hinterhand“, höhnte Lucas. „Könntest höchstens noch deine Seele verpfänden.“
„Sehr witzig.“
„Das Land für sein Haus hat Rico sowieso schon gekauft“, klärte Rafe seine Brüder auf. „Ein Grundstück direkt am Strand. Das hat der alte Stanford ohne Murren weggegeben.“
„Dann war ihm dieses Grundstück wohl nicht so wichtig“, murmelte Sean. Wieder spürte er, wie sich die unsichtbare Schlinge um seinen Hals zuzog.
„Und du willst das mit der Hochzeit wirklich durchziehen?“, bohrte Rafe nach.
„Natürlich.“
„Wie du willst. Du warst ja schon immer ein Sturkopf.“
Sean lächelte. So schön es war, mit seinen Brüdern übers Internet zu reden – er vermisste sie. Trotzdem war es besser, wenn sie nicht zur Hochzeit kamen. Sie sollten mit Melinda keine nähere Bekanntschaft schließen und erst recht nicht mit ihm eine Ehe feiern, die ein Verfallsdatum von nur zwei Monaten hatte.
Er hatte in das Geschäft eingewilligt und würde es durchziehen. Aber Zuschauer brauchte er dafür nicht auch noch.
4. KAPITEL
„Sag mir, dass das nicht dein Ernst ist.“
„Doch, ich heirate“, erwiderte Melinda mit fester Stimme. Merkwürdigerweise empfand sie dabei viel weniger Panik, als sie erwartet hätte.
Nachdem Sean und ihr Großvater die Abmachung getroffen hatten, hatte sie runde fünf Minuten mit ihrem zukünftigen Ehemann verbracht. Viel hatte Sean nicht gesagt – nur dass jetzt alles geregelt sei und er mit ihrem Großvater zu Abend essen würde. Dann hatte er ihr noch versprochen, sie
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