Zauber einer Karibiknacht
heute irgendwann anzurufen. Bisher hatte er das allerdings nicht getan.
Nervös sah sie aus dem Küchenfenster. Es war früher Vormittag. Also noch viel Zeit für seinen Anruf. Warum war sie trotzdem so nervös, so voller Erwartung?
Oje.
Den Großteil der vergangenen Nacht hatte sie auf dem Balkon ihrer Hotelsuite verbracht und auf den Ozean hinausgeblickt. Sie hatte einfach keine Ruhe gefunden.
Und sie wusste auch warum.
Sean King war zu attraktiv, zu – na ja – toll irgendwie. Seit Steven hatte kein Mann sie so in ihrem Innersten berührt, und das beunruhigte sie. Schon fast ein Grund, von der Abmachung zurückzutreten. Aber nein, das konnte sie nicht tun. Nicht, wenn sie endlich ihre Unabhängigkeit gewinnen wollte.
Jetzt saß sie also am Küchentisch ihrer besten Freundin und versuchte sich einzureden, dass schon alles gut gehen würde. Ihr Großvater war glücklich, Sean war … hm, genau wusste sie es nicht, aber wahrscheinlich zufrieden, weil er das Land bekam. Und sie war angespannt, aber gefasst.
„Nein, nein, nein, das kann ich einfach nicht glauben.“ Kathy Clark, Melindas beste Freundin und die Einzige, mit der sie über diese Angelegenheit reden konnte, schüttelte den Kopf. „Du hast doch selbst immer gesagt, dass die Ansichten deines Großvaters aus dem Mittelalter stammen.“
„Ich weiß, aber …“
„Und du hast gesagt: ‚Wenn er noch mal versucht, mich zu verheiraten, gehe ich ins Kloster.‘“
„Ja, aber …“
„Und obendrein hast du gesagt, dass du sowieso niemanden heiraten kannst, weil du immer noch Steven liebst.“
Den Namen Steven hatte Kathy mit großer Missbilligung ausgesprochen. Sie hatte ihn nie gemocht, obwohl Melinda nicht wusste warum. Das spielte jetzt sowieso keine Rolle.
Kathy runzelte die Stirn, während sie ihrem kleinen Sohn das Fläschchen gab. „Wer ist denn dieser geheimnisvolle Mann, der dich dein Gelübde brechen lässt?“
„Diesmal ist es etwas anderes, Kathy. Es ist ja nicht mein Großvater, der die Hochzeit arrangiert hat. Diesmal war ich es selber.“
Ihre Freundin blickte sie skeptisch an. „Jetzt tu nicht so, als ob das mehr Sinn ergeben würde.“
Melinda lachte und nahm Kathys zweijährige Tochter auf den Schoß. „Doch, das ergibt mehr Sinn. Ich heirate Sean, bekomme meinen Treuhandfonds – und dann lassen wir uns wieder scheiden.“
„Einfach so?“
„Ganz genau so.“ Melinda gab der kleinen Danielle einen Kuss auf die Stirn und lächelte, als das Kind begeistert in die Hände klatschte.
„Na ja, wenn du meinst …“
Melinda musterte Kathy nachdenklich. „Was ist denn?“
„Eine Heirat ist immer ein großer Schritt – auch wenn es nur eine Ehe auf Zeit sein soll. Und manchmal ist eine Scheidung – selbst wenn du sie willst – schmerzlicher, als du dir vorstellen kannst. Bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst?“
„Natürlich bin ich mir sicher. Es sind keine Gefühle im Spiel, und jeder bekommt, was er will. Glaub mir, ich habe mir alles gut überlegt. Es ist eindeutig die beste Lösung.“
„Trotzdem, einen Wildfremden zu heiraten …“
„Er ist ja kein Fremder. Ich habe Nachforschungen über ihn angestellt.“
„Ach so, das ist natürlich was anderes“, kommentierte Kathy ironisch und warf Melinda einen skeptischen Blick zu. „Statt dich von deinem Großvater verschachern zu lassen, bietest du dich selbst an.“
„Wenn du so willst – ja. Aber ich habe einen besseren Preis bekommen.“ Melinda lächelte, als ihre Freundin aufseufzte. „Glaub mir, es ist perfekt. Ich heirate, bekomme meinen Treuhandfonds, lasse mich scheiden – und dann bin ich wieder Single, und das Leben läuft weiter wie gewohnt.“
„Hmm …“
„Sean hat alles akzeptiert. Auch dass ich nicht mit ihm schlafen werde.“
„Das wird ja immer besser“, murmelte Kathy. „Wer ist denn dieser Sean?“
Melinda strich der kleinen Danielle über den Kopf. „Sean King.“
„Was? Sean King? Der Sean King? Der Mega-Millionär, den man immer in den Zeitschriften sieht? Der mit dem schwarzen Haar, den blauen Augen und dem Knackarsch?“
Melinda hielt Danielle die Ohren zu. „Aber Kathy“, ermahnte sie ihre Freundin lachend.
„Ich glaub es einfach nicht.“ Kathy setzte ihren kleinen Sohn in seinen Babystuhl, stand auf und schenkte Melinda und sich Kaffee nach. Als sie sich wieder gesetzt hatte, sagte sie: „Du weißt, Süße, ich liebe dich über alles. Aber mit dieser Aktion könntest du dir jede Menge
Weitere Kostenlose Bücher