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Zauber einer Karibiknacht

Zauber einer Karibiknacht

Titel: Zauber einer Karibiknacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Child
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erklärte er lachend. „Ich bin in Las Vegas groß geworden. Meine Mutter war Showgirl im Tropicana, als mein Dad sie kennenlernte. Meine Kindheitserinnerungen sind Wüstenhitze, zahllose Neonlichter und das Gefühl von stiller Verzweiflung, das über der Stadt liegt.“
    Überrascht setzte sie sich auf einen Schemel neben ihn. Das gleichmäßige Schaukeln der verankerten Jacht ließ sie an andere rhythmische Bewegungen denken, aber sie wischte den Gedanken beiseite. „Komisch, bei Las Vegas denke ich immer nur an Vergnügungstrips in den Sündenpfuhl. Mir ist nie so wirklich bewusst gewesen, dass die Stadt für viele ja auch ein Zuhause ist.“
    „Für mich war es kein wirkliches Zuhause“, murmelte er und ließ seinen Blick über die Bäume schweifen. „Ich habe da nur gewohnt, das war alles. Und auch das nur, bis ich sechzehn war.“
    „Sechzehn?“
    „Musste da weg“, erklärte er kurz angebunden. „Dann bin ich zu meinem Vater gezogen, bis ich aufs College kam und …“ Abrupt hielt er inne.
    „Und dann?“ Sie wartete, dass er weitererzählte, aber er schwieg. Die Sonne schien durch die Bäume und warf gesprenkelte Schatten auf sein Gesicht.
    Verärgert holte er tief Luft. „Warum erzähle ich dir plötzlich Sachen, die ich noch nie jemandem anvertraut habe?“
    „Vielleicht fällt es dir leichter, so etwas mit einer Fremden zu teilen?“
    Amüsiert lächelte er. „Du bist für mich schon lange keine Fremde mehr, Melinda.“
    „Hm, auch wieder wahr.“ Sie musste sich eingestehen, dass Sean ihr inzwischen sogar vertrauter vorkam als Steven. Obwohl sie sich doch geschworen hatte, Steven für immer zu lieben. Aber so war das nun mal. Man konnte jemanden seit Jahren kennen, ohne zu wissen, wie sein wahres Inneres aussah. Oder es lief wie bei Sean: Augenblicklich war eine Anziehungskraft da, eine spontane Seelenverwandtschaft, die … Ojeoje, es wurde immer schlimmer mit ihr!
    „Vielleicht liegt es an meinem freundlichen Gesicht, dass die Leute sich mir immer gleich öffnen“, scherzte sie.
    Lange sah er sie versonnen an. „Dein Gesicht ist nicht nur freundlich, es ist wunderschön. Ja, vielleicht liegt es daran. Vielleicht neige ich dazu, schnell auf ein freundliches Gesicht hereinzufallen.“
    „Ich glaube, du fällst auf nichts und niemanden herein.“
    Höhnisch lachte er auf. „Da täuschst du dich aber ganz gewaltig.“
    In seinen Worten lag Schmerz, Schmerz aus längst vergangenen Zeiten. Auch sein Blick wurde traurig. Spontan legte Melinda ihm tröstend die Hand auf den Arm. Sie kannte ihn sonst doch nur lächelnd und entspannt. Es erfüllte sie mit tiefem Mitgefühl, dass offenbar dunkle Schatten aus der Vergangenheit auf ihm lasteten. „Was … was ist denn passiert, Sean?“
    „Ach, nicht so wichtig.“ Als er auf ihre Hand sah, fiel ihm etwas auf. Er ergriff sie und fragte bestürzt: „Sag mal, was ist das denn?“
    Behutsam strich er mit dem Zeigefinger über die rote Narbe auf ihrem Handrücken. „Ach, nichts Schlimmes“, sagte Melinda beruhigend. „Nur eine kleine Verbrennung.“
    „Wie ist denn das passiert?“
    Achtlos zuckte sie mit den Schultern. Die kleine Narbe war kaum noch zu sehen, man musste schon sehr genau hinschauen. „Kleines Missgeschick mit dem Lötkolben.“
    „Lötkolben?“, fragte er und fuhr zärtlich über die gerötete Stelle. „Damit hätte ich am allerwenigsten gerechnet. Was hast du denn gelötet?“
    Sie setzte ein gezwungenes Lächeln auf und zog ihre Hand zurück. Immer wenn Sean sie berührte, verabschiedete sich ihr Verstand. Doch dem Begehren, das sich stattdessen einstellte, wollte sie nicht nachgeben. Nur das selige Andenken an Steven hielt sie davon ab. „Du hast deine kleinen Geheimnisse“, erwiderte sie lächelnd, „und ich meine.“
    „Jetzt komm, ich habe dir schon so einiges verraten. Eigentlich bist du jetzt mal dran. Und mich würde schon sehr interessieren, wie es zu dieser Verletzung gekommen ist.“
    Erleichtert stellte sie fest, dass die Trübsal von vorhin aus seinem Blick verschwunden war. „Na schön“, lenkte sie ein, „wenn wir zurück im Hotel sind, zeige ich’s dir.“
    „Zeigen? Au ja. Du kannst mir alles zeigen, was du willst.“
    „Das kann ich mir vorstellen“, murmelte sie leise vor sich hin, aber er musste es gehört haben, weil er ihr plötzlich verschwörerisch zublinzelte.
    Es schien ihm Spaß zu machen, sie in Verlegenheit zu bringen. Und es gelang ihm immer wieder. Eine kleine Anzüglichkeit hier,

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