Zauber einer Karibiknacht
ein Augenzwinkern da. Trotzdem bedrängte er sie nie, obwohl sie sich das insgeheim sogar wünschte.
„So“, sagte er plötzlich und ging zu den Treppenstufen, die von der Brücke aufs Deck führten, „das Plätzchen ist ideal für ein Picknick.“
„Picknick?“, fragte sie erstaunt. „Ich dachte, wir wollten aufs Meer rausschippern?“
Er blieb auf der Treppe stehen. „Nein, nein, lass uns picknicken. Und vielleicht noch ein bisschen schwimmen gehen.“
„Ich habe aber gar keinen Badeanzug dabei.“
„Badesachen sind nicht zwingend erforderlich.“ Wieder dieses Augenzwinkern.
Das Herz schlug Melinda bis zum Hals, als er unter Deck verschwand.
Nacktbaden mit Sean King? Das wäre ein Fehler! Er führte sie doch schon durch seine bloße Anwesenheit ständig in Versuchung. Wenn sie ihn jetzt noch nackt sehen würde, nackt und nass … Ihre Knie begannen zu zittern. Nein, das ging auf keinen Fall! Er war ihr Ehemann – aber dann auch wieder nicht. Sie waren verheiratet – aber dann auch wieder nicht. Also kam Sex nicht infrage – oder?
Ojeoje!
„Ich habe eine Überraschung für dich“, rief er, als er plötzlich wieder an Deck auftauchte.
„Was ist es denn?“
Herausfordernd blickte er sie an. „Komm runter und sieh’s dir selbst an.“
„Ach, ich glaube, ich brauche keine Überraschung. Ich bleibe lieber noch ein bisschen hier oben.“ Das erschien ihr sicherer. Lieber ein bisschen Abstand von diesem verführerischen Mann halten. So groß die Jacht auch war, im Moment kam sie ihr klein wie ein Ruderboot vor. Andererseits, wenn sie oben blieb, konnte er sich sicher denken warum …
„Na schön, wie du willst“, sagte er und öffnete einen Picknickkorb, den offenbar die Hotelküche für ihn zusammengestellt hatte. Er zog eine weiße Pappschachtel hervor und hob den Deckel an. „Aber wenn du da oben bleibst, bekommst du nichts von den schönen Sachen ab, die meine Schwägerin Katie uns geschickt hat.“
Katie – das war doch die Frau, die er die Kekskönigin genannt hatte. Neugierig geworden trat sie ans Geländer und sah zu, wie er einen sehr großen Keks hervorzog. Unwiderstehlich lecker, mit Schokolade besprenkelt und mit Puderzucker bestäubt.
„Das ist unfair“, kommentierte sie.
„Ich weiß“, erwiderte er und biss genüsslich ab. Während er mit geschlossenen Augen kaute, überzog ein Ausdruck vollendeter Glückseligkeit sein Gesicht. „Sie hat mir meine Lieblingskekse geschickt, die Gute.“
Das Wasser lief ihr im Mund zusammen und sie wusste nicht recht, ob es wegen der Kekse war oder weil er so einen verführerischen Anblick bot.
„Schmeckt einfach unvergleichlich“, schwärmte er und biss noch einmal ab. „Katie sagt, sie nennen sich mexikanische Hochzeitskekse. Aber sie hat das Rezept noch etwas verfeinert. Die Schokolade ist ihre Idee. Und außerdem macht sie sie größer.“
„Hört sich gut an“, sagte Melinda und bewegte sich langsam in Richtung Treppe.
„Und schmeckt noch besser“, versicherte er ihr und sah ihr direkt in die Augen. „Was Kekse angeht, ist Katie die ungekrönte Königin.“
Melinda konnte sich nicht mehr zurückhalten. Sie wagte einen vorsichtigen Schritt, dann noch einen, und ehe sie sich’s versah, stand sie direkt vor dem Mann, der sie ganz verrückt machte. „Wie sieht’s aus, teilst du mit mir?“
„Wenn du willst, teile ich alles mit dir“, versprach er zweideutig und hielt ihr die Schachtel hin.
Melinda griff zu, biss ab und kaute versonnen. Verzückt seufzte sie auf, und Sean lächelte verständnisvoll.
„Siehst du? Habe ich dir nicht gesagt, dass Katie die ungekrönte Königin ist?“
„Vielleicht hättest du sie heiraten sollen“, gab Melinda etwas gereizt zurück. So langsam konnte sie seine Lobgesänge auf die Schwägerin nicht mehr hören. Wobei sie zugeben musste, dass der Keks wirklich unübertrefflich schmeckte.
„Das hätte Rafe sicher nicht gefallen“, erwiderte Sean und legte die Keksschachtel auf der Sitzbank ab. „Außerdem habe ich ja schon eine Ehefrau.“
Als er näher an sie herantrat, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie konnte ihre Gefühle nicht länger im Zaum halten. Ja, sie hatte Steven – der Erinnerung an Steven – treu bleiben wollen, aber je näher sie sich Sean fühlte, desto mehr bröckelten ihre Vorsätze.
Vielleicht wollte sie Sean einfach nicht mehr widerstehen, vielleicht wollte sie endlich wieder fühlen, leben. In diesem Moment wusste sie, sie würde der Versuchung,
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