Zauber-Suche
Rahmen war der Dämon ehrenhaft. Er verstieß nicht gegen die Spielregeln – nicht einmal im kleinsten Detail, obwohl niemand von seinen Genossen da war, um es zu bemerken, und das schon seit tausend Jahren. Eine Integrität, die jedes menschliche Vermögen überstieg. Sollte er dafür etwa bestraft werden?
»Ich respektiere Sie«, sagte Bink schließlich zu Humfrey. »Und ich respektiere auch das Motiv der Gehirnkoralle.« Er wandte sich an den Golem. »Ich meine, du solltest deine Chance haben, voll und ganz wirklich zu werden.« Und zu der Nymphe sagte er: »Und dich liebe ich, Juwel.« Er machte eine Pause. »Aber ich könnte nichts und niemanden respektieren, wenn ich nicht auch die Gerechtigkeit respektierte und achtete. Wenn ich es zuließe, daß meine persönlichen Bindungen und Wünsche über meine eigene Rechtschaffenheit siegten, dann dürfte ich mich nicht mehr als moralisches Wesen bezeichnen. Ich muß tun, was ich für richtig halte.«
Die anderen antworteten nicht, sondern blickten ihn stumm an.
»Das Problem ist folgendes«, fuhr Bink nach einer kurzen Pause fort. »Ich bin mir nicht sicher, was wirklich richtig und Rechtens ist. Die Grundprinzipien des Dämons sind derart kompliziert und die Folgen eines Magieverlusts für unser Land sind derartig gewaltig … daß ich nicht weiß, was Recht und was Unrecht ist.« Er stockte erneut. »Ich wünschte, Chester wäre hier, damit ich mich mit ihm verständigen könnte, sowohl Vernunft- als auch gefühlsmäßig.«
»Du kannst den Zentauren retten«, sagte Humfrey. »Das Wasser des Korallensees tötet nicht, es konserviert nur. Er schwebt im Salzwasser und kann nicht fliehen, aber er lebt. Die Koralle kann ihn nicht befreien, denn das Salzwasser konserviert sie selbst auf ähnliche Weise. Aber wenn du die Magie unseres Landes rettest, kannst du mit Hilfe der phänomenalen Kraft dieser Umgebung hier deinen Freund wieder hervorholen.«
»Sie bieten mir schon wieder eine Verlockung persönlicher Art an«, erwiderte Bink. »Ich darf mich nicht von Ihnen beeinflussen lassen!« Denn nun begriff Bink, daß er den Kampf gegen die Gehirnkoralle immer noch nicht gewonnen hatte. Äußerlich war er zwar der Sieger, aber innerlich blieb die Sache noch unentschieden. Wie konnte er sichergehen, daß die Entscheidung, die er treffen würde, auch tatsächlich seine eigene sein würde?
Dann hatte er eine brillante Idee. »Argumentieren Sie doch mal für die Gegenseite, Magier! Sagen Sie mir, warum ich den Dämon freilassen sollte!«
Humfrey winkte erschrocken ab. »Du sollst den Dämon aber nicht freilassen!«
»Das sagen Sie. Das glaubt auch die Koralle. Ich kann aber nicht feststellen, ob das wirklich Ihr Wille ist oder nur das Produkt einer Beeinflussung durch Ihren Herrn. Also werden Sie jetzt für den Dämon argumentieren, und ich argumentiere dafür, daß er angekettet bleibt. Vielleicht finden wir auf diese Weise ja zur Wahrheit.«
»Du hast selbst etwas von einem Dämon an dir«, murmelte Humfrey.
»Jetzt werfe ich also ein, daß diese meine Freunde wichtiger sind als irgend so ein unpersönlicher Dämon«, sagte Bink. »Ich weiß zwar nicht, was für X(A/N) th gut ist, aber ich weiß auf jeden Fall, daß meine Freunde nur das Beste verdienen. Wie kann ich sie verraten, indem ich den Dämon befreie?«
Humfrey sah aus, als hätte er sein Böser-Blick-Auge verschluckt, aber er machte dennoch gute Miene zum bösen Spiel. »Das ist doch keine Frage des Verrats, Bink. Keines dieser Wesen hätte jemals die Magie kennengelernt, wenn der Dämon nicht hier gewesen wäre. Jetzt ist X(A/N) th ’s Zeit der Gefangenschaft zu Ende, und er muß freigelassen werden.
Wenn du das nicht tätest, würde das bedeuten, daß du deine Rolle im Spiel des Dämonen verrätst.«
»Ich habe keine Verpflichtung, am Spiel des Dämonen teilzunehmen!« gab Bink zurück. Langsam bekam er ein Gespür für die Diskussion. »Mich hat der reine Zufall hierher gebracht.«
»Das ist doch gerade die Rolle! Daß du, als bewußtes, denkfähiges Wesen, ohne vom Dämonen beeinflußt worden zu sein, aus eigenem Ansporn und per Zufall hierher kommst, um ihn zu befreien. Du hast gegen uns alle gekämpft, um zu dieser Entscheidung zu finden, und du hast auch gewonnen. Willst du jetzt alles einfach wegwerfen?«
»Ja, wenn es das beste sein sollte.«
»Wie kannst du dir anmaßen zu wissen, was das beste für ein Wesen wie X(A/N) th ist? Befreie ihn und laß ihn sein Schicksal selbst in die Hand
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