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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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geschleudert. Er krachte gegen eine Wand. Als er wieder zu sich kam, sah er, wie die Höhle langsam zusammenbrach. Riesige Felsbrocken stürzten herab und wurden zu Sand zertrümmert. Die ganze Welt schien in den Raum hineinzustürzen, den der Dämon freigemacht hatte. Damit hatte Bink nicht gerechnet: Er hatte an die Möglichkeit einer willkürlichen Zerstörung durch X(A/N) th oder die eines allmählichen Verlusts der Magie gedacht, aber nicht an eine achtlose Vernichtung im Zuge des Verschwindens des Dämonen.
    Was hatte er getan? fragte er sich, als ihn der Staub zu ersticken drohte und nur die funkenstiebenden Felsen die Szene erhellten. Warum hatte er nicht auf die Warnung der Gehirnkoralle gehört und den Dämon in Frieden gelassen? Warum hatte er seiner Liebe zu Juwel nicht nachgegeben und –
    Seiner Liebe? Nein, das stimmte ja gar nicht, dachte er inmitten der einstürzenden Trümmer. Er liebte Juwel nicht mehr!
    Das bedeutete aber, daß die Magie tatsächlich verschwunden war. Der Liebestrank wirkte nicht mehr. Jetzt würde sein Talent ihn nicht länger schützen. Das Land Xanth war nun Mundania gleich.
    Bink schloß die Augen und weinte. Die Luft war voller Staub, der ihm in den Augen brannte, und Angst hatte er außerdem auch, aber es war noch mehr als nur das. Er weinte um Xanth. Er hatte die Einzigartigkeit der ihm vertrauten Welt vernichtet. Selbst wenn er diesen Höhleneinsturz überleben sollte – wie konnte er jemals damit leben?
    Er wußte nicht, wie die Gemeinschaft, zu der er ja gehörte, darauf reagieren würde. Was würde aus den Drachen und den Gewirrbäumen und den Zombies werden? Wie konnten die Menschen ohne Magie leben? Es war, als sei die gesamte Bevölkerung plötzlich in die schäbige Kategorie der Nicht-Talentierten verbannt worden.
    Nach und nach beruhigte sich das Gestein. Bink stellte fest, daß er mit Felsstaub beschmiert und auch zerkratzt war, aber seine Gliedmaßen und sein Schwert waren noch intakt. Wie durch ein Wunder hatte er überlebt.
    Und die anderen? Er spähte durch das Geröll. Mattes Licht fiel durch ein Loch an der Decke herein. Das war offenbar der Fluchtweg des Dämons gewesen. X(A/N) th mußte einfach emporgeschossen sein und sich seinen Weg achtlos durch den Fels gebahnt haben.
    Welch eine Macht!
    »Magier! Juwel!« rief Bink, doch er erhielt keine Antwort. Der Steinschlag war derart heftig gewesen, daß nur die Stelle, an der er gelegen hatte, davon verschont geblieben war. Sein Talent mußte ihn, kurz bevor es verlosch, noch gerettet haben. Doch das war nun vorbei.
    Er bahnte sich seinen Weg über den Schutt. Staub wirbelte auf und bedeckte alles. Bink begriff, daß er zwar das Entweichen des Dämons mitbekommen hatte, wahrscheinlich aber eine Zeitlang auch ohnmächtig gewesen war. Es hatte sich eine Unmenge Staub angesammelt! Und doch wies sein Kopf nicht einmal eine Schramme auf und schmerzte auch nicht. Freilich konnte die physische und magische Explosion des entweichenden Dämons manche Widersprüche begründen.
    »Magier!« rief er erneut, obwohl er wußte, daß es zwecklos war. Er, Bink, hatte überlebt – aber seine Freunde hatten im kritischen Augenblick nicht den gleichen Schutz genossen wie er. Irgendwo unter diesem Geröllberg …
    Er erspähte ein Glitzern, eine matte Spiegelung, ein schwaches Glimmen zwischen zwei dunklen Steinen. Er schob sie auseinander. Da war es: die Flasche mit Crombie. Auf der Flasche lag ein Lumpen. Bink hob die Flasche auf und ließ den Lumpen herabfallen – da sah er, daß es die Überreste von Grundy dem Golem waren. Die kleine Menschengestalt hatte ihr Leben der Magie verdankt. Nun bestand Grundy nur noch aus ein paar Stoffetzen.
    Bink schloß wieder die Augen. Eisige Trauer überkam ihn. Er hatte getan, was ihm als richtig erschienen war – aber er hatte die Konsequenzen nicht wirklich bedacht. Moralische Spitzfindigkeiten ließen sich nicht greifen, Leben und Tod dagegen waren sehr greifbar. Doch mit welchem Recht hatte er diese Wesen zum Tode verurteilt? War das seine Moral gewesen: sie im Namen der Moral umzubringen?
    Er steckte den Lumpen zusammen mit der Flasche in seine Tasche. Offenbar hatte der Golem als letztes versucht, die Flasche mit seinem Körper zu schützen. Mit Erfolg. So hatte Grundy also sein Leben für das des Greifen geopfert, dem er gedient hatte. Er hatte sich gesorgt und hatte also seine Wirklichkeit tatsächlich erlangt – gerade noch rechtzeitig, um sie von widrigen Umständen wieder

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