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Zauberhafte Versuchung

Zauberhafte Versuchung

Titel: Zauberhafte Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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beiden Männern. Mr. Grey dagegen ... Im Geiste schalt Esme sich für diesen Gedanken. Einen Gedanken, der umso schlimmer war, je bewusster ihr wurde, dass sie diesen Mann anstarrte - seine sinnlichen Lippen und den dunklen Bartschatten auf seinen Wangen.
    Esme schüttelte den Kopf, um sich von diesen unsinnigen Gedanken zu befreien. Kein Mann würde einer Frau wie ihr Gewalt antun. Und es war mehr als widersinnig, deswegen enttäuscht zu sein.
    Aber nun könnte auch sie in den Besitz dieses weiblichen Zaubers gelangen. Sie musste nur das Kästchen öffnen.
    Was sie keinesfalls tun durfte. Esme legte die Hand auf den Deckel der Schatulle, um nicht in Versuchung zu geraten, es doch zu tun. Zumindest nicht mit ihren Händen. Sollte sie den Deckel allerdings durch reine Willenskraft dazu bringen, sich zu öffnen, ohne dass sie die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müsste, sollte etwas Böses aus der Schatulle entweichen, wäre das natürlich etwas anderes. Esme starrte das Kästchen beschwörend an. Doch nichts geschah.
    Dann entdeckte sie etwas, das wie ein kunstvoll geschwungenes Unendlichkeitszeichen aussah. Ein eingeritztes Muster, das haargenau der einzigartigen Form ihres Anhängers entsprach. Bestimmt ließ sich das Kästchen hier öffnen, was Esme aber keinesfalls tun würde.
    Aber was, wenn sie nur einen winzigen Blick hineinwarf? Was, wenn das ihr Schicksal war? Warum sonst war sie es, die diesen Anhänger besaß? Den Schlüssel, mit dem sich das sagenumwobene Kästchen öffnen ließ? Vielleicht war es ihr bestimmt, das Geheimnis der Büchse der Pandora zu lüften? Was eigentlich nur bedeuten konnte, dass ihr nichts Böses widerfahren würde.
    Sie hatte kaum die Zeit gehabt, in ihre Tasche zu greifen und die Halskette herauszuholen, als die Kutsche jäh zum Halten kam.
    »Was zum Teufel tun Sie da eigentlich?«, fragte Fielding barsch.
    Esme blieb beinahe das Herz stehen. Für einen Moment erwiderte sie Fieldings Blick, bevor sie wieder auf die Schatulle auf ihrem Schoß schaute. »Ich habe das Kästchen nur bewundert. Es ist eine echte Kostbarkeit, wie Sie sich vielleicht vorstellen können.«
    »Allerdings.« Er griff danach und schob es zurück in die alte Tasche. »Wir sind da.«
    Die Kutschentür wurde geöffnet, und ein Diener bot Esme helfend seine Hand an. »Miss«, sagte er höflich.
    Sie steckte den Kopf zur Tür hinaus. »Wo sind wir?«
    »Auf meinem Familiensitz. Er liegt auf halbem Weg zwischen Portsmouth und London. Ich dachte, wir könnten hier rasten und uns den Staub abwaschen.« Als Esme sich immer noch nicht rührte, stieß er sie an. »Nun steigen Sie schon aus, Miss Worthington.«
    Das Haus, das sich hinter der geschwungenen Einfahrt erhob, war ein im klassischen Stil errichtetes, mehrstöckiges Gebäude, das über mindestens sechs Schornsteine verfügte und von zwei prachtvollen Flügeln flankiert wurde. Von der Bauweise her ließ das Ganze fast an eine Kathedrale denken.
    »Kommen Sie«, sagte ihr Retter und machte sich nicht einmal die Mühe abzuwarten, ob Esme ihm folgte.
    Esme hatte sich schon immer gefragt, wie es wäre, von einem Schwarm von Dienstboten gebadet, angekleidet und umsorgt zu werden, und heute fand sie es heraus. Eine Zofe wusch ihr das Haar, eine andere sorgte dafür, dass das Wasser warm blieb, und eine dritte wusch Esme den Rücken. Danach waren ihr zwei weitere junge Frauen beim Ankleiden behilflich und frisierten sie.
    Das Kleid mit dem karierten Mieder, dem buttergelben weiten Rock und der Samtschärpe war seit wohl zwanzig Jahren aus der Mode, aber es war warm und sauber. Wunderbarerweise hatten die Hausmädchen auch ein Paar Stiefel gefunden, die Esme einigermaßen passten. Das vom Alter harte Leder hatte sich offenbar den Füßen seiner früheren Besitzerin angepasst. Esme waren sie ein wenig zu groß und saßen an den Fersen zu locker, während sie über dem Spann drückten. Auch das Kleid war ihr um die Hüften herum zu eng, und Esme zupfte immer wieder daran herum.
    Im Grunde hätte sie nichts lieber getan, als sich in das herrlich bequem aussehende Bett zu legen, das die Mitte des Zimmers einnahm, aber Mr. Grey hatte nicht gesagt, wie lange sie hierbleiben würden, und vor ihrer Abreise hatte Esme noch einiges zu tun. Wie zum Beispiel die Büchse der Pandora zu suchen und sie sich noch einmal anzusehen ...
    Die Wände des Flurs waren bis fast an die Decke mit Walnussholz getäfelt, das von dem Zitronenöl glänzte, mit dem es offensichtlich

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