Zauberhafte Versuchung
Ohren‹. Oder einfach nur naiv.«
»Wie auch immer. Ich bin eine unabhängige, siebenundzwanzig Jahre alte Frau und lebe schon seit langer Zeit allein.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich bin also durchaus in der Lage zu entscheiden, ob ich mir einen Liebhaber nehme, wenn ich einen will.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, tippte sie ihm bei den letzten vier mit dem Zeigefinger wieder auf die Brust. »Und ich will dich.« Dummerweise verließ ihr Mut sie jetzt, und ihre Stimme geriet ins Schwanken. »Ich dachte, du wolltest mich vielleicht auch.«
»Du musst gar nichts zu tun, um mich zu verführen«, sagte Fielding schließlich. Unvermittelt ergriff er ihre Hand und legte sie auf die Wölbung in seiner Hose. »Fühlst du das?«
Esme sog scharf den Atem ein, als sie seine Härte spürte, und schloss ihre Hand um ihn.
»Das ist der Beweis, wie sehr ich dich begehre. Du musst nur dasitzen, mich mit deinen schönen Augen ansehen und mit deinem wundervollen Mund zu lächeln, um mein Begehren nach dir zu entfachen.« Er umfasste ihre Arme kräftiger, als sie erwartet hatte. »Ich bin vor Verlangen nach dir wie von Sinnen, aber das ändert gar nichts. Ich kann dich nicht haben, Esme.«
Ihr Puls beschleunigte sich bei seinen Worten, bis sie ihn in ihren Ohren dröhnen hörte. Sie musste schlucken, bevor sie ihre Stimme wiederfand. »Dann bist du einer anderen verpflichtet?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Esme, das ist es nicht.«
Enttäuschung und Verwirrung stiegen in ihr auf. Er begehrte sie, und trotzdem sagte er, er könne sie nicht haben. Was lächerlich war, schließlich hatte sie ihm sich angeboten. Außerdem hatte er ihre körperlichen Vorzüge mit einer Glut in den Augen aufgezählt, die keinen Zweifel an seinem Interesse offenließ.
Also musste es ihr Wesen sein, das er nicht anziehend fand. Ihre Persönlichkeit, ihr Verhalten, ihre Intelligenz. Enttäuscht trat sie von ihm zurück und kam sich plötzlich ausgesprochen töricht vor, weil sie Annette erlaubt hatte, sie auf so auffallende Weise zu frisieren.
Esme schloss die Hand um den Armreif, als könnte sie seine Macht über sie schmälern, wenn sie ihn bedeckte. Es ist nur dieser verdammte Goldreif, tröstete sie sich. Sie würde bestimmt nicht immer so empfinden.
Dann räusperte sie sich. »Ich habe herausgefunden, wie ich den Armreif loswerden kann. Nun ja, es ist nicht direkt die Lösung des Problems, aber möglicherweise ein Weg dorthin.«
Sie blätterte ein Journal durch und reichte es dann Fielding. »Sieh dir den letzten Abschnitt auf der rechten Seite an«, sagte sie, und ihr ernster Ton überzeugte sie nahezu selbst, dass sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.
Fielding überflog die Seite und machte ein Gesicht, als wolle er das Journal schon wieder schließen, vielleicht, weil er glaubte, sie hätte dort nichts Nützliches gefunden ... aber dann runzelte er die Stirn und sah genauer hin.
»Hattest du schon einmal etwas von diesem Biedermann-Tagebuch gehört?«, fragte er Esme.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe gestern Abend lange darüber nachgedacht, doch der Name sagt mir gar nichts.« Sie reichte ihm ein Buch. »Aber dann habe ich weitergestöbert, und wie es scheint, hat dieser Biedermann an der Übersetzung eines bestimmten griechischen Texts gearbeitet.«
»Hier steht, dass sich in dem Biedermann-Tagebuch der Schlüssel zur Aufhebung sämtlicher Verfluchungen findet, die die Büchse der Pandora enthält.« Fielding blickte von dem Journal auf und Esme fragend an. »Oder zumindest behauptet das-«, er schaute wieder auf den Artikel-, »ein gewisser George Winthrop.«
Esme straffte die Schultern und lächelte. »George Winthrop ist ein anerkannter Experte, was die Büchse der Pandora angeht. Er lebt in Amerika und seine ›Behauptungen‹, wie du sie nennst, dürften als recht präzise angesehen werden. Sollte es uns also gelingen, diesen Biedermann zu finden, haben wir vermutlich auch die Antworten auf unsere Fragen.« Esme beugte sich vor und stieß Fielding schmunzelnd an. »Bist du nicht beeindruckt von meinen Ergebnissen?«
»Sehr sogar. Aber hast du eine Ahnung, wie wir diesen Biedermann ausfindig machen können?«, fragte Fielding.
»Die habe ich, oh ja. Denn gestern ist mir eingefallen, dass es höchste Zeit ist, meinem Freund Phillip einen Besuch abzustatten. Er könnte genau die richtige Person sein, uns diese Frage zu beantworten. Und darum habe ich mir die Freiheit genommen, ihm heute
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