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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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fest. »Was ist hier los? Ich will sofort wissen, was hier los ist!«
    »Dieser Schweinehund…«, keuchte Kyle, doch Altheas tiefe, gleichmütige Stimme schnitt seiner Toberei das Wort ab. Ihre Stimme klang noch heiser vom Weinen, doch ansonsten war sie äußerst kontrolliert.
    »Ich war verzweifelt. Und ich habe zuviel getrunken. Ich bin Brashen Trell in einer Taverne begegnet, und er hat darauf bestanden, mich nach Hause zu bringen. Das ist alles, was passiert ist, bevor Kyle herausgestürmt kam und blindlings Leute angepöbelt hat.«
    Althea hob plötzlich den Kopf und sah Kyle finster und herausfordernd an. Sollte er es doch wagen, ihr zu widersprechen!
    »Das stimmt«, sagte Brashen, gerade als Kyle sich beschwerte:
    »Aber seht sie an! Seht sie bloß an!«
    Brashen wusste nicht, wem Ronica Vestrit glaubte. Etwas von ihrem stählernen Willen, für den sie bekannt war, schimmerte durch, als sie einfach sagte: »Kyle, Althea, geht ins Bett. Brashen, geh nach Hause. Ich bin zu müde und zu traurig, um mich jetzt darum zu kümmern.«
    Als Kyle protestieren wollte, fügte sie versöhnlich hinzu: »Morgen ist früh genug, Kyle. Wenn wir die Diener wecken, werden sie diesen Skandal auf dem ganzen Markt verbreiten. Ich bezweifle nicht, dass schon jetzt mehr als einer an der Tür lauscht. Also machen wir dem ein Ende. Familienangelegenheiten sollten besser in den eigenen vier Wänden bleiben. Das hat Ephron immer gesagt.«
    Sie drehte sich zu Brashen um. »Gute Nacht, junger Mann.«
    Damit war er entlassen, und er floh nur zu gern. Er sagte weder auf Wiedersehen noch gute Nacht, sondern eilte rasch in die Nacht hinaus. Als er die schwere Tür zufallen hörte, hatte er das Gefühl, als habe er ein Kapitel seines Lebens abgeschlossen.
    Er ging wieder in Richtung Hafenbecken. Als er langsam hinuntermarschierte, hörte er das erste vorsichtige Zwitschern der Vögel. Er blickte nach Osten und sah, dass ein Silberstreif am Horizont schimmerte. Plötzlich fühlte er sich sehr müde.
    Er dachte an die enge Koje, die ihn auf der Viviace erwartete, und dann fiel ihm alles wieder ein. Keine Koje wartete auf ihn.
    Nirgendwo. Er spielte kurz mit dem Gedanken, sich eine Kammer in einer Herberge zu mieten, einen Ort mit einem weichen Bett, sauberen Laken und warmem Wasser zum Waschen am Morgen. Er schnitt eine Grimasse. Das würde sein Geld rasch dezimieren. Vielleicht würde er morgen für eines zahlen, wenn er es eine ganze Nacht nutzen konnte. Aber heute würde er nur noch ein paar Stunden Schlaf finden, bevor die Hitze des Tages ihn wieder weckte. Er würde kein Geld für ein Bett ausgeben, das er kaum benutzen konnte.
    Alte Gewohnheit lenkte seine Schritte zum Hafen hinunter.
    Er schüttelte den Kopf und ging die Wield-Straße entlang, die aus der Stadt hinaus und zu den steinigen Stränden führte, auf die die ärmsten Fischer ihre Boote zogen. Paragon würde ihn aufnehmen und sich über die Gesellschaft freuen. Der Nachmittag kam noch früh genug. Dann würde er seinen Seesack holen und nach Arbeit und Unterkunft suchen. Bis dahin war er ein paar Stunden allein und durfte ruhen, weit weg von den Vestrits und den Havens.

    Maulkin blieb, wo er war. Er öffnete und schloss sein Maul, als er die neue Atmosphäre schmeckte. Das Knäuel ließ sich müde in dem weichen Schlamm nieder, dankbar für diese kurze Erholungspause. Shreeva betrachtete ihren Führer mit einem Blick, der beinahe Zuneigung verriet, während er die Sole der Fülle kostete. Seine Halskrause war aufgeplustert, halb herausfordernd, halb fragend. Ein paar andere Seeschlangen grollten wegen seines Verhaltens und wanden sich unbehaglich.
    »Hier gibt es keinen Herausforderer«, bemerkte Sessurea. »Er kämpft gegen Luftblasen.«
    »Nein«, widersprach Shreeva ruhig. »Er ringt mit Erinnerungen. Er kämpft darum, sie einzufangen. Das hat er mir erzählt. Sie tauchen vor seinem Verstand auf wie eine große Schule von Dickmäulern und verwirren das Auge mit ihrer Vielfalt. Wie ein kluger Fischer muss er das Maul aufreißen, in ihre Mitte stoßen und darauf vertrauen, dass sich etwas in seinem Kiefer befindet, wenn er ihn schließt.«
    »Vermutlich hat er dann das Maul voller Schlick«, meckerte Sessurea leise.
    Shreeva richtete drohend ihre Halskrause auf, und er wandte sich hastig von ihr ab und beschnüffelte seinen eigenen Schwanz, als wolle er sich putzen. Sie streckte sich und putzte sich effektvoll, um zu zeigen, dass sie ihn nicht fürchtete.
    »Röhrenwürmer«,

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