Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
die Ernte einfahren zu können, die wir mit unserem Blut gewässert haben.«
»Der Satrap trägt daran genausoviel Schuld wie sie selbst«, betonte Ronica. »Er hat das Wort gebrochen, das uns sein Vorfahre Esclepius gegeben hat. Es war uns geschworen worden, dass es keine weiteren Landschenkungen an Neulinge geben würde, es sei denn, dass unser Konzil es akzeptiert. Die Drei-Schiffe-Immigranten sind zwar mit leeren Händen zu uns gekommen, aber mit willigen Rücken, und jetzt gehören sie zu uns. Aber diese letzten Neuankömmlinge reißen Land an sich und beanspruchen ihre Leffer, ohne sich darum zu kümmern, wem oder was sie schaden. Felco Treeves hat sich einfach Land auf dem Hügel über Händler Drurs Biertal genommen und lässt dort sein Vieh weiden. Jetzt sind Drurs Quellen, die einst so klar waren, gelb von Kuhpisse und sein Bier ist kaum noch trinkbar. Und als Trudo Fell kam, hat er den Wald als Eigentum beansprucht, aus dem wir uns Feuerholz und Eichen für Möbel und…«
»Ich weiß. Ich weiß das alles«, unterbrach Davad sie missmutig. »Ronica, dies immer und immer wieder durchzusprechen bringt nur Verbitterung. Und es nützt auch nichts, sich vorzumachen, die Dinge würden wieder so werden, wie sie einst gewesen sind. Das tun sie nicht. Und es ist nur die erste Welle der Veränderung. Wir können darauf reiten, oder wir werden von ihr zermalmt. Glaubt Ihr nicht, dass der Satrap noch mehr Land verleihen wird, wenn sich herausstellt, dass diese Neuankömmlinge prosperieren? Es werden viel mehr kommen. Der einzige Weg, mit ihnen fertig zu werden, ist der, sich ihnen anzupassen. Von ihnen zu lernen, falls nötig, und ihre Art anzunehmen, wenn wir es denn müssen.«
»Aye.«
Ephrons Stimme klang wie eine verrostete Türangel.
»Wir können uns so gut an die Sklaverei gewöhnen, dass es uns nicht mal mehr kümmert, wenn unsere Enkelkinder versklavt werden, weil die Schulden eines Tages zu hoch geworden sind. Und was die Seeschlangen angeht, die von den Sklavenschiffen in unsere Gewässer gelockt werden, weil sie den Leichen folgen, die über Bord geworfen werden… Nun, wir können sie direkt in die Bucht der Händler einladen. Dann brauchen wir wenigstens keinen Friedhof mehr.«
Für einen kranken Mann war das eine lange Rede. Er hielt inne und rang nach Luft. Bei seinem ersten Wort war Ronica aufgesprungen, um die Mohnmilch zu holen. Sie zog den Stopfen aus der schweren, braunen Flasche, aber Ephron schüttelte langsam den Kopf. »Noch nicht«, sagte er. Er atmete einen Augenblick keuchend, bevor er wiederholte:
»Jetzt noch nicht.«
Dann richtete er den Blick seiner wässrigen Augen auf Davad, dessen Entsetzen über Ephrons Schwäche sich unübersehbar auf seinem Gesicht abzeichnete. Ephron hustete leise.
Davad bemühte sich um ein Lächeln. »Es ist gut, dich wach zu sehen, Ephron. Ich hoffe, dass du nicht von unserer Unterhaltung gestört worden bist.«
Einen Augenblick starrte Ephron den Mann einfach nur an.
Und dann, mit der beiläufigen Grobheit eines wahrhaft Kranken, ignorierte er ihn einfach. Der trübe Blick seiner Augen richtete sich auf seine Frau. »Schon Nachricht von der Viviace ?«, fragte er. Er stellte die Frage, wie ein Hungernder nach Essen verlangt.
Ronica schüttelte zögernd den Kopf, während sie die Mohnmilch absetzte. »Aber sie sollte nicht mehr allzulange auf sich warten lassen. Wir haben Nachricht aus dem Kloster erhalten, dass Wintrow sich auf dem Heimweg befindet.«
Ihre Miene hellte sich bei diesen Worten auf, aber Ephron drehte nur langsam den Kopf auf dem Kissen zur Seite.
»Was will er denn tun? Feierlich dreinschauen und um eine Gabe für sein Kloster bitten, bevor er wieder abreist? Ich habe den Jungen aufgegeben, als seine Mutter ihn Sa geweiht hat.«
Ephron schloss die Augen und atmete eine Weile angestrengt.
Er öffnete die Augen erst, als er wieder sprach. »Dieser verdammte Kyle. Er hätte schon vor Wochen wieder zu Hause sein müssen… Es sei denn, er hat das Schiff auf Grund gesetzt und Althea gleich mit ihm versenkt. Ich wusste, dass ich das Schiff in Brashens Hände hätte geben sollen. Kyle ist ein guter Kapitän, aber es braucht Händlerblut, um ein Zauberschiff wirklich begreifen zu können.«
Ronica fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Es beschämte sie, dass ihr Ehemann in Davads Anwesenheit so über ihren Schwiegersohn sprach. »Bist du hungrig, Ephron? Oder durstig?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
»Weder
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