Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
noch.«
Er hustete. »Ich sterbe. Und ich hätte gern mein verdammtes Schiff hier – damit ich auf ihrem Deck sterben und sie erwecken kann, damit mein ganzes verdammtes Leben nicht umsonst gewesen ist. Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Dass der Traum, den zu erfüllen ich geboren wurde, genauso Wahrheit wird, wie ich es immer geplant habe?«
Er rang bebend nach Atem. »Der Mohn, Ronica. Jetzt brauche ich den Mohnsaft.«
Sie maß die zähe Medizin auf einem Löffel ab und schob ihn Ephron in den Mund. Er schluckte sie, ohne sich zu beklagen.
Anschließend holte er tief Luft und deutete auf den Wasserkrug.
Er trank in kleinen Schlucken und lehnte sich dann mit einem pfeifenden Seufzer in die Kissen zurück. Die Furchen auf seiner Stirn glätteten sich bereits, und auch sein Mund wurde schlaffer. Sein Blick glitt zu Davad, aber er sprach nicht zu ihm.
»Verkauf nichts, Liebes. Warte, solange du irgend kannst. Lass mich auf dem Deck meines Schiffes sterben, und ich werde dafür sorgen, dass die Viviace dir gut dient. Sie und ich werden die Wellen durchkreuzen, wie kein Schiff zuvor es je getan hat, schnell und stetig. Es wird dir an nichts mangeln, Ronica, das verspreche ich dir. Bleib nur auf Kurs, und alles wird gut.«
Seine Stimme wurde bei jedem Wort leiser, tiefer und langsamer. Sie hielt den Atem an, als er wieder nach Luft schnappte. »Kurs halten«, wiederholte er, aber sie glaubte nicht, dass er jetzt noch mit ihr redete. Vielleicht hatte der Saft seinen träumenden Verstand bereits wieder an Deck seines geliebten Schiffes getragen.
Sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen, und kämpfte dagegen an.
Die Tränen wehrten sich gegen ihre Entschlossenheit, bis der Schmerz in ihrer Kehle sie beinahe erstickte. Sie warf Davad einen Seitenblick zu. Er besaß zwar nicht die Höflichkeit, den Blick abzuwenden, aber wenigstens wirkte er ein wenig beklommen. »Sein Schiff«, sagte sie bitter. »Immer geht es um sein verdammtes Schiff, mehr kümmert ihn nicht.«
Sie fragte sich, warum sie es lieber hatte, dass Davad dachte, sie weine darüber anstatt über Ephrons Tod. Sie schnüffelte, ein entsetzlich lautes Geräusch, gab schließlich nach, griff nach ihrem Taschentuch und wischte sich die Augen.
»Ich sollte gehen«, erklärte Davad schließlich.
»Müsst Ihr schon aufbrechen?«, hörte Ronica sich unwillkürlich fragen. Sie fand die Disziplin, die ihrer Rolle angemessen war. »Danke, dass Ihr vorbeigekommen seid. Lasst mich Euch wenigstens zur Tür bringen«, sagte sie, bevor Davad es sich anders überlegen konnte und blieb.
Sie stand auf und zog Ephron eine leichte Decke über. Er murmelte etwas von einem Topsegel. Davad nahm ihren Arm, als sie das Krankenzimmer verließen, und sie zwang sich, diese Aufmerksamkeit zu tolerieren. Sie zwinkerte, als sie aus dem dämmrigen Zimmer hinaustraten. Sie war immer stolz auf ihr helles und luftiges Heim gewesen. Doch jetzt kam ihr das Sonnenlicht, dass durch die großen Fenster schien, hart und gleißend vor. Sie wandte den Blick vom Atrium ab, als sie daran vorbeigingen. Es war einmal ihr ganzer Stolz und ihre Freude gewesen. Doch jetzt, da sie nicht mehr darauf achtete, war es eine desolate Einöde aus sterbenden Pflanzen und wucherndem Unkraut. Sie versuchte sich einzureden, dass sie Zeit haben würde, sich darum zu kümmern, wenn Ephron gestorben war, aber plötzlich kam ihr dieser Gedanke schändlich und verräterisch vor, als würde sie so ihrer Hoffnung Ausdruck geben, dass ihr Ehemann bald starb, damit sie sich wieder um ihren Garten kümmern konnte.
»Ihr seid schweigsam«, bemerkte Davad sehr direkt. Sie hatte ihn vollkommen vergessen, obwohl sie ihren Arm bei ihm eingehängt hatte.
Bevor sie mit einer höflichen Entschuldigung aufwarten konnte, sprach er knurrig weiter. »Aber wenn ich mich recht erinnere, hatte ich auch mit niemandem etwas zu bereden, als Dorill gestorben ist.«
Er drehte sich zu ihr um, als sie die große weiße Tür erreicht hatten. Überraschend nahm er ihre Hände in seine. »Wenn es irgendetwas gibt, das ich tun kann… und ich meine wirklich irgendwas, ganz gleich, was… Lasst Ihr es mich wissen?«
Seine Hände waren feucht und schwitzig, und sein Atem roch nach dem zu stark gewürzten Essen, aber das schlimmste war die absolute Aufrichtigkeit in seinem Blick. Sie wusste, dass er ein Freund war, aber in dem Augenblick sah sie nur, was aus ihr werden würde. Als Dorill noch gelebt hatte, war Davad ein mächtiger Mann in
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