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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zerstörte Gesicht zu der Stimme empor. »Ich schwöre es. Immer und immer wieder. Warum sollte ich lügen?«
    Der Mann weinte geräuschvoll. Es klang merkwürdig, als er durch seine Nasenlöcher schluchzte. »Bitte, edler Herr, hetzt sie nicht mehr auf mich. Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich habe ihr alles gesagt, was ich weiß.«
    Plötzlich fand Kennit all das viel zu anstrengend. Der Mann hatte offensichtlich Etta belogen und log jetzt Kennit an. Dieser Gefangene war nutzlos. Der Schmerz von seinem Bein hämmerte Kennit bis gegen die Schädeldecke. »Ich… ich bin beschäftigt.«
    Er wollte nicht zugeben, wie sehr ihn die einfachen Verrichtungen des Badens und Anziehens erschöpft hatten.
    »Kümmere dich um ihn, Sorcor. Wie es dir gefällt.«
    Die Bedeutung seiner Worte war unmissverständlich, und der Gefangene heulte protestierend auf. »Oh. Und mach die Tür zu, wenn du hinausgehst«, befahl Kennit noch.
    »Bei Sa!«, hörte er einen Matrosen ausrufen, als sich die Tür hinter ihnen und dem jammernden Gefangenen schloss. »Er nimmt sie sich schon wieder vor. Schätze, dass nichts Kapitän Kennit klein kriegt.«
    Kennit drehte sich leicht zu Ettas warmem Körper hin, schloss die Augen und fiel auf der Stelle in einen tiefen Schlaf.

13. Launen des Schicksals

    Es kam ihm nicht real vor, bis sie ihn packten. Gegen den alten Wächter hätte er sich vermutlich leicht wehren können, aber dies hier waren kräftige, muskulöse Männer mittleren Alters, die ihr Handwerk verstanden. »Lasst mich los!«, schrie Wintrow wütend. »Mein Vater kommt mich holen! Lasst mich los!«
    Es war dumm, sollte er später denken. Als wenn es genügt hätte, es ihnen einfach zu sagen. Auch das gehörte zu den Dingen, die er lernen musste. Worte aus dem Mund eines Sklaven bedeuteten gar nichts. Seine ärgerlichen Schreie waren für sie nicht mehr als das Gebrüll eines Esels.
    Sie verdrehten seine Arme, so dass er wütend in die Richtung stolperte, in die sie ihn führen wollten. Noch hatte er seine Überraschung nicht ganz überwunden, dass man ihn tatsächlich gepackt hatte, als man ihn bereits fest gegen den Block des Tätowierers presste. »Sei ruhig!«, knurrte ihn einer der Männer an, als er Wintrows Fesseln fest durch eine Krampe zog. Wintrow zuckte zurück und hoffte, sich befreien zu können, bevor der Stift eingeführt werden konnte, aber er rieb sich nur die Haut an den Schienbeinen auf. Der Stift steckte bereits drin. Und ebenso schnell hatten sie ihn nach vorn gebeugt, so dass er mit den gefesselten Händen beinahe die Knöchel berührte. Einer der Männer gab ihm einen leichten Stoß und drückte seinen Kopf in den Lederkragen, der senkrecht auf dem Block befestigt war. Der andere Mann zog kurz an dem Lederriemen, der ihn sicherte. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte ihn erstickt. So lange er sich aber nicht wehrte, bekam er genug Luft zum Atmen. Die Männer arbeiten genauso wirkungsvoll wie Landarbeiter, die Kälber kastrieren, dachte Wintrow benommen. Dieselbe erfahrene Gefühllosigkeit, dieselbe präzise Anwendung von Gewalt. Er bezweifelte, dass sie überhaupt schwitzten. »Das Siegel des Satrapen«, sagte einer zu dem Tätowierer. Der Mann nickte und bewegte ein Stück Cindin im Mund.
    »Mein Fleisch ist nicht von mir gemacht. Ich will es nicht verletzen, um Schmuck zu tragen oder eine Verzierung in meinem Gesicht einzubetten. Denn ich bin ein Geschöpf von Sa geworden, wie ich sein sollte. Meine Haut gehört nicht mir, und ich kann nicht auf ihr schreiben.«
    Wintrow hatte kaum genug Luft, um dieses heilige Gebet auch nur zu flüstern. Aber er sprach die Worte aus und hoffte, dass der Mann sie hörte.
    Der Tätowierer spuckte zur Seite. Sein Speichel war mit Blut vermengt. Anscheinend ein Süchtiger, der die Droge auch nahm, obwohl sein Mund mit Geschwüren übersät war. »Is auch nich meine Haut, die ich brandmarke«, erwiderte er mit finsterem Humor. »Gehört dem Satrapen. Sein Siegel kann ich im Schlaf stechen. Halt still, dann geht’s schneller und tut nicht so weh.«
    »Mein Vater… kommt… um mich auszulösen.«
    Wintrow musste sich anstrengen, um diese entscheidenden Worte auszusprechen.
    »Dein Vater kommt zu spät. Halt still.«
    Wintrow kam nicht einmal dazu, darüber nachzudenken, ob es eine Zustimmung zu dieser Blasphemie bedeutete, wenn er stillhielt. Die erste Nadel verfehlte ihr Ziel. Sie traf nicht die Seite seiner Wange, sondern durchbohrte seinen Nasenflügel.
    Er schrie auf und

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