Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
sie auch Handelsabkommen mit ein, möglicherweise sogar Amnestie für alle Exilanten, die nach Jamaillia zurückkehren wollten.
Malta hatte dieses Angebot absichtlich gemacht, so lange noch viele Männer an der Tafel saßen. In ihren Gesprächen mit der Mannschaft hatte sie die Kümmernisse herausgefunden, die sie am meisten bedrückten. Sie hatte ihre Furcht erkannt, dass sie vielleicht nach Divvytown oder Bullbach zurückkehrten und feststellen mussten, dass ihre Häuser niedergebrannt worden waren. Und auch ihre Sehnsucht hatte Malta erkannt, ihre Freunde und Familien in Jamaillia-Stadt wiederzusehen und erneut in den großen Theatern der Stadt aufzutreten.
Deshalb hatte sie ihre Wünsche in ihr Angebot einfließen lassen. Kapitän Reds Schweigen war entsprechend sehr beredt für sie. Er rieb sich das Kinn und sah sich am Tisch um. Dann beugte er sich zu dem Satrapen vor. »Ihr habt Recht. Ich habe nur an Gold gedacht. Aber das…« Er starrte ihn beinahe misstrauisch an. »Ihr seid wirklich bereit, uns solche Bedingungen anzubieten?«
Der Satrap antwortete mit ruhiger Würde. »Ich wäre ein Narr, wenn ich zuließe, dass Malta solche Dinge sagt, wenn ich sie nicht zuvor gut durchdacht hätte.«
»Warum? Warum jetzt?«
Auf diese Frage hatte Malta ihn nicht vorbereitet. Sie lächelte unbeirrt weiter. Sie waren überein gekommen, dass er solche Fragen an sie weiterleiten würde. Trotzdem war sie nicht sonderlich überrascht, dass er ihre Absprache gelassen ignorierte.
»Weil ich ein Mann bin, der aus seinen Fehlern lernen kann«, verkündete er. Schon diese Worte hätten sie zum Schweigen gebracht, aber was er als Nächstes sagte, erstaunte Malta noch mehr. »Jamaillia-Stadt zu verlassen und durch mein Reich zu reisen hat mir Augen und Ohren für viele Dinge geöffnet, die mir meine Ratgeber entweder verheimlicht haben oder die sie selbst nicht kannten. Meine kühne Reise hat Früchte getragen. Meine Narrheit, die Hauptstadt zu verlassen, wird sich jetzt als wahre Weisheit erweisen.« Er lächelte freundlich in die Runde.
»Meine Ratgeber und Adligen haben meine Intelligenz oft unterschätzt. Das war ein schwerer Fehler.«
Er hatte sie in der Hand. Alle am Tisch warteten auf seine nächsten Worte. Der Satrap beugte sich leicht vor und klopfte nachdrücklich mit dem Finger auf den Tisch, als er weitersprach. Malta war fasziniert. So hatte sie den Mann noch nie erlebt!
»Ich finde mich in der Gesellschaft von Piraten wieder, von Männern und Frauen, die das beschämende Zeichen der Sklaverei tragen. Und doch seid ihr nicht das, was man mir weisgemacht hat. Ich finde weder Ignoranz noch Dummheit unter euch, genauso wenig wie Barbarei oder Wildheit. Ich habe die Patrouillenboote gesehen, deren Anwesenheit ich mit Chalced vertraglich vereinbart habe. Aber ich sehe viel zu viele von ihnen in meinen Gewässern. Sie liegen tief im Wasser von den Schätzen, die sie erbeutet haben. Ich habe ganz offensichtlich den falschen Verbündeten vertraut. Jamaillia-Stadt ist den Angriffen dieser chalcedeanischen Schiffe wehrlos ausgeliefert. Ich wäre klug beraten, mir treuere Bundesgenossen zu suchen. Und wer wäre dafür besser geeignet als die, die bereits im Kampf gegen die Chalcedeaner erprobt sind?«
»Allerdings, wer wäre dafür besser geeignet?«, fragte Kapitän Red die Anwesenden am Tisch. Er grinste breit, riss sich dann aber wieder zusammen. »Natürlich wird Kapitän Kennit alle abschließenden Verhandlungen führen«, sagte er. »Aber ich vermute, dass wir ihm eine weit wichtigere Beute bringen als alles Gold, das wir je mit ihm geteilt haben. Wir sind nur noch wenige Tage von Divvytown entfernt. Ein Vogel wird ausgeschickt, um Kennit auf das vorzubereiten, was wir ihm bringen.« Er hob sein Glas. »Auf das Lösegeld, das aus mehr als Blut und Gold besteht!«
Während alle ihre Gläser hoben, um mit einzustimmen, hörte Malta den Schrei des Ausgucks: »Segel voraus!«
Die Männer am Tisch tauschten Blicke aus. Die Motley war voll beladen, also mussten sie chalcedeanischen Schiffen ausweichen. Dann klopfte jemand an die Tür.
»Herein!«, rief Kapitän Red gereizt. Er verabscheute alles, was eine gute Mahlzeit unterbrach, ganz zu schweigen von Störungen in einem dramatischen Moment.
Die Tür ging auf, und der Schiffsjunge stürzte herein. Seine Wangen waren rot vor Aufregung. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: »Sir, wir haben die Viviace gesichtet und auch die Marietta !«
Kennit sah der Ankunft
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