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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Farben einer echten Waffe gegeben, aber es bleibt dennoch Hexenholz.«
    Mutter gab einen zustimmenden Laut von sich. Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem Deck, und ein Logbuch lag aufgeschlagen in ihrem Schoß. Sie schien immer da zu sein und las die Logbücher genauso hingebungsvoll, wie andere Leute die Worte von Sa lesen mochten.
    »Es vervollständigt ihn«, stimmte Amber mit großer Befriedigung zu. Sie zog die Handschuhe wieder an und sammelte ihr Werkzeug ein. »Und ich bin plötzlich sehr müde.«
    »Das überrascht mich nicht. Schlaf ein bisschen und komm dann in meine Kajüte. Wir kommen Divvytown immer näher. Ich würde gern über unsere Strategie sprechen.«
    Amber lächelte ironisch. »Waren wir uns nicht darüber einig, dass wir keine haben? Außer der, nach Divvytown zu segeln und herauszuposaunen, dass wir Kennits Mutter gegen Althea eintauschen wollen.«
    Mutters leuchtende Augen folgten dem Gespräch. Sie nickte zustimmend.
    »Und dir fallen keine Lücken in dem Plan auf? Zum Beispiel die, dass die ganze Stadt sich gegen uns erheben und versuchen könnte, sie uns wegzunehmen, um sich bei Kennit einzuschmeicheln?«
    Mutter schüttelte den Kopf, und ihre Gesten deuteten darauf hin, dass sie sich dem widersetzen würde.
    »Ach das. Na ja, der ganze Plan ist so löchrig, dass eine so große Lücke zu offensichtlich ist, als dass ich sie erwähnen müsste.«
    Brashen runzelte die Stirn. »Wir spielen um Altheas Leben. Das ist für mich kein Scherz, Amber.«
    »Für mich auch nicht«, antwortete die Schiffszimmerin rasch.
    »Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, und das aus gutem Grund. Aber wenn ich zusammen mit dir darüber brüte, macht es das auch nicht einfacher. Wir sollten uns stattdessen auf unsere Hoffnungen konzentrieren. Wenn wir nicht wirklich glauben können, dass wir Erfolg haben, haben wir schon verloren.« Sie stand auf, hob die Kiste mit dem Werkzeug auf die Schulter, neigte den Kopf und sah Brashen mitfühlend an.
    »Ich weiß nicht, ob es dich aufmuntern kann, Brashen, aber es gibt etwas, was ich weiß, was ich in meinem tiefsten Inneren ganz genau weiß: Ich werde Althea wiedersehen. Es wird eine Zeit kommen, in der wir alle wieder zusammen sind. Darüber hinaus kann ich nicht blicken. Doch dessen bin ich mir sicher.«
    Die merkwürdigen Augen der Schiffszimmerin nahmen einen träumerischen Ausdruck an. Ihre Farbe wechselte zwischen dunklem Gold und blassem Braun. Brashen überlief es kalt, aber gleichzeitig tröstete es ihn auch irgendwie. Er konnte zwar ihren Gleichmut nicht teilen, aber er wollte auch nicht an ihr zweifeln.
    »Siehst du. Dein Glaube ist stärker als deine Zweifel.« Amber lächelte ihn an und fragte dann etwas weniger geheimnisvoll:
    »Hat Kyle Haven etwas Nützliches gesagt?«
    Brashen schüttelte gereizt den Kopf. »Ihm zuzuhören ermüdet mich nur. Er hat mir schon hundert Mal in allen Einzelheiten geschildert, wie Viviace und Wintrow ihn hintergangen haben. Es ist das einzige Thema, über das er gern spricht. Ich glaube, er hat es Hunderte Male durchlebt, während er da in diesem Keller eingesperrt war. Er weiß von beiden nur Böses zu berichten. Und ich kann kaum meine Wut beherrschen, wenn er behauptet, dass Althea sich all die Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben hat und wir es ihr überlassen sollten, damit fertig zu werden. Er drängt uns, sofort nach Bingtown zurückzukehren und Althea, seinen Sohn und das Familienschiff einfach aufzugeben. Wenn ich ihm das abschlage, verflucht er mich. Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, hat er mich hinterlistig gefragt, ob Althea und ich nicht von Anfang an mit Wintrow unter einer Decke steckten. Er behauptet, wir alle hätten uns gegen ihn verschworen.«
    Brashen schüttelte erbittert den Kopf. »Du hast seine Version ja gehört, wie Wintrow ihm das Schiff weggenommen und es Kennit übergeben hat. Hältst du etwas davon für möglich?«
    Amber zuckte mit den Schultern. »Ich kenne Wintrow nicht. Aber eins weiß ich: Unter besonderen Umständen sind selbst ganz durchschnittliche Menschen zu außerordentlichen Taten fähig. Wenn das Gewicht der Welt auf ihnen lastet, können der Strom der Ereignisse und die Zeit selbst sich verbünden und unglaubliche Dinge geschehen lassen. Sieh dich doch um, Brashen. Du treibst so dicht am Mittelpunkt des Strudels, dass du nicht siehst, wie wunderbar die Umstände sind, die uns umgeben. Wir treiben auf einen Höhepunkt in der Zeit zu, auf einen höchst bedeutsamen Moment

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