Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
zuvor gelungen ist. Ich habe entschieden, mit ganzem Herzen das zu unterstützen, was wir jetzt tun. Nicht für dich, sondern meinetwegen. Ich glaube jetzt, dass wir gewinnen können. Mutter denkt das auch. Sie ist ganz sicher, dass wir beide gemeinsam Kennit dazu bringen können, Vernunft anzunehmen.«
Die alte Frau lächelte freundlich. Der Wind rötete ihre Wangen. Sie wirkte merkwürdigerweise gleichzeitig zerbrechlicher und lebendiger. Jetzt nickte sie zustimmend bei Paragons Erklärung.
»Die Logbücher waren natürlich auch ein Teil davon, Brashen, aber nicht das Entscheidende. Das Wichtigste daran bin ich. Es hat mir gut getan, zurückzublicken und meine Reisen durch die Augen meines Kapitäns zu sehen. Die Orte, an denen ich gewesen bin, Brashen, und die Dinge, die ich gesehen habe, das alles gehört mir.« Er wandte sich von Brashen ab. Seine Augen waren immer noch geschlossen, aber er schien über das Meer zu blicken.
Leiser fuhr er fort: »Der Schmerz war mir ein Teil davon. Vor diesem Leben hatte ich noch andere, und sie sind genauso mein eigenes wie dies hier. Ich kann mich meiner Vergangenheiten bemächtigen, sie behalten und über meine eigene Zukunft entscheiden. Ich muss nicht das sein, was jemand aus mir gemacht hat, Brashen. Ich kann Paragon sein.«
Brashen nahm die Hände von der Reling. Hatten die anderen die Verzweiflung hinter den hoffnungsvollen Worten des Schiffes wahrgenommen? Falls Paragon bei diesem letzten Versuch scheiterte, endlich ganz zu werden, würde er vermutlich unaufhaltsam dem Wahnsinn verfallen. »Ich weiß, dass du das kannst«, erwiderte Brashen herzlich. In einer dunklen Ecke seiner Seele verabscheute er sich für diese Lüge.
Aber er wagte einfach nicht, der plötzlichen Freude des Schiffes zu trauen. Sie schien nur eine verzerrte Spiegelung seiner vorherigen traurigen Stimmungen zu sein. Würde sie vielleicht genauso schnell wieder verschwinden?
»Segel!« Clefs klare Stimme drang von oben zu ihnen herunter. »Viele Segel!«, verbesserte er sich. »Ein ganzer Wald. Jamaillianische Schiffe.«
»Das kann nicht sein«, bemerkte Brashen.
»Soll ich hochklettern und nachsehen?«, fragte Amber.
»Das mache ich selbst«, erwiderte ihr Brashen. Er wollte eine Weile allein sein, um über die ganze Situation nachzudenken.
Er war nicht mehr in den Wanten gewesen, seit sie das Schiff überholt hatten. Er kletterte den Mast hinauf.
Clef hatte Recht gehabt. Die Schiffe in der Ferne stammten aus Jamaillia. Die zusammengewürfelte Flotte führte nicht nur das Banner von Jamaillia, sondern auch die Farben der Satrapie. Und auf den Decks einiger größerer Schiffe erkannte Brashen Katapulte und andere Kriegsmaschinen. Das war keine Handelsflotte. Sie segelten in demselben Wind, der den Paragon jetzt nach Norden – nach Divvytown – trieb. Brashen bezweifelte allerdings, dass sie zu der Piratenstadt wollten.
Trotzdem hatte er keine Lust, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Er kletterte zurück an Deck und befahl Semoy, Segel wegzunehmen, damit sie langsamer wurden.
»Aber unauffällig. Wenn ihre Ausgucks uns beobachten, soll es so wirken, als würden wir einfach nur aufgrund ihrer Geschwindigkeit zurückfallen, und nicht etwa langsamer werden, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie haben keinen Grund, neugierig auf uns zu sein. Also sollten wir ihnen auch keinen liefern.«
»Althea hat etwas über Gerüchte in Divvytown gesagt«, meinte Amber. »Allerdings hat sie es nur für eine wilde Geschichte gehalten. Angeblich hätten die Bingtown-Händler den Satrapen beleidigt oder sogar verletzt, und Jamaillia hätte eine Flotte geschickt, um sie zu bestrafen.«
»Auf jeden Fall scheint der Satrap sowohl der echten Piraten als auch der maskierten chalcedeanischen Patrouillenboote überdrüssig geworden zu sein.«
»Wären es vielleicht Bundesgenossen im Kampf gegen Kennit?«, spekulierte Amber.
Brashen schüttelte den Kopf und lachte laut. »Die sind genauso begierig zu plündern und Sklaven zu machen, wie die Passage von Piraten zu säubern. Jedes Schiff, das sie kapern, werden sie behalten, und die Leute an Bord werden sie versklaven. Nein. Betet zu Sa, dass sie die Viviace nicht so schnell zu Gesicht bekommen. Denn wenn sie ihnen in die Hände fällt, dann können wir Althea nur noch zurückbekommen, indem wir sie von einem Sklavenblock freikaufen.«
»Mehr Kerzen, Wintrow«, schlug Kennit gut gelaunt vor.
Wintrow unterdrückte einen Seufzer und stand gehorsam auf.
Der Satrap sah
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