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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und zu ihrem eigenen Vergnügen zu kreisen. Es erinnerte das Schiff an alles, was sie nicht war und niemals wieder sein würde. Die Verzweiflung sickerte wie Gift durch ihr ganzes Wesen.
    Die Schlangen hatten ihren Angriff auf die jamaillianischen Schiffe eingestellt und schwärmten ins offene Meer hinaus.
    Einige waren beinahe bewegungslos, hatten die Köpfe hoch erhoben, und ihre großen Augen drehten sich, während sie nach oben blickten. Andere sprangen und tollten herum, als wollten sie mit diesem Verhalten die Aufmerksamkeit des Drachen wecken. Die jamaillianische Flotte ergriff die Gelegenheit. Eben noch den sicheren Tod vor Augen, bot sich ihr jetzt die Chance zu überleben. Ein kleineres Schiff sank langsam. Ihre Decks standen unter Wasser. Die Mannschaft ging von Bord und rettete sich auf ein anderes Schiff. Auf anderen Decks versuchten Männer, Ordnung in das Chaos zu bringen. Sie schnitten heruntergefallene Segel und Takelung ab und warfen alles über Bord. Doch selbst dort, trotz allem, was sie erduldet hatten, schrieen die Männer und deuteten auf die Drachenkönigin, während sich ihre Schiffe zurückzogen.
    In dem Beiboot der Marietta duckte sich Etta tief auf den Boden. Ihr Blick glitt zwischen den tollenden Seeschlangen und dem über ihnen kreisenden Drachen hin und her. Sie war blass und richtete ihren Blick starr auf Kennit. Die Männer, die mit ihr im Boot saßen, legten sich heftig in die Riemen und zogen die Köpfe zwischen die Schultern.
    Bei jeder Umkreisung sank Tintaglia tiefer. Die Viviace befand sich unübersehbar in der Mitte dieses Kreises. Kennit sah, dass die Drachenkönigin etwas in ihren Klauen hielt.
    Vielleicht war es Beute, aber er konnte es nicht genau erkennen. Wollte sie das Schiff vor dem Angriff abschätzen?
    Würde sie auf dem Wasser landen wie eine Möwe? Sie schoss erneut so dicht an ihnen vorbei, dass der Luftzug ihrer Schwingen die Segel des Schiffes blähte und die Viviace schaukeln ließ. Die Seeschlangen stießen fürchterliche Schreie aus, die immer lauter und schriller wurden, während die Drachenkönigin hinuntersank. Als sie sich direkt über Ettas Ruderboot befand, ließ sie ihre Last fallen. Was es auch war, es verfehlte das Boot nur um Haaresbreite und landete in einer gewaltigen Fontäne direkt daneben. Mit einem gewaltigen Flügelschlag erhob sich das Geschöpf mühsam wieder. Dann schrie es, und die Schlangen kreischten eine Antwort. Danach flog es weg, aber viel langsamer, als es gekommen war.
    Die Schlangen schwammen hinterher. Wie Herbstblätter in einem Windstoß folgten sie allesamt der Drachenkönigin.
    Diese trompetete ein letztes Mal, als sie wegflog und Kennits Triumph mit sich nahm.

    Es war ein Mann, und er lebte. Etta hatte einen einzigen, erstaunten Blick auf ihn werfen können, als er ins Wasser stürzte. Er strampelte heftig mit den Beinen, als er fiel, und dann verschluckte ihn das Wasser. Der Drache hatte ihn so dicht neben das Boot fallen lassen, dass es beinahe gekentert wäre. Etta hätte schwören können, dass die Kreatur das absichtlich gemacht hatte. Das Boot schaukelte heftig.
    Trotzdem hielt sie sich am Rand fest und beugte sich suchend über die Seite. Würde er ertrinken? Würde er überhaupt wieder hochkommen? »Wo ist er?«, schrie sie. »Achtet darauf, ob er hochkommt!«
    Aber die Männer in dem Boot kümmerten sich nicht um sie.
    Die Schlangen schwammen hinter dem Drachen her. Also ergriffen die Matrosen die Gelegenheit, mit voller Kraft zur Viviace zu rudern. Auf deren Hauptdeck standen Kennit und Wintrow zwischen all den aufgeregten Männern und starrten dem Drachen hinterher.
    Nur die Galionsfigur teilte Ettas Sorge. Viviace warf dem Drachen einen letzten, besorgten Blick zu. Dann musterte sie ebenfalls die Wogen um das kleine Boot. Etta war jedoch die Erste, die eine blasse Bewegung unter den Wellen sah. Sie deutete darauf und schrie: »Da, da ist er!«
    Aber die Kreatur, die prustend an die Wasseroberfläche kam, war kein Mensch. Sie hatte zwar die Gestalt eines Mannes, aber ihre starren Augen leuchteten kupferfarben. Ihre dunklen, nassen Locken, aus denen das Wasser strömte, erinnerten sie an ein Algengeflecht. Die Gestalt sah das Boot und streckte die Hand danach aus. Etta sah, dass diese Hand nicht nur vor Nässe glänzte. Sie war mit Schuppen übersät. Mit einem erstickten Schrei versank die Gestalt erneut. Die Ruderer, die sie gesehen hatten, schrieen entsetzt auf und legten sich erneut in die Riemen. Etta starrte

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