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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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riet sie ihm, als Reyn hustete. Er keuchte, hob den Kopf leicht an und ließ ihn dann wieder zurücksacken. »Malta?« Seine Stimme klang belegt.
    Sie stieß einen leisen Schrei aus und sprang zurück. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. »Nein!«, rief sie und drängte sich durch die Menge. Etta starrte verblüfft hinter ihr her.
    »Was sollte das denn?«, fragte sie in die Runde.
    Noch bevor jemand antworten konnte, schrie der Ausguck: »Sir! Die jamaillianische Flotte kommt wieder zurück!«
    Kennit wirbelte herum und hastete davon. Er hätte sich nicht von dem Feind ablenken lassen dürfen, ganz gleich, wie viel Schaden die jamaillianische Flotte genommen hatte. So rasch er konnte, eilte er aufs Vordeck und starrte verblüfft den heransegelnden Schiffen entgegen. Sie versuchten erneut, seine drei Schiffe einzukreisen. Waren sie verrückt geworden?
    Einige waren offensichtlich angeschlagen, aber zwei, die noch keinerlei Schaden erlitten hatten, führten die anderen an. Auf ihren Decks sah er das viel sagende Gewimmel von Matrosen, die ihre Kriegsmaschinen vorbereiteten. Er betrachtete sie nachdenklich. Die Marietta und die Motley würden ihn decken, und beide hatten erfahrene Mannschaften. Die Jamaillianer waren zumindest erschöpft, und vermutlich hatten sie auch schon eine große Menge ihrer Munition verbraucht.
    Zahlenmäßig war ihm die Flotte der Jamaikaner zwar immer noch überlegen, aber die meisten Schiffe hatten erhebliche Schäden erlitten. Zwei von ihnen sanken bereits, und die Mannschaften suchten Schutz in kleinen Rettungsbooten.
    Kennit dagegen hatte den Satrapen als Unterpfand. Es war ein ebenso guter Zeitpunkt wie jeder andere, die Flotte von Jamaillia herauszufordern. »Jola!«, befahl er. »Schick die Männer auf ihre Posten. Sie sollen sich bereit halten!«
    Viviace beobachtete die herannahenden Schiffe, aber mit ihren Gedanken war sie woanders. »Wie geht es dem Regenwildmann?«
    »Er lebt«, antwortete Kennit knapp.
    »Die Drachenkönigin hat ihn gebracht. Hierher, zu mir.«
    »Wintrow scheint der Meinung zu sein, dass sie ihn wegen seiner Schwester hier abgesetzt hat«, erwiderte Kennit bissig.
    »Das würde Sinn machen«, sagte das Schiff nachdenklich.
    »Sie gehören zusammen.«
    »Genau so viel Sinn wie alles andere, was heute passiert ist! Wie hoch stehen die Chancen, dass so etwas geschieht, Viviace? Von allen Schiffen um uns herum wirft die Drachenkönigin Maltas Verlobten ausgerechnet vor das richtige Schiff?«
    »Das war kein Zufall. Die Drachenkönigin hat Malta gesucht und sie gefunden. Aber…« Die Galionsfigur musterte aufmerksam die herannahenden Schiffe und fuhr leiser fort:
    »Dort lauert etwas, Kennit. Etwas, das noch mächtiger ist als das Glück, das du anbetest.« Sie lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln. »Das Schicksal kennt keine guten oder schlechten Chancen«, fügte sie geheimnisvoll hinzu.
    Darauf wusste er keine Antwort. Allein die Vorstellung verärgerte ihn. Das Schicksal war ihm sehr recht, wenn es bedeutete, dass er Erfolg haben würde. Aber heute schien sich das Schicksal gegen ihn zu wenden. Er erkannte Ettas Schritte hinter sich und drehte sich um. »Hol den Satrapen her! Und Malta.«
    Sie antwortete nicht. »Was?«, fragte er schließlich. Ihre Miene war merkwürdig. Was hatte sie denn heute? Er hatte sie wieder auf das Schiff zurückgeholt. Was konnte sie noch von ihm wollen? Und warum musste sie es ausgerechnet jetzt wollen?
    »Ich habe Euch etwas mitzuteilen. Es ist wichtig.«
    »Wichtiger als unser Überleben?« Er sah wieder zu den herannahenden Schiffen zurück. Würden sie erst abwarten und verhandeln oder sofort angreifen? Am besten ging er kein Risiko ein. »Schick mir auch Jola und Wintrow«, befahl er ihr.
    »Das werde ich tun«, versprach sie. Dann holte sie tief Luft.
    »Ich bin schwanger. Ich trage Euer Kind in mir.« Damit drehte sie sich um und ließ ihn einfach stehen.
    Ihre Worte schienen die Zeit um Kennit einzufrieren.
    Plötzlich hatte er das Gefühl, als stehe er nicht auf dem Deck seines Schiffes, sondern eingekapselt in einem einzigen Augenblick. So viele Pfade zweigten von diesem Moment ab, und alle führten in verschiedene Richtungen. Ein Baby. Ein Kind. Der Keim einer Familie. Er konnte ein Vater sein, wie sein eigener Vater einer gewesen war. Nein. Er konnte ein besserer Vater sein. Er konnte seinen Sohn beschützen. Sein Vater hatte das auch versucht, war aber gescheitert. Er, Kennit, konnte jedoch ein König sein

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