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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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an Euch rauchen! Ah, edler Vesset, verbergt Ihr Euer Antlitz in Euren Händen? Keine Sorge, Ihr werdet schon nicht übersehen! Ihr hinterlasst doch eine Tochter, hab ich Recht?«
    Die adligen Verschwörer blickten zu ihm hoch. Einige flehten, andere starrten stoisch vor sich hin, und einige wenige erwiderten seine Beschimpfungen. Sie alle erwartete dasselbe Ende. Als sie sich geweigert hatten, in die Rettungsboote zu steigen, hatte ihre Mannschaft sie verlassen. Doch das Misstrauen der Adligen den Beibooten gegenüber war wohlbegründet gewesen, denn diese bestanden jetzt nur noch aus Treibholz. Reyn wusste, dass kein einziger Seemann überlebt hatte.
    Das war zu viel für den Regenwildmann. »Ihr verhöhnt die Sterbenden«, tadelte er den Satrapen.
    »Ich verspotte die Verräter!«, widersprach ihm der Satrap hitzig. »Und meine Rache wird süß sein!«, rief er laut über das Wasser. Seine Blicke glitten über die jamaillianischen Adligen, die sich hilflos auf dem Deck des langsam sinkenden Schiffes drängten. Es stand bereits unter Wasser. Er murmelte Namen, offenbar um sie sich einzuprägen, damit er später Vergeltung an ihren Familien üben konnte. Reyn wechselte einen ungläubigen Blick mit Malta. Dieser bösartige, erbarmungslose Junge sollte der Satrap von Ganz-Jamaillia sein? Cosgo schrie weiter. »Oh, Seeschlange, schwimm nicht weg! Da ist ein ganz zarter… Autsch!«
    Er schnappte nach Luft und krümmte sich über seiner Wunde.
    Malta wirkte unschuldig wie ein Baby, während sie den Lappen auf die Wunde presste. »O Edler Satrap«, verkündete sie, »Ihr dürft nicht weiter so schreien! Seht, Eure Wunde hat wieder angefangen zu bluten. Kommt, wir müssen nach unten gehen. Überlasst sie Sas Gerechtigkeit.«
    »Ich blute wieder… Ah, diese verräterischen Feiglinge verdienen es, noch viel langsamer zu sterben. Kennit hatte Recht. Er hat mich gerettet, weißt du das?« Ohne um Erlaubnis zu bitten, packte er Reyns Arm und stützte sich auf ihn, während sie ihn umständlich zum Schiffshaus führten. »Am Ende hat Kennit erkannt, dass mein Überleben wichtiger war als seines. Ein mutiger Bursche! Ich habe gegen diese Verräter gekämpft, aber als der entscheidende Stoß kam, hat Kennit tapfer die Klinge abgefangen. An seinen Namen wird man sich voller Ehrfurcht erinnern. König Kennit von den Pirateninseln!«
    So versuchte der Satrap, sich selbst mit Kennits Taten und seinem Ruf zu schmücken. Reyn schmückte seine eitlen Fantasien noch weiter aus. »Zweifellos werden Minnesänger wunderbare Lieder verfassen, um von Eurem großen Abenteuer zu künden. Nach Bingtown und in die Regenwildnis ist der kühne, junge Satrap gereist. Und dass er am Ende von einem selbstlosen Piratenkönig gerettet wurde, der zu spät die wahre Bedeutung des Satrapen von Ganz-Jamaillia erkannte, ist ein wahrhaft würdiges Ende für ein solches Lied.« Reyn sprach mit einem pathetischen Unterton und genoss es, dass Malta sich ihr Lächeln kaum noch verkneifen konnte. Das Gesicht des Satrapen jedoch strahlte vor echter Begeisterung.
    »Ja, ja, eine hervorragende Idee. Und eine ganze Strophe wird denen gewidmet, die mich verraten haben, und auch der Art, wie sie untergegangen sind. Zerrissen von den Seeschlangen, denen Kennit befahl, mich zu schützen. Das wird zukünftigen Verrätern zu denken geben. Sie werden es sich zweimal überlegen, bevor sie sich gegen mich verschwören.«
    »Zweifellos«, stimmte Malta ihm zu. »Aber jetzt müssen wir wirklich nach unten gehen.« Entschlossen führte sie ihn weiter.
    Ihr besorgter Blick suchte Reyn und sprach von ihrer Furcht, dass sie den heutigen Tag vielleicht nicht überleben würden.
    Trotz dieses bedrückenden Gefühls genoss es Reyn, dass er so gut spürte, was sie empfand, einfach nur, weil er dicht neben ihr stand. Er sammelte seine Kräfte und strahlte Gelassenheit aus. Sicher hatte sich Kapitän Kennit schon in schlimmeren Situationen befunden. Seine Mannschaft würde schon wissen, wie sie da herauskamen.
    »Ich hole Leinwand für ein Leichentuch«, bot Amber an.
    »Einverstanden«, murmelte Brashen zögernd. Er blickte auf Kennits Leichnam herab. Der Pirat, der sie beinahe alle getötet hätte, lag jetzt auf seinem Deck. Seine Mutter wiegte ihn, weinte lautlos und lächelte mit bebenden Lippen. Paragon war sehr ruhig geworden, seit er Kennit seiner Mutter übergeben hatte. Brashen fürchtete sich, ihn anzusprechen. Er spürte, dass etwas in dem Schiff vor sich ging. Was es auch war,

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