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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wintrow belügen zu müssen. So hatte er ein reines Gewissen, da er einfach mit den Schultern zucken und sagen konnte, dass ihr Schicksal nicht in seiner Hand gelegen hätte.
    Trell hatte die Augen zusammengekniffen, als Kennit ihn ebenfalls nach unten beordert hatte, aber er war gegangen. Er hatte auch wenig Alternativen gehabt, als drei Klingen ihn nachdrücklich aufgefordert hatten. Die Ladeluke hatte sich über ihm geschlossen.
    Dann befahl Kennit seine Mannschaft wieder auf sein Schiff zurück und gab nur dreien den leisen Befehl, mit Fässern von Lampenöl zurückzukehren. Sie sahen ihn merkwürdig an, stellten aber keinerlei Fragen. Während sie fort waren, ging er langsam über die Decks. Auf seinem eigenen Schiff wurde der Sieg gefeiert, während in diesem hier erstickte Schreie unter Deck ertönten. Einige der Männer, die sie durch die Luken geworfen hatten, waren schwer verletzt gewesen. Nun, sie würden nicht lange leiden müssen.
    Auf dem Deck sah er die blutigen Umrisse der gefallenen Seeleute. Das Blut besudelte die sauberen Planken. Es war eine Schande. Dieser Kapitän Trell hatte ein sauberes Schiff geführt. Der Paragon war sauberer, als Kennit ihn jemals gesehen hatte. Igrot hatte zwar ein eisernes Regiment geführt, aber er hatte sich wenig um Sauberkeit gekümmert. Sein Schiff war genauso schmuddelig gewesen wie sein Haus. Kennit ging zur Tür der Kapitänskajüte und blieb dort stehen. Ein merkwürdiges Gefühl durchrieselte ihn. Wenigstens war das Amulett an seinem Handgelenk gnädigerweise still. Er machte noch eine Runde über die Decks. Die Männer unten in den Laderäumen verstummten allmählich. Das war gut. Seine drei Matrosen kamen wieder und bauten sich vor ihm auf. Jeder hatte ein Fass mit Lampenöl dabei.
    »Verspritzt es, Männer, auf die Takelung, das Achterdeck und das Deck. Dann kehrt auf unser Schiff zurück.« Er sah sie ernst an und sorgte dafür, dass sie die Bedeutung seiner Worte erfassten. »Ich gehe als Letzter von Bord. Erledigt eure Aufgabe und verlasst dann das Schiff. Bindet alle Leinen los, bis auf eine am Heck. Dann will ich, dass alle auf meinem Schiff ebenfalls unter Deck gehen. Verstanden? Alle! Ich habe noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen.«
    Sie verneigten sich, nickten gehorsam und gingen. Kennit hielt sich weit genug entfernt, während sie ihre Aufgabe erfüllten. Als das letzte leere Fass über das Deck rollte, bedeutete er ihnen, von Bord zu gehen. Schließlich ging er nach vorn, was er schon seit mehr als dreißig Jahren nicht mehr getan hatte, kämpfte sich durch den starken Wind und stand auf dem Vordeck, von dem aus er auf den gesenkten Kopf von Paragon hinabblickte.
    Wenn das Schiff ihn angesehen hätte, wenn sich ihre Blicke begegnet wären, wenn er trotzig, wütend oder traurig geschaut hätte, hätte Kennit nichts sagen können. Was für ein alberner Gedanke! Paragon konnte ihn nicht anschauen! Dafür hatte Igrot schon Jahre zuvor gesorgt. Kennit hatte das Beil geschwungen und dabei auf Paragons großen Händen gestanden, damit er das Gesicht des Schiffes erreichen konnte.
    Zusammen hatten sie es ertragen, weil Igrot ihnen gedroht hatte, dass Kennit sterben würde, wenn sie es nicht täten. Igrot hatte genau dort gestanden, wo Kennit jetzt stand, zugesehen und gelacht, während Kennit die schmutzige Arbeit erledigte.
    Paragon hatte schon zwei gute Matrosen getötet, denen Igrot befohlen hatte, ihn zu blenden. Aber dem Jungen würde er nichts tun, o nein. Er würde den Schmerz ertragen und sogar den Jungen dicht vor sein Gesicht halten, damit er die Aufgabe erledigen konnte, so lange Igrot nur versprach, Kennit nicht zu töten. Kennit hatte ein letztes Mal in diese großen, dunklen Augen geblickt und sie dann mit dem Beil zerstört. Dabei war ihm klar geworden, das niemand so sehr lieben sollte. Niemand sollte ein so treues Herz haben. Er hatte gewusst, dass er niemals jemanden oder etwas so lieben würde, wie Paragon ihn liebte. Er hatte es sich selbst geschworen, und dann hatte er das glänzende Beil gehoben und in die dunklen Augen gehackt, die ihn so liebevoll angesehen hatten. Dahinter befand sich nichts. Kein Blut, kein Fleisch, sondern nur silbergraues Holz, das unter seinem kleinen Beil einfach wegsplitterte. Man hatte ihm gesagt, dass Hexenholz so ziemlich das härteste Holz war, aus dem man Schiffe bauen konnte, aber er hackte es weg wie Watte, und es fiel in Stücken in das tiefe kalte Meer unter seinen nackten Füßen. Es waren kleine,

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