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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schafften es bis zum Vordeck. Brashen blickte von dem erhöhten Deck auf ein Mitteldeck voller Leichen hinunter. Die Piraten besaßen eindeutig die Oberhand bei diesem Gemetzel. Seine eigenen Leuten konnten sich nur verteidigen oder huschten wie gejagte Ratten durch die Takelage, während lachende Freibeuter sie verfolgten. Brashen hatte sich zum Vordeck durchgekämpft, um einen Überblick über das Gefecht zu bekommen und um seine Männer neu zu formieren. Doch ein Blick sagte ihm, dass es keine Strategie gab, die sie retten konnte. Keine, außer einer. Das hier war kein Gefecht, sondern ein Gemetzel.
    »Es tut mir Leid«, sagte er zu dem blutenden Jungen an seiner Seite. »Ich hätte dich niemals mitnehmen sollen.« Er hob die Stimme. »Es tut mir auch für dich Leid, Paragon. Dich so weit zu bringen und so viele Hoffnungen in uns zu wecken, nur, um so zu enden! Ich habe euch beide enttäuscht. Ich habe vollkommen versagt.«
    Er holte tief Luft und schrie die verhassten Worte heraus.
    »Ich ergebe mich! Und ich bitte um Gnade für meine Mannschaft. Kapitän Brashen Trell vom Lebensschiff Paragon kapituliert und übergibt Euch sein Schiff!«
    Es dauerte eine Weile, bis seine Worte den Kampflärm durchdrangen. Das Klirren der Schwerter ließ allmählich nach, doch das Stöhnen der Verwundeten hörte nicht auf. Durch das Chaos humpelte ein einbeiniger Mann auf Brashen zu. Er hatte einen elegant gezwirbelten Schnurrbart, und seine Jacke wies weder Blut-noch Schweißspuren auf. Das musste Kapitän Kennit sein. »Schon?«, fragte er trocken und deutete auf sein Schwert, das noch in der Scheide steckte. »Aber, mein guter Herr, ich bin gerade erst an Bord gekommen. Seid Ihr sicher, dass Ihr schon aufgeben wollt?« Er musterte die Grüppchen der Überlebenden. Ihre Waffen lagen zu ihren Füßen, während die blutbefleckten Klingen der Piraten sie bedrohten. Der Piratenkapitän lächelte strahlend, als er charmant anbot:
    »Meine Jungs sind sicher bereit, Eurer Mannschaft die Chance zu geben, noch einmal die Waffen zu ergreifen. Wäre doch schade, schon bei Eurem ersten Versuch so kläglich zu scheitern. Es war ja wohl Euer erster Versuch, oder nicht?«
    Das Gelächter, das nach jeder seiner Bemerkungen erscholl, brannte wie Feuer in Brashen. Er senkte den Blick, um die verzweifelten Mienen seiner Mannschaft nicht sehen zu müssen, begegnete stattdessen jedoch Clefs Augen. Mit einem tränenüberströmten, ängstlichen Gesicht protestierte der Junge:
    »Ich würde nicht aufgeben, Sir. Ich würde für Euch sterben.«
    Brashen ließ seine eigene Waffe fallen und legte dem Jungen die Hand auf den Kopf. »Ich weiß. Genau das habe ich befürchtet.«

    Also gab es doch ein sauberes Ende. Und zwar noch sauberer, als er erwartet hatte, gemessen an all den Rückschlägen, die sein ursprünglicher Plan erlitten hatte. Kennit machte sich nicht einmal die Mühe, vorzutreten und die Waffe des Kapitäns in Empfang zu nehmen. Der Flegel hatte sie einfach auf das Deck fallen lassen. Hatte er denn keine Ahnung, wie man so etwas angemessen handhabte? Nicht, dass er sich gefürchtet hätte, das Vordeck zu betreten. Seine Mannschaft war sehr wirkungsvoll. Sie hatte schon zu lange auf einen richtigen Kampf gewartet. Dieser hier war zu kurz gewesen. Er würde wohl einen oder zwei Sklavenhändler verfolgen und seiner Mannschaft freie Hand geben müssen. Jetzt befahl er, die Überlebenden unter Deck zu bringen. Sie gingen ziemlich fügsam, denn sie rechneten sicherlich damit, dass er bald ihren Kapitän rufen und mit ihm die Bedingungen für das Lösegeld aushandeln würde. Sobald sie außer Sicht waren, befahl er seinen Leuten, die Leichen über Bord zu werfen. Gereizt stellte er fest, dass die Seeschlangen sich sehr bereitwillig füttern ließen, obwohl sie sich geweigert hatten, selbst zu töten. Nun, sollten sie! Sollten sie glauben, es wäre eine Belohnung von Blitz. Vielleicht würde es sie ja wieder gefügig machen, wenn sie ein oder zwei Sklavenschiffe kaperten und die Seeschlangen erneut fütterten.
    Die Angelegenheit mit Althea Vestrit war rasch geklärt. Es waren keine Frauen an Bord, weder unter den Lebenden noch unter den Toten. Und auf Kapitän Trells beunruhigte Fragen, ob die Viviace ein Boot aufgenommen hätte, konnte Kennit nur mit den Schultern zucken. Wenn sie in diesem unseligen Ruderboot gewesen war, hatte sie es jedenfalls nicht geschafft, zum Schiff zurückzukehren. Er seufzte beinahe erleichtert. Er hasste es so sehr,

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