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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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bekam ihr
Handy zu fassen. Sie erkannte Justines Nummer und meldete sich mit einem
matten Hallo.
    „Wo bist
du?”, fragte ihre Freundin kurz angebunden.
    „Zu Fuß in
der Stadt unterwegs.”
    „Susan
Seburg hat mich gerade angerufen. Ich glaube das einfach nicht.”
    „Geht mir
genauso”, sagte Lucy. „Jetzt wird Kevin mein Schwager.”
    „Susan
fühlt sich richtig elend, weil ausgerechnet sie es dir gesagt hat.”
    „Braucht
sie nicht. Früher oder später hätte ich es sowieso erfahren. Meine Mom hat
heute Morgen auf den Anrufbeantworter gesprochen. Da ging es ganz sicher um
die Verlobung.”
    „Alles in
Ordnung mit dir?”
    „Nein. Aber
ich genehmige mir jetzt einen Drink, und dann geht es mir wieder gut. Magst du
mir Gesellschaft leisten?”
    „Komm nach
Hause. Ich mixe uns ein paar Margaritas.”
    „Danke”,
sagte Lucy, „aber in der Pension ist es mir im Moment zu still. Ich möchte in
einer Bar sitzen, Menschen um mich herum haben. Viele Leute mit vielen
Problemen.”
    „Okay”,
antwortete Justine, „also wo ...”
    Das Telefon
piepte, und die Verbindung brach ab. Lucy schaute auf das winzige Display, auf
dem ein rotes Batteriesymbol blinkte. Der Akku war am Ende.
    „War ja
klar”, murmelte sie, ließ das jetzt nutzlose Handy in ihre Tasche gleiten
und betrat die schummerige Bar. Hier drin roch es unverkennbar nach einem alten
Gebäude: leicht süßlich, muffig und dumpf.
    Es war noch
früh am Abend und entsprechend wenig los. Lucy ging ans Ende der Bar, wo es am
dunkelsten war, und studierte die Getränkekarte. Dann bestellte sie einen
Lemon Drop, einen Cocktail aus Wodka, zerstoßenen Limonen und trockenem Sekt,
der in einem Glas mit gezuckertem Rand serviert wurde. Angenehm eiskalt glitt
ihr der Drink durch die Kehle.
    „Wie ein
Kuss von einem Eisberg, nicht wahr?”, fragte die Bedienung hinterm Tresen,
eine Blondine namens Marty, grinsend.
    Lucy leerte
das Glas, nickte und stellte es ab. „Noch einen, bitte.”
    „So schnell
hintereinander? Möchtest du vielleicht ein bisschen Knabberkram? Nachos oder
gefüllte Jalapeňos?”
    „Nein. Nur
noch einen Drink.”
    Marty
musterte sie zweifelnd. „Ich hoffe doch, dass du dich danach nicht ans Steuer
setzt.”
    Lucy lachte
bitter. „Nein. Mein Wagen hat gerade den Geist aufgegeben.”
    „So ein Tag
also?”
    „So ein
Jahr.”
    Marty ließ
sich Zeit beim Mixen des zweiten Drinks. Lucy drehte sich auf ihrem Barhocker
um und schaute sich die übrigen Gäste an, die teils am anderen Ende der Bar
saßen, teils an den
Tischen. An einem der Tische kippten ein paar Biker ihr Bier und unterhielten
sich lautstark.
    Zu spät
erkannte Lucy sie als Mitglieder der Biker-Kirche. Obendrein war Justines
Freund Duane dabei. Bevor sie wegschauen konnte, sah er zu ihr herüber und gab
ihr sofort ein Zeichen, sie möge doch zu ihnen an den Tisch kommen.
    Sie
schüttelte den Kopf und winkte ihm kurz zu, bevor sie sich abwandte.
    Aber der
große Biker mit dem weichen Herzen kam zu ihr und legte ihr freundschaftlich
die Hand auf den Rücken.
    „Lucy,
Mädchen, wie geht's dir?”
    „Ich bin
nur auf einen schnellen Drink hier”, gab sie mit halbherzigem Lächeln
zurück. „Und wie geht es dir, Duane?”
    „Kann mich
nicht beklagen. Komm mit und setz dich zu uns. Wir gehören alle zu Hog
Heaven.”
    „Danke, Duane.
Wirklich nett von dir. Aber im Moment möchte ich einfach nur allein sein.”
    „Was ist
los?” Als sie zögerte, fügte er hinzu: „Wenn du irgendwas hast, kümmern
wir uns drum. Erinnerst du dich noch?”
    Lucy
schaute zu ihm hoch, in dieses breite, von dichtem Bartwuchs überwucherte
Gesicht, und ihr Lächeln wurde aufrichtig. „Ja, ich erinnere mich. Ihr Jungs
seid meine Schutzengel.”
    „Also rück
schon raus damit. Was hast du für ein Problem?”
    „Zwei Probleme”,
sagte sie. „Erstens: Mein Auto hat seinen Geist aufgegeben. Oder liegt
zumindest im Koma.”
    „Die
Batterie?”
    „Ich glaube
nicht. Keine Ahnung.”
    „Okay, wir
kümmern uns darum”, erklärte Duane bereitwillig. „Und das andere
Problem?”
    „Mein Herz
fühlt sich an wie etwas, das man mit Zeitungspapier vom Boden nehmen und in
den nächsten Mülleimer werfen sollte.”
    Der Biker
musterte sie mitleidig. „Justine hat mir von der Sache mit deinem Freund
erzählt. Sollen die Jungs und ich ihn uns vorknöpfen?”
    Lucy lachte
in sich hinein. „Ich möchte euch nicht zu einer Sünde verführen.”
    „Oh, aber
wir sündigen doch ständig”, gab er

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