ZECKENALARM IM KARPFENLAND
ned an Haufn Bladz weg?’, ‚Ach so, die sen do in dena Schräng drinna?’, ‚Ja, und die ganz Aldn, su vor dreißg, verzg Joahr. Missd iehr die aa umziehgn?’, ‚Aa, ja suwas nei!’, ‚Achso, die sen verfilmd?’, ‚Ja wie find mer denn die widder?’, ‚Mid dem Lesegeräd do? Muss ja ganz schee schwierich sei, dees zu bediena?’, ‚Ned?’, ‚Kinderleichd?’, ‚Habbi nunni gsehgn, wie dees geht’, ‚Sollis wergli mal brobiern?’, ‚Indressiern däds mi scho’, ‚Dees is fei ganz schee aufregnd. Habbi aa widder was glernd.’“ Kunni endete mit ihren Ausführungen und sah ihre Freundin fordernd an. Retta machte immer noch ein besorgtes Gesicht, schritt zum Telefonapparat und wählte die 9980593. Das Telefonat dauerte ziemlich genau fünf Minuten.
„Am Mondooch kanni ofanga.“
„Wer sachds denn!“, entgegnete die Kunni zufrieden.
Röttenbach, Gemeindeverwaltung, Montag 1. Oktober 2012
Margarethe Bauer sah sich um. Das Innere des Rathauses war völlig neu und modern gestaltet. Überall lagen noch Abdeckungen und Plastikfolien auf den Böden. Farbeimer standen herum, Rigipsplatten lehnten an den Wänden. Die Arbeiter waren gerade dabei, sich auf den Feierabend vorzubereiten. Sie war viel früher dran als notwendig. Die Einweisung von Wisch-und-Weg würde erst in einer halben Stunde beginnen. Das neue Bürgerbüro gleich im Zentralbereich des Erdgeschosses war nahezu fertig. Zwei Gemeindeangestellte saßen noch an ihren Schreibtischen und waren im Begriff, ihre Sachen einzupacken. Sie trat durch die dekorative Glastüre, die sich wie von Geisterhand selbst öffnete, in das neue Büro ein.
„Retta, bisd abber schbäd dran, mier baggn grod zam.“
„Grißd eich Godd midernand“, begrüßte sie die Retta, „machd ner Feierabnd, iech will aa gor nix vo eich. Iech habb mi bloß auf die Schdell zum Budzn beworbn. Iehr wissd scho: Vorübergehend. Do habber mer dengd, kummsd a weng ehra vorbei und schausder dees alles erschd amol o. Eiern Umbau maani. Schee is alles worn. Nunni ganz ferdi, abber dees werd scho nu. Kanni a mol reischau bei eich?“
„No fraali, schau na rei, wies bei uns edz ausschaud. Gfällds der?“
„Ja, gscheid schee is worn. Was is denn edz alles do herinna? Eire Schreibdisch sen aa ganz blidzblank. Dees kanni scho verschdeh, wenn die Arbeider den ganzn Dooch midn Farbdopf do inna rumrenna. Do muss mer sei Aggdn in Sicherheid bringa, gell? Ganz neie Schräng habder ja aa. Bassen denn do alle Underlagn nei? Iehr missd ja aa aus den frieheren Zeidn nu alles aufheben, odder ned?“
Es wurde ein langes Gespräch. Voller Stolz erklärten die beiden weiblichen Angestellten das neue Rathauskonzept, führten Retta Bauer in ihrem neuen Büro herum und erklärten, wo welche Unterlagen zu finden seien und wie sie ihren neuen Arbeitsplatz und ihre neuen Aufgabengebiete organisiert hatten. Zum Schluss deponierten sie die Schlüssel ihrer Aktenschränke und Schreibtische, welche sie vorher ordnungsgemäß verschlossen hatten, unter dem Übertopf einer gewaltigen Kokospalme. „Is aa nei. Alle Bflanzn sen nei“, erklärten sie stolz.
„Habbi doch scho gsachd, dass iehr a ganz dolles, neies Büro habd“, bestätigte die Retta nochmals. „Iech muss edz aa geh“, erklärte sie, „mier Neia kriegn edz vo Wisch-und-Weg unsere Einweisunga. Mier wern uns morgn beschdimmd widder sehgn. An schen Feierabnd.“
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Abends um halb zehn saß sie bei Kunni in der Küche. „Iech deng mer, dees dürfd ka großes Broblem wern, an die Underlagn ranzukumma“, erklärte sie ihrer Freundin. „Iech waß scho, wu dees Zeich is. Is alles aufm Combjuder gschbeicherd. Schbädesdens am Freidooch machi a Schdund länger und besorch mer die Informadziona, die wu mier brauchn.“ „Warum erschd am Freidooch?“, wollte die Kunni wissen, die darauf brannte, endlich die Namen zu erfahren.
„Weil do der Burchermasder aa ned do is. Der bleibd nämli meisdens a weng länger. Dann binni mer sicher, dass i aa ned gschdörd wer, am Freidooch.“
„Danach kummsd abber glei bei mier vorbei“, drängte die Kunni, „gell?“
Röttenbach, Martin-Luther-Weg, Dienstag, 2. Oktober 2012
Julia Fuchs wusste nicht was sie machen sollte. Sie hatte sich ausgiebig mit ihrem Mann Bruno unterhalten, doch auch der konnte ihr keinen sicheren Rat geben. „Wer sachd dier denn, dass du ned weiderhin erbressd wersd?“, fragte er sie berechtigterweise. „Erschd verlangd der Erbresser zwansgdausend Euro, und dann lechd
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