Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn
Titel:
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska
abzuknöpfen. Anna hatte ungerührt im Wohnzimmer gelesen, obwohl doch dort der noch kahle Baum stand und darauf wartete, geschmückt zu werden.
Bei den Ruinen angekommen setzte sich Grandpa auf eine Bank und erzählte mir, dass hier ein großer König geboren sei. Er habe England von Eindringlingen befreit und sein Volk hatte immer genug zu essen.
»Auch Weihnachtskekse?«, fragte ich und schielte auf seine ausgebeulte Jackentasche. Gemeinsam aßen wir die Plätzchen und dann bekam ich auch noch den Lutscher.
»Ich gehe die Wiege von dem großen König suchen«, erklärte ich Grandpa, als wir fertig gegessen hatten. Ich mochte die alten Steine von Tintagel. Es gab so viel zu entdecken und dass hier einmal Frauen in langen, wallenden Kleider gelebt hatten und Ritter in schimmernder Rüstung, machte es noch tausendmal interessanter. Die Mauerreste erstreckten sich bis zum Meer und überall gab es kleine Nischen, noch bestehende Pforten und unten am Strand Höhlen, in denen angeblich der Zauberer Merlin gelebt hatte.
So leer wie heute war es hier jedoch noch nie gewesen. Vor allem im Sommer kamen ganze Heerscharen von Menschen her. Heute waren Grandpa und ich allein.
Vielleicht fand ich ja einen Schatz. Den Gral, den der König so lange und so verzweifelt gesucht hatte!
Über mir stieg mit einem Mal ein ganzer Schwarm Möwen auf. Sie schrien und zwischen die weißen Vögel mischten sich zwei schwarze. Es waren Raben. Sie waren groß.
Waren Raben nicht die Vögel der Götter? Mir fiel wieder das Märchen ein, das mir Mum vor einiger Zeit vorm Schlafengehen erzählt hatte. Über zwei Raben, die links und rechts auf der Schulter eines Gottes saßen und ihm von allem, was auf der Erde passierte, erzählten.
Die beiden Raben flogen so gerade nebeneinander wie Autos auf der Autobahn. Sie kreisten dreimal über mich hinweg und setzten zum Landen hinter einer Mauer an. Ich wollte sie sehen.
Ich lief durch eine dieser noch vorhandenen Pforten und umrundete die Mauer. Die Raben saßen auf einem Felsvorsprung. Aber sie waren nicht allein. Ein blonder Junge mit außergewöhnlich blauen Augen saß zwischen ihnen.
Der Junge sah mich neugierig an. Und die Raben scheinbar auch.
Vorsichtig ging ich näher.
Der Junge lächelte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber ehe er es aussprechen konnte, hörte ich schon die Stimme von Grandpa: »Felicity! Kommst du? Wir müssen nach Hause.«
Lee
Das war sie also: Meine Braut. Niedlich. Große blaugraue Augen und Haare von einer Farbe, die mit den Jahren entweder heller oder dunkler werden würde. Das konnte man jetzt noch nicht abschätzen.
Aus ihren langen Zöpfen hatten sich Strähnen gelöst. Sie war nicht sehr furchtsam, wie es schien. Normalerweise machten die Raben meines Onkels Kindern Angst.
Ich lächelte ihr zu und sie lächelte zurück und entblößte eine breite Zahnlücke. Ein offenes, freundliches Lächeln. Ich mochte es auf Anhieb.
Doch ehe wir ein Gespräch beginnen konnten, rief ihr Großvater nach ihr. Sie gehorchte sofort.
Mir gefiel, wie vertraut sie mit ihrem Großvater umging und wie freundlich er zu ihr war.
Mein erster Eindruck war also mehr als beruhigend. Ich war zufrieden. Ein Leben an der Seite von Felicity Morgan schien nicht mehr ganz so hoffnungslos zu sein.
Ich blieb noch eine Zeitlang auf der Mauer sitzen und die Raben leisteten mir Gesellschaft. Ich überlegte, wie es wohl werden würde, wenn jemand zu Hause auf mich wartete. Wie würde Felicity reagieren, wenn ich von meinen Zeitsprüngen nach Hause kam? Ich könnte ihr ja immer etwas mitbringen.
Ein persönliches Sonett von Shakespeare oder eine Miniatur von Nattier zum Beispiel.
Ich malte mir gerade die verschiedenen Nettigkeiten aus, mit denen ich Felicity Morgan über meine häufige Abwesenheit hinwegtrösten könnte, als in der Ferne auf einmal die Glocken erklangen. Erst jetzt fiel mir auf, wie dunkel es geworden war. Der Himmel war sternenklar. Der Mond halbvoll. Alles rundherum war erleuchtet.
Heiligabend. Für die Menschen ein Fest des Friedens, der Liebe und Geschenke.
Besonderer Geschenke.
Mit einem Mal wusste ich, was ich Felicity Morgan später einmal schenken würde. Ich würde sie zu der Grotte bringen. Jener wunderschönen Grotte, die ich entdeckt hatte.
Die Glocken klangen hell und klar zu mir herüber. Selbst der Wind schien zu lauschen, denn vom Meer her wehte nur eine leichte Brise.
Eine Grotte für Felicity. Das perfekte Geschenk für die prophezeite
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