Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn
Titel:
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska
wusste, dass er für die anderen unsichtbar war, doch sie würden ihn hören können, wenn er sich unbedacht bewegte und mir war unbehaglich zumute.
In der jetzt folgenden vorletzten Mathestunde des Jahres wichtelten wir. Es war nicht so, dass ich mich darauf freute, aber wenn dadurch Mathe ausfiel, sollte es mir nur recht sein. Wir hatten schon vor zwei Wochen ausgelost, wer wen beschenken sollte, die Gaben waren am Vortag eingesammelt worden und standen nun zum Verteilen bereit.
»Bist du denn gar nicht gespannt?«, flüsterte Rike neben mir und kicherte. »Könnte doch wirklich sein, dass du was von Marvin bekommst!«
Ich verdrehte die Augen und schaute zu Marvins Rücken im Kapuzenshirt zwei Reihen vor mir. »Also gut, wir haben Mathe. Wie groß ist wohl die Wahrscheinlichkeit, hm? Bei achtundzwanzig Schülern insgesamt?«
Rike gluckste immer noch. Seit ich ihr auf ihrem Geburtstag bei einem dummen Partyspiel hatte verraten müssen, wer mir aus der Klasse am besten gefiel, nervte sie dauernd mit Anspielungen. Dabei hatte ich Marvin doch nur genannt, damit das Spiel endlich weiterging und sie aufhörte zu bohren. Sicher gab es in den Klassen über uns den einen oder anderen, der nett aussah, aber deren Namen kannte ich nicht und würde mich auch hüten, Rike in so etwas einzuweihen.
»Soo«, machte Frau Holtkotte, unsere Mathelehrerin, gerade auf sich aufmerksam. »Bescherung!« Sie läutete mit einem Glöckchen, als wären wir noch kleine Kinder, und wuchtete dann einen Karton auf den Tisch. »Ich lese die Namen auf den Päckchen vor und ihr kommt nach vorne und holt sie euch ab. Okay?«
Gemurmel ertönte und mein Blick glitt zurück in die Klassenraumecke, in der Birk das Geschehen interessiert verfolgte. Wie konnte ich ihm helfen? Was konnte ich tun? Es gab im Moment wirklich Wichtigeres als …
Ein Freudenschrei aus der zweiten Bank, Carolin hatte ausgepackt. »Wie cool!«
»Was hat sie denn bekommen?« Rike reckte neugierig den Hals.
»Einen knallpinken Lippenstift«, erklärte ich geistesabwesend.
»Woher weißt du das denn?«
»Rate mal, wer sie beschenken musste.«
Immer noch in Gedanken griff ich nach einem Blatt Papier und begann darauf herumzukritzeln.
Geschenke. Kobold. Magie. Alle fort. Wohin? Wie konnten sie ihn allein zurücklassen? Ohne sicherzugehen, dass er überlebte?
Ich runzelte die Stirn.
Ich wusste nichts über Kobolde, hatte bislang nicht mal geahnt, dass sie außerhalb von Märchen und Sagen existierten. Wie mächtig waren sie wirklich, wenn es um ihr Überleben ging? Wenn es stimmte, was Birk erzählte, so hatten sie sich im Laufe der Zeit immer wieder den Umständen anpassen können. Vielleicht war das auch jetzt möglich. Vielleicht trug er etwas in sich, das ihm in unsere Zeit hinüberhelfen würde. Und vielleicht hatten die anderen das gewusst und ihn deshalb beruhigt zurücklassen können …
»Hee, Laura!«
Ein Stoß in die Rippen brachte mich hart in die Realität zurück – oder vielmehr in das, was ich bisher als Realität gekannt hatte. »Träumst du? Du bist dran!« Neugierig versuchte Rike an meiner Hand vorbei einen Blick auf den Zettel zu erhaschen, doch ich knüllte ihn zusammen und stopfte ihn in meine Hosentasche. Unter den bohrenden Blicken aller kam ich mir wie auf dem Laufsteg vor, während ich nach vorne ging und brav mein Päckchen in Empfang nahm. Es war schmal und flach und in eindeutig schon mal benutztes Geschenkpapier gewickelt, das notdürftig von großen Tesafilmstreifen zusammengehalten wurde.
»Wollen wir wetten, dass es Ramsch ist?«, flüsterte ich und ließ das misslungene Gesamtkunstwerk auf meinen Tisch fallen, als ich mich wieder setzte. »Ich bekomme immer nur Müll. Letztes Jahr war's ein Plastiklinealset der Sparkasse. Und davor …«
»Na komm, mach's schon auf!« Rike war neugierig wie immer und würde mir keine Ruhe lassen, bis sie ihren Willen bekam. Also seufzte ich betont und riss das Papier entzwei, was bei den Massen an Tesafilm gar nicht so einfach war.
Unter dem Papier kam ein schmaler schwarzer Terminkalender mit dem goldenen Werbeaufdruck einer unbekannten Firma zum Vorschein.
»Siehste!«, zischte ich Rike zu, doch die stand gerade auf, um selber nach vorne zu gehen. Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen. Was sollte ich denn mit so einem Kalender? Ich klappte ihn auf, um eine letzte Bestätigung seiner Nutzlosigkeit zu erhalten und stellte fest, dass er mit einem Adressverzeichnis begann.
Meine Augen blieben an
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