Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
der Welt ist. Sie halten lange Reden über die höchste Lebenserwartung, die glücklichsten Menschen, die sauberste Luft und so weiter. Mich juckt es, ihnen zu sagen, dass ein Land ohne Bordelle und Waffenläden diesen Titel kaum für sich beanspruchen kann, sorge aber stattdessen dafür, dass Friendly einfach nur nickt, langsam und beständig, wie eine texanische Ölpumpe.
Dann setzt Gutmunduhr seine Frau am Fernsehsender ab (sie muss ihre Sendung aufzeichnen), und wir fahren zu zweit weiter. Er entschuldigt sich wortreich im Namen seiner Frau.
»Eigentlich sollten Frauen nicht außerhalb des Hauses arbeiten, aber meine Frau tut es ja für Gott, das ist etwas anderes.«
»Sie arbeitet im Haushalt Gottes«, lasse ich Friendly sagen.
Er ist mit der Antwort zufrieden und lacht kurz, bevor er eine ziemlich knifflige Frage stellt:
»Was ist mit deiner Frau? Hat die mal außer Haus gearbeitet?«
Uups. Ich habe eine Frau.
»Sie? Nein, sie ... ist lieber Hausfrau. Und das ... das ist auch gut so.«
»Es hat mich sehr betroffen gemacht, von ihrem Unfall zu hören.«
Oh. Hatte meine Frau einen Autounfall? Ich hoffe, ihr ist nichts Schlimmes passiert.
»Vielen Dank«, sage ich mit Hundeblick wie ein schlechter Schauspieler in einem noch schlechteren Werbespot.
»Du vermisst sie sicher sehr.«
Uups, da ging sie hin. Das ist ja wie einen Thriller rückwärts zu gucken.
»Ja, das kannst du laut sagen. Es ist nicht einfach, allein zu sein.« »Hattet ihr keine Kinder?« Wow. Die ist schwer.
»Ahm ... Nein, ich glaube nicht.« Scheiße. Das war mies. »Ich meine nein. Nicht im engeren Sinne.« Fragen Sie mich nicht, was das heißen soll. Ich habe keine Ahnung.
Er fährt schweigend weiter. Keine weiteren Fragen. Ganz schön unangenehm. Hat er etwa Verdacht geschöpft? Ich breche unser Schweigen, indem ich unser erstes Thema wieder aufgreife, berufstätige Frauen.
»Und deine Tochter ... Sie arbeitet in einem Cafe?«
Er verzieht das Gesicht, während wir durch eine Unterführung fahren, auf der Autos entlangrasen.
»Ja. Ich gebe ihr Zeit. Damit sie ihren Weg findet. Als ich dreißig Jahre alt war, war ich auf der Straße. Ich habe getrunken und das Licht nicht gesehen. Hatte nur noch Schnaps im Kopf.«
Ich sehe ihn mir genau an. Also doch kein Heiliger.
Wir fahren in den Nachbarvorort und besuchen einen Freund von Gutmunduhr in seiner Kirche. Die allerdings eher wie ein Fitness-Studio für die Seele aussieht. Schweißgeruch hängt in der Luft. Der Name seines Freundes ist kürzer als der meiner Gastgeber, aber um einiges schwieriger auszusprechen. Sie schreiben ihn auf ein Blatt Papier, Thordur. Tortur? Sein Gesicht ist rund, genau wie seine Brille, und er hat einen sehr biblischen Bart. Das einzig Moderne an ihm ist seine mit viel Gel nach hinten gesalbte Althippie-Frisur. Er erinnert mich sogar ein bisschen an meinen rundgesichtigen, bärtigen Vater, Gott hab ihn selig. Gutmunduhr erzählt mir, dass Tortur jeden Tag bei ihm auf Sendung sei. Das merkt man: Er spricht so laut und deutlich, als ob er auch jetzt vor einer Kamera säße. Und lässt in der ganzen halben Stunde nicht einmal seine Bibel los, hält sie in der Hand wie eine Art heiligen Hammer. Dann und wann schlägt er mit ihr durch die Luft, als wollte er seine Gedanken an eine Kirchentür nageln. Seine Ansichten sind ziemlich unorthodox und extrem, und er verkündet sie mit kräftigen, farbenfrohen Worten.
»Die Menschen fragen mich manchmal, ob man beschnitten sein muss, um in den Himmel zu kommen. Ich sage nein. Das muss man nicht. Es geht nicht um die Genitalien, sondern um das Herz. Die Frage ist: Bist du bereit, die Vorhaut deines Herzens zu öffnen und das Licht des lebendigen Gottes einzulassen?«
Das Feuer der Homophobie brennt in seinen Augen. Wenn man tief genug hineinsieht, kann man durch die Flammen einen dünnen Schwulen sehen, der ans Kreuz genagelt wird und
I will survive
schreit. Father Friendly gießt Öl in sein Feuer, während Toxic sich an seine Nacht mit Andro erinnert.
»Wir hatten mal einen Schwulen in unserer Gemeinde in Virginia«, sage ich. »Den habe ich auf der Stelle bekehrt, indem ich ihm mit einer Kneifzange den Ohrring rausgerissen habe.«
Gutmunduhr sieht seinen bärtigen Freund an wie ein kleiner Junge, der auf die Reaktion des großen wartet. Tortur lacht wie der Teufel in Person und antwortet in ausgezeichnetem Englisch: »Ha ha. So muss das sein. Rausreißen mit Stumpf und Stiel.«
Nun kommt Friendly in
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