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Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen

Titel: Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hallgrimur Helgason
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ihnen so einfach wie möglich zu machen. Fast alle sind sofort gestorben. Keine Zeit für Reue oder Wut oder so was. Einfach nur BIFF!, und du bist weg. Wie einen Küchenmixer ausschalten. Kein Schmerz, kein nichts. Einen besseren ... Service könnten die sich gar nicht wünschen. Ich bereite mich akribisch vor: Zeitplan, Ort, Winkel, alles. Außerdem habe ich den menschlichen Körper studiert wie ein Arzt. Ich weiß, wie ich zielen muss, damit es am schnellsten geht und solche Sachen. Wenn es das als Disziplin bei den Olympischen Spielen gäbe, wäre ich der Mark Spitz der Killer.«
    »Und was ist das Schwierigste daran?«
    »Zu treffen, natürlich. Den Kerl in den Kopf zu treffen, ins Herz oder in den Hintern, wenn er sich nun mal in dieser Position befindet. In dem Fall muss man dafür sorgen, dass die Kugel gerade den Rücken hochgeht. Schüsse in den Hintern sind vom richtigen Winkel abhängig. Wie Billard.«
    »Dann musst du also ... üben?«
    »Klar. Du musst gut in Form sein. Ich hab sogar das Koksen aufgegeben. Für diese Art von Arbeit brauchst du ein ruhiges Herz.«
    »Wow. Und du behältst da den Überblick? Über die Toten?«, sagt sie mit großen blauen Augen. Jetzt habe ich sie in der perfekten Lewinsky-Rolle.
    »Ja. Na ja. Es ist gar nicht so, dass ich sie zähle. Man erinnert sich halt. Ein bisschen wie ... du erinnerst dich doch auch an alle Typen, mit denen du geschlafen hast, oder?«
    »Ich hab versucht, einige zu vergessen«, sagt sie mit einem sexy Grinsen.
    Ich kann ihr nicht widerstehen. »Wie ... wie viele waren das?«
    »Ich weiß nicht. Ich zähle die nicht. Vierzig vielleicht.«
    Schlampe.
    »Vierzig?«
    »Findest du das viel? Eine Freundin von mir hat hundertvierzig oder so.«
    Da haben wir es. Tarantino hat in Island 139 Fickverwandtschafts-Verhältnisse. Hoffentlich ist seine Adressenliste für die Weihnachtskarten auf dem neuesten Stand.
    »Und du siebenundsechzig?«, fragt sie.
    »Frauen? Nein, Opfer? Ja. Siebenundsechzig. Siebenundsechzig Wichser umgelegt. Siebenundsechzig Schweine im Ofen.« »Und du erinnerst dich wirklich an alle?«
    »Ich versuche, die Erinnerung an sie lebendig zu halten.« »Denkst du oft an sie?« »Nein.«
    »Und dir tut keiner von denen leid?« »Nein.«
    »Wie geht denn das? Hast du kein Gewissen?«
    »Das ist eingefroren, glaube ich. Hast du ein schlechtes Gewissen aufgrund einiger deiner ...?«
    »Bettgenossen?«, sagt sie mit eisigem Grinsen. »Nö.«
    »Du hast für vierzig Typen die Beine breitgemacht und bereust es bei keinem einzigen?«
    »Das kann ich mir nicht erlauben. Ich treffe die ja immer wieder.«
    Das kann doch alles nicht wahr sein.
    »Du ... triffst dich immer noch mit denen? Allen vierzig?«
    »Ich treffe mich nicht mit denen, ich treffe die. Auf der Straße und so. Reykjavik ist klein. Die kommen dauernd ins Cafe.«
    »Ach, deswegen haben sie dich eingestellt.«
    Plötzlich wird sie von Lewinsky zu Britney.
    »Halt die Schnauze, Mann! Wir reden hier über tote Menschen, und du hältst mir eine Moralpredigt. Als ob man das vergleichen könnte, Leute töten und mit ihnen schlafen.«
    »Liebe und Tod sind nun mal beide gleich wichtig.«
    »Liebe und Tod? Es geht hier nicht um Liebe, es geht nur um Sex!«
    »Der ist noch wichtiger.«
    Sie springt vom Sofa auf und schreit:
    »Halts Maul, du Wichser!«, bevor sie das Zimmer verlässt. Sie ist schnell wieder da und sieht aus, als hätte sie gerade bemerkt, dass das ihre Wohnung ist und nicht meine.
    »Warum lasse ich dich eigentlich hier wohnen? Ich sollte die Polizei rufen oder Thórður oder ... Argh! Steh auf! Geh nach oben! Hau ab! Und halt bloß das Maul!«
    »Tut mir echt leid.«
    »Wichser!«
    »Ich ... bitte, setz dich wieder hin.«
    Sie geht in die Küche und bleibt für eine Zigarettenlänge dort. Ich nutze die Zeit, um meine Eifersuchtsmaschine zu reinigen, den Motor meines Lebens.
    Eifersucht ist die alte, treusorgende Tante, die es nie versäumt, mich auf meine Dates zu begleiten. Sie ist die treibende Kraft in meinem Leben, seit meine Freundin in Hannover, die Tochter eines Optikers, mich mit preußischer Rücksichtslosigkeit abserviert hat. Hildegard war ein Tag-8-Mädchen (als neu angekommener Ausländer, der 15 % Deutsch sprach, war meine Auswahl begrenzt), das die meiste Zeit Rollkragenpullover trug, mit Engelsgesicht Geige spielte und nie ein Schimpfwort benutzte, mir aber bei ihrem Abschied verriet, dass sie mich mit siebzehn Typen betrogen hatte. Siebzehn verfickten

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