Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
vor Anspannung.
»Da war ihr Kopf, Sir.«
»Ihr Kopf? Im Kühlschrank?«
»Jawohl. Ihr Kopf stand da, auf einem Teller. Das Gesicht war ganz geschwollen, gelb und blau. Aber ...« »Aber?«
»Sie war es. Ich habe sie erkannt. Es war Ihre Freundin.« »Auf einem Teller?«
»Ja, Sir. Im Kühlschrank. Es war ziemlich ...« »Nur ihr Kopf?«
Während ich das frage, wird es mir langsam bewusst: MUNITA IST TOT.
»Ja, Sir. Nur ihr Kopf. Ihren Körper konnte ich nicht finden.« »Aber ... Sie konnten ihn riechen?«
»Hm ... ja, ich glaube schon. Vielleicht ist der da irgendwo.« »Was für ein Körpergeruch war das?« »Was für ein ... ?« »Möse? Mösengeruch?«
Was rede ich da bloß? Mein kranker kroatischer Kopf. Ich sollte sterben. Oh, Munita. Warum musstest du mich mit einem dieser talienischen Herzensbrecher betrügen? Mich, der ich dich mit einer netten unschuldigen Eismaus betrogen habe. Ich glaube, ich sollte jetzt weinen. Dein Kopf im Kühlschrank! Die herrlichen Lippen ganz kalt. Frostiger Glanz in den Augen. Dein Haar wie die Überreste eines Nudelgerichts. Und was ist mit deinem Körper? Haben sie den aufgegessen? Und was ist mit deiner Seele? Umarmt die jetzt kopflos im Himmel ihre gliederlosen Eltern? Oh, Bonita ...
»Das kann man wohl so sagen, Sir. Möse ... aber sehr streng«, sagt der schwarze NYC-Portier in mein rechtes Ohr.
17. MORGENGRAUEN
Ich gehe runter. Es ist mir scheißegal. Ich öffne die Luke und lasse die Treppe runter. Sie wachen auf, ist ja klar. Tröster kommt auf mich zu, schwingt seine Faust, als ob ich ein normaler, unschuldiger Einbrecher wäre. Ich fange sie in der Luft ab, halte seinen Arm in meiner Hand. Er ist stark, aber natürlich nie Soldat gewesen. Das Mädchen besänftigt ihren Bruder und fragt mich, was zum Teufel ich hier tue. »Ist mir egal.«
Sie starrt mich an und Tröster sie, vollkommen verwirrt.
Dann fragt er sie offensichtlich, ob sie mich kennt, was bedeuten muss, dass ich nicht mehr aussehe wie der Priester, den er vor ein paar Tagen bei seinen Eltern getroffen hat.
Sie antwortet nicht. Er trägt nichts außer einer albernen Unterhose. Homer Simpson sieht mich aus seinem Schritt an, mit neckischem Grinsen. Sie trägt ein dunkelblaues T-Shirt, auf dem in weiß Sorry steht. Ich bin vollständig angezogen. Trage meine Turnschuhe. Igors Turnschuhe. Gunnhildur folgt mir aus der Wohnung, die Treppe runter, und fragt alle möglichen Sachen, doch ich antworte nicht. Und sehe sie auch nicht an. Ich will jetzt nichts Süßes.
Mir ist alles egal. Ich haue ab.
Es ist ziemlich früh am Morgen. Die Straßen sind noch stiller als tagsüber. Stiller als still. Wie am ersten Morgen im Totendorf. Es ist extrem hell, aber bewölkt. Eine fette, neblige Wolke hängt so tief über der Stadt wie ein Deckel auf einer Bratpfanne. Sie hat die hellgraue Farbe von Eis. Wie immer ist es so kalt wie in einem Kühlschrank.
Einem verdammten Kühlschrank.
Ich suche nach einem Teller, auf den ich meinen Kopf legen könnte.
Ich gehe die Straße runter. Keine Ahnung, wohin oder wozu. Ich muss einfach irgendwo hingehen. Wenn der Kopf tot ist, übernehmen die Beine. Ich laufe wie ein kopfloses Huhn, dem Blut aus dem Hals spritzt.
Zwischen den Häusern kann ich den Rathausteich erkennen. Ein albern aussehender Schwan gleitet vorbei. Die Wichser haben ihren Kopf auf einen Teller getan. Warum? Um mir Angst zu machen? Je genauer ich darüber nachdenke, desto mehr riecht das nach talienischer Kochkunst. In ihrer Sprache bedeutet es wahrscheinlich was, wenn du sagst »den Kopf der Freundin im Kühlschrank«. Warum können die nicht einfach herkommen und mich kaltmachen? Ohne diese beschissenen Anspielungen!
Ich kann kaum glauben, dass sie tot ist. Meine Munita Bonita. Und so ein schamloser, geschmackloser, gewaltsamer Tod. Alles nach alter Familientradition. Sie haben ihr den Kopf vom Körper gehackt. Von diesem wunderbaren Körper. Gestern war sie noch die heißeste Frau auf der ganzen Welt, jetzt ist sie im Kühlschrank.
Genau wie ich.
Das ist wohl meine Strafe. In diesem eisigen Land gefangen zu sein. Geschieht mir recht. Ich habe sie betrogen. Aber wenigstens ist mein Kopf noch auf meinem Körper. Sie muss mich zehnmal öfter betrogen haben, zehnmal extremer. Ließ sich immer wieder den Kopf verdrehen, nun ist er ab. Ich wusste es doch. Dem hinduhispanischen Wunder war nicht zu trauen. Ich weiß, dass manche sagen, man darf keinem Menschen vertrauen außer Jesus und Laura Bush,
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