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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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wurden.«
    »Interessant.«
    »Ja, und was viele auch nicht mehr wissen: Zwei der RAF-Frauen sind in einem kleinen Ort hier in der Nähe aufgewachsen.«
    »Siehst du, Wolf, und schon hätten wir unseren terroristischen Hintergrund«, behauptete Zörntlein. »Da bin ich vielleicht doch nicht ganz so überflüssig, wie ihr alle meint.«
    Wolfram Tannenberg taxierte ihn mit einem skeptischen Blick. Ihm war nicht so ganz klar, ob sein neuer Kollege gerade einen Scherz machte oder ob seine Bemerkung ernst gemeint war.
    Zörntlein beendete diese Irritation, indem er schmunzelnd nachschob: »Einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Aktivitäten der RAF können wir sicherlich ausschließen, denn dafür liegen viel zu viele Jährchen dazwischen.«
    Ohne die spektakulären Leichenfunde an der Jammerhalde, die er in einem seiner vorherigen Fälle aufklären musste, hätte der Leiter des K 1 dieser Aussage wahrscheinlich zugestimmt. Doch nach diesen Erfahrungen schien ihm nichts mehr unmöglich. Schließlich hatte der Täter damals späte Rache für ein im Dreißigjährigen Krieg verübtes Massaker genommen – und dieses lag mehr als 370 Jahre zurück.
    Die Schießsportanlage des PSV Kaiserslautern wurde auf der östlichen und südlichen Seite von einem steil ansteigenden Hang begrenzt, der von dichten Büschen besäumt war. Hinter diesem Spalier ragten mächtige Buchen und Eichen in die Höhe. Ihr hellgelbes bis rötlichbraunes Laubwerk wurde von dem milden Licht einer untergehenden Herbstsonne in ein buntes Farbenmeer verwandelt.
    Die Kriminalbeamten nahmen dieses ästhetische Naturschauspiel jedoch nicht wahr. Sie standen neben dem Leichnam eines 32 Jahre alten Mannes und wiegten fassungslos die Köpfe hin und her.
    »Das ist doch der Kollege Sprengard von der Inspektion in der Gaustraße«, flüsterte Tannenberg.
    »Ja, das ist er«, stimmte Mertel seufzend zu. Er und seine Mitarbeiter gingen bereits seit einer guten Viertelstunde ihrer akribischen Arbeit nach.
    Polizeiobermeister Pascal Sprengard lag ausgestreckt auf dem Rücken. Er trug einen dunkelgrünen Trainingsanzug. An der Stelle seines Sweatshirts, an der das Emblem des Polizeisportvereins auf seiner Brust prangte, wies der Baumwollstoff ein Loch auf. Die Hände des Mordopfers lagen gefaltet auf dem Bauch und umschlossen eine 7,25 kg schwere Eisenkugel.
    »Genau wie in Ramstein«, meinte Tannenberg.
    »Bis auf die Kugel eben«, stellte der Kriminaltechniker lapidar fest.
    »Kugelstoßen – die dritte Disziplin des Zehnkampfes«, murmelte Zörntlein, der regungslos auf den Leichnam starrte.
    »Was für ein Wahnsinn«, keuchte Tannenberg.
    »Wahnsinn ist das richtige Wort«, pflichtete ihm Mertel bei.
    »Warum musste dieser verdammte Idiot unbedingt jetzt hierher kommen und Kugelstoßen trainieren?«, schimpfte Tannenberg. Er tippte sich mit den Fingern an die Stirn. »Ausgerechnet Kugelstoßen. Wo doch in jeder Zeitung zu lesen war, dass man genau das zurzeit nicht tun sollte.«
    »Wegen der perversen Handlungslogik dieses Psychopathen«, ergänzte Sabrina mit belegter Stimme. Sie war blass und wirkte sehr betroffen. »Der zieht tatsächlich diesen menschenverachtenden Zehnkampf durch.«
    Ihr Vorgesetzter ließ die Schultern sinken und nickte resigniert.
    »Sehr wahrscheinlich wollte Sprengard gar nicht Kugelstoßen üben«, behauptete der Kriminaltechniker und machte eine ausladende Handbewegung. »Oder seht ihr hier irgendwo einen Abwurfkreis oder irgendwelche Einschlaglöcher? Ich denke, er ist zum Bogenschießen hierhergekommen.«
    Während ihn seine Kollegen verdutzt anschauten, wies er mit dem Kinn zu einer Betonwand, an der ein Sportbogen und ein mit Pfeilen bestückter Köcher lehnten.
    »Wenn das stimmt, was du behauptest, folgt daraus aber logischerweise, dass der Heckenschütze die Kugel mit hierher gebracht haben muss«, erklärte Tannenberg.
    »Ja, Wolf, ich denke, davon können wir ausgehen.« Er wies in östliche Richtung. »Zumal wir dort vorne am Hang Fußspuren entdeckt haben. Und zwar welche, die in beide Richtungen verlaufen. Willst du sie dir anschauen?«
    »Ja, sicher«, erwiderte der Kommissariatsleiter und folgte Sabrina und dem Kriminaltechniker zu einem circa drei Meter hohen Steilhang, auf dem sich in dem weichen Untergrund deutliche Fußspuren abzeichneten. Die aufwärtsführenden Abdrücke waren fast waagrecht und sahen aus wie Treppenstufen. Einer von Mertels Mitarbeitern goss gerade Gips in eines der Trittlöcher.
    »Welche

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