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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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sein.«
    »Selbstverständlich werden wir sehr diskret vorgehen. Deshalb werden wir Daudert hinzuziehen.«
    Ellen wollte protestieren, aber Brahe hob abwehrend die eine Hand, während er mit der anderen bereits eine Nummer in sein Handy tippte. Wenige Minuten später erschien Stefan in der Tür der Zentrale.
    »Frau Faber hat einen Verdacht, dem wir nachgehen müssen«, sagte Brahe. Er klärte Stefan knapp über Ellens Vermutung auf.
    »Falls es sich um den Erpresser handelt, ist die Sache extrem gefährlich. Deshalb werden Sie den Einsatz persönlich leiten und mit Ihrem SEK-Team absichern. Eine Gruppe der KTU wird Sie in die Wohnung dieses Ägypters begleiten und nach Spuren suchen. Nehmen Sie sich vor allem seinen Computer vor.« Brahe holte tief Luft. »Achten Sie um Himmels willen auf Diskretion. Niemand darf etwas davon mitkriegen. Auf gar keinen Fall die Presse. Wir haben Ärger genug. Schaffen Sie das?«
    Stefan nahm eine straffe Haltung ein. »Selbstverständlich, Herr Direktor. Wir werden alles so verlassen, wie wir es vorfinden. Niemand wird etwas von unserem Einsatz erfahren.«
    »Gut so. Und bringen Sie mir Ergebnisse.« Brahe sah Stefan fast flehentlich an.
    »Wenn es irgendetwas zu finden gibt, werden wir es finden«, versprach der. Er warf noch einen kurzen Blick auf Ellen und verschwand.
    »Bitte entschuldigen Sie, Frau Faber, dass ich über Sie hinweg entschieden habe. Ich weiß, dass Sie die Ermittlungen leiten, aber ich muss meinen Kopf dafür hinhalten. Und wenn ich nicht bald etwas vorweisen kann, reißt mir der Polizeipräsident ebendiesen Kopf ab.«
    »Ich verstehe«, sagte Ellen. »Wir stehen alle unter Druck.«
    Ihr gefiel das Ganze nicht, aber Gegenargumente hatte sie keine und erst recht keine besseren Vorschläge.

11
     
    »Frau Careli, sind alle Unterlagen fertig?«, fragte Hermann Becker. »Vor allem die Auswertungen über den Internet-Traffic sind wichtig.«
    »Ich habe alles auf Ihren USB-Stick kopiert. Die Daten sind aber nicht grafisch aufbereitet. Dafür war die Zeit zu kurz.«
    »Kein Problem. Das mache ich im Flieger nach Berlin selbst.«
    »Sie wollen also tatsächlich eine Sitzung des Vorstands sausen lassen, an der Sie als Marketingleiter teilnehmen sollen?«
    Jeden anderen hätte Becker ärgerlich zurechtgewiesen. Es war nicht üblich, dass man seine Entscheidungen hinterfragte. Coretta Careli war eine Ausnahme. Sie hatte bereits für Becker gearbeitet, als er noch ein absoluter Nobody und seine Firma völlig unbekannt gewesen war.
    »Mein Plan wird gelingen. Davon bin ich fest überzeugt. Ich habe Gottfried Dellbrück eingeweiht, den Marketingvorstand. Und für Sie habe ich eine Reihe Anweisungen vorbereitet.« Er reichte Coretta ebenfalls einen Speicher-Stick. »Achten Sie darauf, dass alles umgesetzt wird, was Sie darauf finden. Es darf nichts ausgelassen werden. Morgen muss alles fertig sein.«
    Coretta wog den Stick in der Hand, als wäre er schwer wie ein dickes Buch. Ungefähr wusste sie schon, was er enthielt. »Das bedeutet erheblichen Aufwand und wird die Firma eine Menge Geld kosten. Und das alles auf die Hoffnung hin, dass Sie recht behalten. Sie müssen sich sehr sicher sein.«
    »Ja, das bin ich. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als wir so klein waren, dass uns kaum jemand kannte? Wir Hinterwäldler von Intelko gegen riesige Konkurrenten? Niemand hat uns damals eine Chance gegeben. Aber ich hatte das sichere Gefühl, dass wir es schaffen werden. Und wir haben es geschafft. Heute gehören wir zu den größten Internet- und Telekommunikationsunternehmen. Genau das Gefühl wie damals habe ich heute.«
    »Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie recht behalten, Herr Becker.«
    »Manchmal gibt es Dinge, die muss man einfach tun. Und dann muss man sie auch selbst machen und nicht delegieren.«

12
     
    Ein unauffälliger Privatwagen bog in die Straße ein, in der Ellen wohnte. Stefan Daudert saß am Steuer. Neben und hinter ihm saßen Mitglieder seines SEK-Teams, Rico, Hillert und Ernst. Sie hatten schon viele gemeinsame Einsätze hinter sich. Obwohl der Einsatz möglicherweise gefährlicher war als frühere, verzichteten sie auf ihre schwere Sicherheitsausrüstung. Die klobigen Helme, die schwarzen Handschuhe, überhaupt die ganze Uniform, waren zu auffällig. Ihr einziger Schutz bestand in den kugelsicheren Westen, über denen sich ihre Privatkleidung spannte. Diese Art Einsatz konnte Stefan Daudert nicht befehlen. Er hatte nach Freiwilligen gefragt. Wie nicht anders

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