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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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sich die meisten Lichter konzentrierten, musste der Explosionsort sein. Zu den Scheinwerfern kam das flackernde Leuchten von Flammen. Mehrere Autos auf dem Parkdeck brannten, oder vielleicht war es auch nur eines. So genau konnte Ellen es nicht feststellen.
    »Raus hier!«, brüllte sie wieder. »Hier kann jeden Moment ein Tank in die Luft fliegen.«
    Langsam zogen sich die ersten Journalisten zurück. Viel zu langsam. Niemand wollte auf die dramatischen Bilder verzichten, jeglicher Gefahr zum Trotz.
    Einem hartnäckigen Kameramann riss Ellen die Kamera aus der Hand.
    »Hey, das ist meine«, beschwerte er sich.
    »Verschwinden Sie von hier. Sofort!«, brüllte sie ihn an.
    Er sah Ellen böse an, zeigte ihr den Mittelfinger und verschwand.
    Die Flammen prasselten lauter. Die Temperatur stieg schnell. Unter der niedrigen Decke waberte schwarzer Qualm. Die letzten Journalisten hatten gerade die Ausfahrt aus der Etage erreicht, als der erste Autotank explodierte. Es krachte um ein Mehrfaches lauter als im Freien. Der Krach wollte gar nicht mehr aufhören. Es roch nach verbranntem Benzin und Gummi. Der zweite Tank explodierte und sofort noch ein dritter. In der Ferne jaulten Sirenen. Sie kamen rasch näher. Ellen, Stefan und Brahe trieben die Journalisten von der Auffahrt weg in die tiefer liegende Etage. Einige Feuerwehrwagen fuhren in die Auffahrt ein und jagten die Spirale nach oben. Der Lärm ihrer Sirenen jaulte ohrenbetäubend in der engen Auffahrt und wurde von den Betonwänden ungehemmt zurückgeworfen.
    Im Parkhaus konnten sie nichts mehr ausrichten. Zunächst musste die Feuerwehr die Situation unter Kontrolle bringen. Noch mehr Tanks konnten explodieren. Dementsprechend vorsichtig und langsam gingen die Feuerwehrleute vor. Wegen der niedrigen Decken und dem dichten Qualm konnte Ellen sich kaum orientieren. Nicht einmal die Sprinkleranlage funktionierte. Ellen hatte Mühe, den Ausgang zum Treppenhaus zu finden.
    Vor dem Parkhaus warteten mehrere Notarztwagen. Ellen hoffte inständig, dass sie umsonst hier standen. Doch ob es Verletzte gegeben hatte, ließ sich erst sagen, wenn die Feuerwehr einen Überblick gewonnen hatte. Bei dieser unübersichtlichen und gefährlichen Lage konnte das dauern.
    Sina lehnte an einem abseits stehenden Streifenwagen und sah nach oben zu der brennenden Parketage. Sie musste auf das Ende des Feuerwehreinsatzes warten, bis sie mit ihrem Team die Sicherung der Spuren beginnen konnte.
    Ellen stellte sich zu ihr. »Unser Versuch, das Internet zu kappen, ist ziemlich in die Hose gegangen.«
    »Niemand kann dir einen Vorwurf machen. Du musstest es versuchen.«
    »Das wird der Presse reichlich egal sein. Sie werden mich durch den Wolf drehen. Ich hoffe nur, dass es keine Toten gegeben hat. Dann wäre die Katastrophe perfekt.«
    »Ja«, sagte Sina.
    Beide sahen zu, wie die Feuerwehr mehrere Leiterwagen positionierte. Jeweils zwei Feuerwehrleute ließen sich in einem Korb auf die Höhe der Parketage heben, in der die Explosion erfolgt war. Dann sprühten sie von außen mit hohem Druck Wasser durch die Lücken in den Wänden.
    »Siehst du eine Chance, dass du auswertbare Spuren findest?«
    »Nach einem Feuer? Nachdem die Feuerwehr alles unter Wasser gesetzt hat? Nachdem dutzendweise Reporter da oben herumgetrampelt sind? Ehrlich gesagt: Nein.«
    »Das habe ich befürchtet.«
    Ein Polizeiobermeister kam eilig auf Ellen und Sina zu. Er war nicht mehr gut in Form und musste erst Luft holen, bevor er reden konnte. »Ich habe mich nach den Überwachungskameras erkundigt, wie Sie mir gesagt haben, Frau Faber. Es gibt keine Bänder mit Aufnahmen hier.«
    »Was soll das heißen? Hier sind Kameras. Also muss es auch Aufzeichnungen geben.«
    »Ich habe mit der Parkhausverwaltung gesprochen. Sie übertragen alles über Internet in die Hauptverwaltung. Dort wird es zentral gespeichert.«
    »Worauf warten Sie noch? Schnappen Sie sich einen Kollegen und fahren Sie hin. Besorgen Sie die Aufnahmen. Das hat höchste Priorität.« Beim Stichwort »übertragen übers Internet« bildete sich in Ellens Magen ein unangenehmer Knoten.
    Der Polizeiobermeister spurtete los. Für seine Verhältnisse schnell.
    Sina sah Ellen an. »Befürchtest du, was ich befürchte?«
    »Nein«, gab Ellen schroff zurück. »Diese Gedanken will ich jetzt gar nicht denken.« Verhindern konnte sie es dennoch nicht. Es konnte doch nicht möglich sein, dass dieser Kerl sich auch ins Netz des Parkhauses eingehackt hatte.
    »Hast du eigentlich

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