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Zehntausend Augen

Zehntausend Augen

Titel: Zehntausend Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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Wenn ich das meinen Kollegen erzähle.«
    »Erzählen können Sie später. Jetzt muss ich wirklich dringend zum LKA.«
    »Wird gemacht. Ich will der Polizei ja helfen, diesen Bombenleger zu kriegen.«
    Das Taxi fuhr los, und der Verkehr wurde bald dichter. Das hinderte den Taxifahrer nicht daran, sein Handy aus der Hosentasche zu fummeln. Ellen fragte sich schon, was er damit wollte, wo er doch Funk hatte. Erst als er das Ding auf sie richtete, begriff sie. Er wollte sie fotografieren.
    »Damit meine Kollegen glauben, wen ich heute gefahren habe«, sagte er und machte zur Sicherheit gleich mehrere Fotos. Ellen überlegte, ob sie das Handy nehmen und aus dem Fenster werfen sollte. Sie entschied sich, die Fotografiererei zu ignorieren, und bemühte sich, so desinteressiert wie möglich auszusehen. Einfach war das nicht, denn der Taxifahrer wich einige Male erst im letzten Moment der Kollision mit einem anderen Fahrzeug aus.
    »Jetzt reicht es. Wenn Sie nicht sofort vernünftig fahren, beschlagnahme ich Ihr Handy.«
    Der Fahrer steckte das Ding blitzschnell in seine Hosentasche zurück.
    Auf der Dudenstraße drängte sich der Verkehr auf beiden Fahrspuren im Schritttempo. Das war ungewöhnlich für diese Tageszeit. Verkehr herrschte in Berlin immer, aber so dicht so früh morgens noch nicht. Am Platz der Luftbrücke war Schluss. Auf der rechten Spur standen einige Fahrer neben ihren Autos und schimpften. Sie wollten auf den Tempelhofer Damm, konnten aber nicht. Ellen stieg aus und bezahlte die Fahrt.
    Die Menschenmenge machte bald sogar ein Vorankommen als Fußgänger schwierig. Nur wenige schienen auf dem Weg zur Arbeit zu sein. Die meisten waren Schaulustige. Ellen war zu klein, um über die Menge hinwegsehen zu können. Am Rand entdeckte sie einen Polizisten in Uniform und kämpfte sich zu ihm vor.
    Ellen kannte den Uniformierten nicht, der sie anscheinend sehr wohl. Kaum hatte er Ellen bemerkt, sprach er hastig etwas in sein Funkgerät. Dabei ließ er Ellen nicht aus den Augen. Ellen hatte kaum Zeit, ihm eine Frage zu stellen, da tauchten wie aus dem Nichts fünf Männer auf. Vier waren groß und bullig, ihre Gesichter hart und abweisend. Sie trugen dunkle Anzüge, aber Ellen erkannte trotzdem Waffen unter den Jacketts. Ausgebildete Sicherheitsleute. Der fünfte Mann, offensichtlich der Chef der Truppe, war weniger bullig, aber kein bisschen sympathischer. Seine Halbglatze glänzte in der Sonne.
    »Da sind Sie ja, Frau Faber«, sagte der Mann ohne Begrüßung und ohne sich vorzustellen. »Wir warten schon sehr dringend auf Sie. Wo waren Sie?«
    »Ich wüsste nicht, was Sie das jetzt angeht. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich bin vom BKA und mich geht in diesem Fall alles etwas an.« Der Mann hielt Ellen einen Ausweis vor die Nase.
    »Burgsmüller«, las Ellen, da war der Ausweis schon wieder weg.
    »Ich dachte, ich habe die Verantwortung in diesem Fall«, sagte Ellen. »Was hat das BKA damit zu tun?«
    »Dann müssen Sie umdenken. Seit gestern Abend habe ich die Verantwortung, aber das haben Sie gar nicht mitbekommen, weil Sie einfach verschwunden sind.« Burgsmüllers Gesicht zeigte keinerlei Regung. Es wirkte, als ob es gar nicht wüsste, was Lächeln ist. Sein Blick war so kompromisslos wie seine Stimme.
    Hier war offensichtlich jeglicher Protest erfolglos, also sagte Ellen nichts.
    »Bitte begleiten Sie uns ins LKA.« Burgsmüller nickte seinen vier Männern zu, die die Schaulustigen zurückhielten.
    Ellen hatte keine andere Wahl, als der Aufforderung Folge zu leisten. Auf ein Kopfnicken von Burgsmüller hin nahmen die vier Beamten sie in ihre Mitte und drängten durch die Menge. Sie stießen dabei die Leute ziemlich brutal zur Seite. Wenn der Begriff »Bulle« für Polizisten gerechtfertigt war, dann bei diesen vier.
    Hinter der Absperrung kamen sie schneller voran. Ellen sah zahlreiche Kamera-Objektive auf sich gerichtet. Wahrscheinlich waren die Bilder umgehend in der ganzen Welt im Fernsehen zu sehen. Was die Menschen wohl denken mochten, wenn Hauptkommissarin Ellen Faber so ins LKA geführt wurde? Ellen wusste ja selbst nicht, was sie denken sollte. Sie versuchte, etwas aus Burgsmüller herauszubekommen, doch der tat, als würde er ihre Fragen überhaupt nicht registrieren.
    Die Männer brachten Ellen auf direktem Weg in den Vernehmungsraum. Die unangenehmen Erinnerungen an die Vernehmung durch Kronen waren noch frisch. Ob man wieder irgendwelche fingierten Beweise gegen sie entdeckt hatte? Burgsmüller

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