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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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ist ein Idiot und benimmt sich wie ein Idiot.« Jetzt sah er Veritatis wieder direkt an. »Aber von Ihnen erwarte ich, dass Sie sich nicht verhalten wie ein Idiot.«
    Langsam wurden auch Veritatis ' Halsschlagadern dicker. So hatte noch niemand mit ihm geredet. Er wusste aber nicht, was er sagen sollte. Dieser geballten Aggressivität hatte er nichts entgegenzusetzen. Auf dem Papier konnte er hervorragend argumentieren, als Chef gegenüber Angestellten einigermaßen, aber gegen einen offenen Angreifer fühlte er sich hilflos. Veritatis stand da und hoffte, dass es bald vorbei war.
    »Ich werde mich ab jetzt persönlich um Sie kümmern«, sagte Hasels. »Wir können uns keine Fehler mehr erlauben.«
    Veritatis erschrak. Hasels selbst wollte auf ihn aufpassen? Das war eine Katastrophe. Alexej war schlimm genug gewesen, aber Hasels? Veritatis fiel der Zettel in seiner Tasche ein und ihm war, als beginne der Zettel zu glühen. »Ich will keine Überwachung. Ich leite dieses Institut, und ich muss mir das nicht gefallen lassen.«
    Hasels sah Veritatis an. Die Halsschlagadern waren abgeschwollen. Nachdem der erste Ärger verraucht war, gewann anscheinend der Verstand die Oberhand. Das beruhigte Veritatis etwas – aber nur so lange, bis Hasels weitersprach.
    »Haben Sie eine Ahnung, was auf dem Spiel steht? Haben Sie nicht. Sie mögen stolz sein auf Ihr Institut und es wichtig finden – aber gegen Saatogo ist es ein Fliegenschiss an der Wand. Glauben Sie etwa, dass wir Sie brauchen? Wenn wir Sie fallen lassen, stehen zehn andere Institute Schlange und betteln um unsere Aufträge und unser Geld. Wir haben es nicht nötig, zu riskieren, dass sich die Presse für uns interessiert oder die Politik oder vielleicht sogar die Staatsanwaltschaft. Und ich bin dazu da, um genau das zu verhindern. Ich werde dieses Pärchen kriegen, das schwöre ich Ihnen – und Sie werden mir dabei helfen. Sie werden mir jetzt minutiös erzählen, was die beiden mit Ihnen gemacht und was sie Ihnen gesagt haben. Ich will alles wissen.«
    Veritatis würgte einen Brechreiz herunter. Der Zettel glühte in seiner Tasche. Sollte er? Er dachte an die Aufnahmen von sich selbst. Hasels konnte nicht wissen, dass die Typen dieses Druckmittel gegen ihn hatten. In Gedanken sah er den Mauszeiger um den Senden-Button kreisen, als wollte er ihn hypnotisieren.
    »Ich muss vorher noch ein Angebot machen«, sagte er mit belegter Stimme. »Das muss heute noch raus, sonst ist es zu spät. Danach können wir reden.«
    Hasels wollte es offensichtlich nicht auf die Spitze treiben.
    »Meinetwegen«, knurrte er unwillig. »Aber beeilen Sie sich. Und denken Sie daran: Ich werde jede Ihrer Bewegungen beobachten.«
    Veritatis kniff die Lippen zusammen. Er hatte etwas Zeit gewonnen, mehr aber auch nicht. »Ich muss an meinen Schreibtisch«, sagte er und hoffte, dass Hasels nicht bemerkte, wie seine Stimme zitterte. Nicht nur seine Stimme, auch se ine Knie. Es war noch schlimmer als eben im Gang. Veritatis war froh, dass Hasels ohne Kommentar aufstand und er selbst sich in seinen Bürosessel fallen lassen konnte.
    Die erste Viertelstunde arbeitete er wirklich an einem Angebot in der Hoffnung, das würde ihn ablenken. Er war zu aufgewühlt, um etwas von dem zu tun, was das Pärchen aus dem Taxi von ihm verlangte. Die Aufregung ließ nur unwesentlich nach. Der Zettel in seiner Tasche schien sich durch den Stoff seiner Hose in sein Bein zu brennen.
    Die Hoffnung, dass Hasels' Aufmerksamkeit mit der Zeit nachlassen würde, erfüllte sich nicht. Hasels stand hinter ihm und las jedes Wort mit. Hasels war so nah, er musste doch spüren, wie ihm die Angst aus jeder Pore kroch. Er musste einfach etwas merken.
    »Dauert das noch lange?«, fragte Hasels.
    Veritatis zögerte. Noch könnte er das Angebot einfach so abschicken. Aber der Mauszeiger ... Die Öffentlichkeit wäre empört, und alles, was er aufgebaut hatte, würde zugrunde gehen.
    »Ich muss noch ein paar Unterlagen beilegen. Dann bin ich fertig.«
    Veritatis stand auf, ging zu einem Aktenschrank und zog drei Ordner heraus. Jedem entnahm er mehrere Blätter.
    Hasels sah zu.
    »Die muss ich kopieren. Ich kann keine Originale verschicken.«
    »Bitte«, sagte Hasels. »Tun Sie, was Sie müssen. Ich will Sie nicht in Ihrer Arbeit behindern.«
    Veritatis steckte die Blätter zusammen mit einem großen braunen Umschlag in eine Mappe und verließ das Büro, dicht gefolgt von Hasels.
    Auf dem Weg zum Kopierraum kamen sie an den Toiletten

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