Zehnundeine Nacht
er sich alle Weiber dieser Welt kaufen. Dafür braucht er keinen Wunsch vergeuden.»
«Aber würden sie ihn lieben?»
«Wenn man genügend bezahlt», sagte der König, «tun sie auch das.»
«Wie du meinst», sagte die Prinzessin. «Dann geht die Geschichte so weiter: Der Mann dachte hin und her und kam zu keinem Schluss. Der Dschinn in seiner Flasche wurde immer ungeduldiger und grummelte: ‹Es hat sich schon mal einer totüberlegt.›
‹Ich kann mich einfach nicht entscheiden›, sagte der Mann.
‹Ewige Gesundheit kann ich auch empfehlen. Das wird immer gern genommen.›
‹Ich weiß einfach nicht. Wo ich doch nur zwei Wünsche habe.›
‹Okay›, sagte der Dschinn. ‹Okay, okay, okay. Drei Wünsche. Das Altpersische leg ich dir als Bonus obendrauf. Du bist ein verdammt harter Verhandler.›
‹Ich sollte doch besser noch mal drüber schlafen›, sagte der Mann. Und so sehr der Dschinn auch schimpfte undzeterte, seine Flasche blieb erst mal versiegelt. Zum Schlafen kam der Mann allerdings kaum. Erstens war er zu aufgeregt dafür, und zweitens hörte er bis zum Morgengrauen die Stimme des Dschinns. Es war wieder der immer gleiche Satz, aber diesmal verstand er ihn. ‹Hallo›, sagte der Dschinn. ‹Hallo, da draußen. Ich habe ein Angebot für dich.›
Am nächsten Morgen ging er zum Frühstück in den Speisesaal, und allein schon die Vorstellung, die schönsten Frauen der Welt könnten sich in ihn verlieben, hatte ihn so verändert, dass die Kellnerin ihn anlächelte. Und diesmal nicht aus Mitleid.
Er packte seine Sachen zusammen, ordentlich, wie es seine Art war. Die Flasche mit dem zugeklebten Verschluss wickelte er sorgfältig in drei Paar Unterhosen und legte sie zuoberst in die karierte Reisetasche. Der Dschinn protestierte nicht. Am Tag war er zum Schweigen verdammt. Deshalb hatte er auch im Museum nie jemanden um Hilfe bitten können. Dort wurde immer pünktlich um fünf geschlossen.
Der Mann bezahlte seine Hotelrechnung, und die hübsche junge Dame am Empfang lächelte ihn an und sagte: ‹Wirklich schade, dass Sie nicht länger bei uns bleiben können.›
‹Ja›, sagte er. ‹Wirklich schade.›
Dem Hotelboy, der ihm seinen Koffer zum Bus trug – die Reisetasche ließ er nicht aus den Händen –, gab er ein großzügiges Trinkgeld. Wenn ich erst reich bin, nahm er sich vor, werde ich auch für den entlassenen Museumskurator etwas tun. Eine Rente oder so. Ich kenne zwar seinenNamen nicht, aber wenn Geld keine Rolle spielt, kann es kein Problem sein, so etwas herauszufinden. Er lächelte zufrieden, und eine Frau, die neben ihm auf das Einsteigen wartete, lächelte so herzlich zurück, dass ihr Freund ganz ärgerlich wurde.
Als er für seinen Flug eincheckte, fragte ihn die Stewardess: ‹Haben Sie einen besonderen Wunsch, wo Sie sitzen möchten?› Das war ihm noch nie passiert.
Er ging durch die Passkontrolle und hatte gerade seine Papiere wieder eingesteckt, als ein uniformierter Mann auf ihn zutrat und sagte: ‹Zollbehörde. Würden Sie bitte mal mitkommen, Monsieur?›»
«Bei der Ausreise kontrollieren sie einen nie», sagte der König.
«Manchmal machen sie Stichproben.»
«Gut, dass man das weiß», sagte der König.
«Der Mann musste dem Beamten in ein kleines Büro folgen», erzählte die Prinzessin weiter, «und dort seine Reisetasche auspacken. Das Holzkamel, den Gürtel, drei blaubemalte Tonkrüge.
‹Und was ist da drin?›, fragte der Beamte und wies auf das Unterhosenpaket.
‹Nur ein Werbegeschenk›, sagte der Mann. ‹Von einem Nachtclub. Arabische Nächte . Eine Flasche aus Plastik oder so.›
Aber er war im Lügen nicht geübt und fing vor Aufregung an zu stottern. ‹Völlig wert ... wert ... wertlos›, sagte er.
‹Dafür haben Sie sie aber sehr sorgfältig eingewickelt›, sagte der Beamte. ‹Auspacken.›
Es blieb ihm nichts anderes übrig. Seine Finger zitterten, so dass er die Flasche beinahe fallen ließ. Der Beamte nahm sie, drehte sie zwischen den Händen und roch sogar daran. ‹Antik›, sagte er. ‹Haben Sie ein Zertifikat dazu?›»
«Bei den echten chinesischen Antiquitäten hatten wir immer Zertifikate», sagte der König. «Die hat die Fabrik in Taiwan gleich mitgeliefert.»
«Der Mann hatte natürlich keins. Und auch keine Ausfuhrbewilligung vom marokkanischen Kulturministerium. Die Flasche wurde beschlagnahmt, und er konnte noch von Glück reden, dass er nicht verhaftet und wegen Kunstraub angeklagt wurde. Der Beamte gehörte nicht
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