Zeig Gefühl, Darling (German Edition)
mit einer Frau einzulassen.“
Einer ihrer Mundwinkel zitterte, und sie biss sich auf die Unterlippe. Oh nein, dachte Harry, bitte nicht weinen.
Doch sie hielt sich die Hand vor den Mund und begann zu lachen. Harrys Miene verfinsterte sich. „Dachtest du, ich wollte herausfinden, ob du für eine Ehe in Betracht kommst?“, fragte sie prustend. „Um Himmels willen, ich kenne dich doch kaum!“
„Wozu dann all die Fragen?“
„Wenn du es unbedingt wissen willst“, meinte sie und versuchte vergeblich, sich zusammenzunehmen. „Ich habe mit dem Gedanken gespielt, dich zu engagieren.“
„Für was?“
„Um mehr Informationen über meinen Vater herauszufinden.“ Sie wischte sich die Augen trocken. „Deshalb war ich heute in dem Laden. Um ihn zu beobachten. Ich habe ihn seit fast achtzehn Jahren nicht mehr gesehen.“
Er hatte die Arme noch immer um sie gelegt, und eine Hand umfasste ihren wundervoll gerundeten Po. Wenn sie lächelte, schienen ihre dunkelblauen Augen mitzulächeln.
Harry kam sich schrecklich dumm vor.
Sie fuhr ihm mit der Fingerspitze über die Lippen. „Du küsst ausgezeichnet, Harry.“
Er schöpfte Hoffnung, die Situation doch noch retten zu können. Aber dann streiften Autoscheinwerfer die Fenster der Tankstelle, und er hatte nur noch einen Gedanken: Charlie zu beschützen.
Er schob sie auf den dreckigen Fußboden. „Bleib da und gib keinen Laut von dir.“ In der nächsten Sekunde war er fort.
4. KAPITEL
C harlie saß auf dem Boden, mit schmerzendem Po und jäh gebremsten Lustgefühlen. Wo war Harry hin? Auf Händen und Knien kroch sie zum Fenster, um hinauszuspähen. In dem Moment, als sie den Kopf hob, drückte Harry ihn wieder herunter.
„Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass du deinen Kopf für Zielübungen zur Verfügung stellen willst?“, zischte er dicht an ihrem Ohr.
„Wo warst du?“ Ihre Worte klangen gedämpft, da ihr Gesicht an den Reißverschluss seiner Hose gepresst war. Daher fühlte sie deutlich, welche Wirkung der Kuss vorhin auf Harry gehabt hatte.
„Ich habe unsere Chancen abgeschätzt, was sonst. Und jetzt sei still.“
Sie seufzte und rührte sich nicht mehr. „Hast du irgendwelche Vorschläge?“
„Ja, die habe ich tatsächlich.“
In diesem Moment rief Floyd von draußen: „Ihr könnt ruhig rauskommen!“
„Er klingt wütend“, flüsterte Charlie.
„Vielleicht weiß er, dass du ihn aus dem Lieferwagen werfen wolltest.“
„Von wegen. Wahrscheinlich macht diesen Mistkerl sein schmerzender Kiefer wütend, den er dir zu verdanken hat.“
„Deine Ausdrucksweise ist übel.“
„Du drückst mein Gesicht in deinen Schoß und machst dir Sorgen wegen meiner Ausdrucksweise?“
Harry stöhnte, und seine Finger an ihrem Hinterkopf drückten kurz zu. „Dies ist nicht der richtige Augenblick für deine loses Mundwerk, also sei bitte still.“
„Wir wissen, dass ihr beide da drin seid!“, rief Floyd. „Es gab nichts anderes, wo ihr hättet hingehen können. Los kommt raus, dann erschießen wir euch vielleicht nicht. Wir bringen euch nur zu Carlyle.“
Harry hielt Charlies Kopf weiter nach unten gedrückt und rief: „Ich habe deine Pistole, schon vergessen? Wenn ihr uns zu nahe kommt, werde ich genötigt sein, auf dich zu schießen! Und im Moment bereitet mir diese Vorstellung keine Probleme.“
Von draußen waren wüste Flüche zu hören.
„Er mag dich wirklich nicht, Harry“, sagte Charlie.
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Unwillkürlich schmiegte sie das Gesicht an seinen Schoß. Harry zuckte zurück. „He, falls es dir entgangen sein sollte, wir stecken hier in einer verzwickten Lage. Ich muss mich konzentrieren.“ Da sie nickte, fuhr er fort: „Na schön. Ich werde die beiden jetzt zur Rückseite der Tankstelle locken. Dort gibt es eine Hintertür. Sobald sie glauben, wir würden durch den Hinterausgang flüchten, rennen wir nach vorn zum Lieferwagen. Verstanden?“
Seine kühle, konzentrierte Art beeindruckte Charlie. Er konnte in der einen Minute so kultiviert sein, und in der nächsten ein eiskalter Profi.
„Wie kann ich helfen?“
„Indem du dich nicht umbringen lässt. Hast du alles verstanden, was ich dir erklärt habe?“
„Ich bin nicht blöd.“
Er seufzte. „Das ist wohl ein Ja.“ Bevor er ging, umfasste er ihren Nacken und küsste sie noch einmal mit glühender Leidenschaft. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Er bewegte sich völlig geräuschlos, wofür sie ihn noch mehr bewunderte.
Es
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