Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
Erinnerung, eine Spur von der Frau zu sehen, die er geheiratet hatte. Doch so schnell, wie sie gekommen war, verschwand sie auch schon wieder und ließ ihn mit der Frage zurück, ob er es sich nur eingebildet hatte und ob dieser Teil von ihr überhaupt existierte. Jedenfalls trat nun die Frau mit dem Gesicht, das er zurzeit jeden Tag zu sehen bekam, auf ihn zu und küsste ihn auf den Mund.
    »Guter Tag?«, fragte sie.
    »Viel zu tun.«
    »Trotzdem gut?«
    Lou war ganz in seine Post vertieft. Erst nach einem langen Moment spürte er Ruths Blick auf sich ruhen.
    »Hm?« Er blickte auf.
    »Ich hab dich gerade gefragt, ob du einen guten Tag hattest.«
    »Ja, und ich hab geantwortet, dass ich viel zu tun hatte.«
    »Ja, und ich hab gefragt, ob der Tag trotzdem gut war. Schließlich hast du immer viel zu tun, aber nicht alle Tage sind gut. Ich hoffe, heute war gut«, fügte sie mit angestrengter Stimme hinzu.
    »Das hat sich aber nicht so angehört«, entgegnete er, ohne die Augen von dem Brief zu nehmen, den er gerade zu Ende las.
    »Tja, aber ich klinge genau wie beim ersten Mal, als ich dich gefragt habe.«
    »Ruth, ich lese meine Post!«
    »Das sehe ich«, murmelte sie und bückte sich, um die {93 } leeren, zerrissenen Umschläge aufzusammeln, die auf dem Boden lagen und den Flurtisch zierten.
    »Und – was habt ihr denn heute so erlebt?«, fragte er, während er den nächsten Umschlag aufriss. Das Papier flatterte zu Boden.
    »Den üblichen Irrsinn. Kurz bevor du zurückgekommen bist, hab ich aufgeräumt. Zum millionsten Mal«, antwortete sie und bückte sich demonstrativ nach dem nächsten zerknüllten Papierball. »Marcia hat ein paarmal angerufen und wollte dich sprechen. Zuerst hab ich das Telefon eine Ewigkeit nicht gefunden, weil Pud das Handteil mal wieder versteckt hat. Jedenfalls braucht sie Hilfe bei der Entscheidung, wo die Geburtstagsfeier für deinen Vater stattfinden soll. Ihr gefällt die Idee mit dem Festzelt hier, aber Quentin ist natürlich dagegen. Er möchte im Yachtclub feiern. Ich glaube, deinem Dad wäre beides recht – nein, das stimmt nicht, ich glaube, deinem Vater wäre beides unrecht, aber da er sowieso nichts zu sagen hat, findet er sich mit beidem ab. Deine Mum hält sich sowieso raus. Also, was hast du Marcia gesagt?«
    Schweigen. Geduldig wartete Ruth, bis Lou seinen Brief fertig gelesen hatte. Aber nachdem er das Blatt zusammengefaltet und auf den Flurtisch hatte fallen lassen, griff er sofort nach dem nächsten Umschlag.
    »Schatz?«
    »Hm?«
    »Ich hab dich nach Marcia gefragt«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen und bückte sich weiter nach den heruntergefallenen Papierresten.
    »Ach ja.« Er entfaltete den Brief. »Sie war bloß, äh … « Er blieb stecken und las.
    »Ja?«, fragte Ruth laut.
    Er blickte auf und sah sie an, als bemerkte er sie zum ersten Mal. »Sie hat wegen der Feier angerufen«, erläuterte er und verzog das Gesicht.
    »Ich weiß.«
    »Woher weißt du das?« Wieder begann er zu lesen.
    »Weil sie – ach, vergiss es.« Noch mal neu ansetzen. »Sie ist total aufgeregt wegen der Feier, was? Nach allem, was sie im letzten Jahr hinter sich hat, ist es richtig schön zu sehen, dass sie sich mal wieder so richtig engagiert. Sie hat geredet wie ein Wasserfall – was es zu essen gibt, welche Musik sie am besten findet … « Sie verstummte.
    Schweigen.
    »Hm?«
    »Marcia«, sagte Ruth und rieb sich die müden Augen. »Wir sprechen von Marcia, aber du bist so damit beschäftigt … « Sie machte sich auf den Weg in die Küche.
    »Ach das. Ich übernehme die Sache mit der Party. Alison organisiert alles.«
    Ruth blieb stehen. »Alison?«
    »Ja, meine neue Sekretärin. Hast du sie eigentlich schon kennengelernt?«
    »Nein, noch nicht.« Langsam ging sie wieder auf ihn zu. »Schatz, Marcia hat sich echt gefreut, die Party zu organisieren.«
    »Und jetzt freut sich Alison«, entgegnete er lächelnd. »Oder auch nicht.« Er lachte laut über seinen Witz.
    Sie grinste geduldig über den vertrauten Scherz, aber eigentlich hätte sie Lou am liebsten erwürgt. Er hatte Marcia, die doch solche Freude dran hatte, einfach die Organisation entrissen und in die Hände einer Frau gelegt, die keine Ahnung hatte von dem Jubilar, der da im Kreis seiner Familie und Freunde die siebzig Jahre seines Lebens feiern wollte.
    Ruth holte tief Atem und entspannte die Schultern. Noch mal neu ansetzen. »Dein Essen ist fertig.« Wieder machte sie sich auf den Weg zur Küche. »Ich muss es

Weitere Kostenlose Bücher