Zeit der Finsternis
Vampire stapelten. Ihr Blick fiel auf Olivia und ein Fragezeichen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
"Entschuldige, dass wir einfach so reinplatzen.", erklärte ich ihr unseren Überfall. "Ist Benjamin auch da?"
Sie schüttelte stumm den Kopf und zog die Brauen zusammen. "Was...ich meine, wo wart ihr eigentlich, die letzten Tage?", wollte sie wissen. Natürlich war es aufgefallen, dass nur Caroline und Valentina hier gewesen waren.
"Das möchten wir euch gerne erklären. Könntest du Benjamin Bescheid sagen, dass wir ihn hier sehr dringend bräuchten?", bat Max sie. Ihre Miene blieb nach wie vor skeptisch, aber sie griff zum Hörer und wählte Benjamins Handynummer.
"Hallo Benjamin, hier ist Ava. Du solltest schnellstens ins Büro kommen - Max und Julian sind wieder hier, mit Dorian und einer...Sterblichen (sie konnte ja nicht ahnen, dass Olivia eine Hexe war, denn rein äußerlich sah sie aus wie ein Mensch)." Offenbar hatten ihre Worte Benjamins Neugier geweckt, denn sie verabschiedete ihn mit den Worten: "Gut, dann bis gleich", legte auf und blickte uns wieder an. Da wir das Gespräch ja mitgehört hatten, verzichtete sie darauf, uns darauf hinzuweisen, dass Benjamin unterwegs hierher war. Stattdessen stand sie auf, lief um den Schreibtisch herum und trat vor Max. Ihre Augen wurden schmal, als sie ihn ansah und den Kopf ein wenig schief legte. "Ich weiß ja nicht, was du mit der da" Sie betrachtete Olivia abschätzig über Max´ Schulter hinweg, "vorhast, aber langsam wäre es angebracht, uns in deine ach so geheimnisvollen Pläne einzuweihen, findest du nicht?"
"Sicher", erwiderte Max völlig gelassen und nickte mit dem Kinn durch die Glasfront hinter dem Tisch, an dem Ava gesessen hatte. "Ich schlage vor, wir setzen uns in den Besprechungsraum und warten dort auf Benjamin. Sobald er da ist, werdet ihr alle Einzelheiten erfahren." Ava folgte Max´ Blick in den Raum, in dessen Mitte ein ein-mal-zweieinhalb Meter großer, dunkel gebeizter Akazienholztisch, umgeben von zehn schwarzen Stühlen, stand.
"Okay" Sie zuckte mit den Schultern und öffnete die gläserne Schiebtür fast lautlos. Abwartend blieb sie vor dem Raum stehen, bis wir alle eingetreten waren. Als Olivia an ihr vorbeiging, konnte ich sehen, wie Ava ihren Geruch in sich aufsog und dann umso verwirrter feststellte, dass es sich um keinen Menschen handelte. Ihr Mund wurde zu einem dünnen Strich, als sie als Letzte an den Tisch trat und sich steif auf einem der Stühle niederließ.
In diesem Moment kam Benjamin durch die Tür des angrenzenden Büros gerauscht und verlor keine Zeit, zu uns zu kommen.
Olivia, die währenddessen Ava genau gemustert hatte, wandte sich nun Benjamin zu und es hatte den Anschein, als würde ihr Blick in seinem versinken. Zwar saß ihr Körper noch unverändert auf dem Stuhl, aber ihre Augen wurden seltsam leer und es schien, als wäre ihr Geist in Benjamins Kopf eingetaucht. Denn auch Benjamin blieb plötzlich wie angewurzelt im gläsernen Türrahmen stehen, seine Miene versteinerte und er blickte durch uns hindurch. Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden und plötzlich kehrte Olivia mit einem tiefen Atemzug zurück in ihre sterbliche Hülle.
Sie blinzelte kurz, suchte dann Max´ Blick und nickte ihm zu.
"Was...? Was sollte das denn eben?!" Benjamin zog ärgerlich die Brauen zusammen und fuhr Olivia an, während er einen Schritt auf den Tisch zumachte.
"Das war leider eine Notwendigkeit. Ich habe nämlich keine Lust, von einem von euch Bluts....ähm...Vampiren verraten oder für dumm verkauft zu werden.", stellte sie mit eisiger Stimme klar und ihre Augen blitzten Benjamin herausfordernd an. Hilfesuchend sah dieser erst zu mir, dann zu Max.
"Wer. Ist. Das." Es klang nicht wie eine Frage, als seine ungehaltene Stimme durch den Raum dröhnte. Ich seufzte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Dieses charmante Geschöpf ist Olivia. Ihres Zeichens Hexe und Melissas Tochter. Aber keine Sorge, sie ist zu allen unserer Art so freundlich", warf ich mit ironischem Unterton ein und konnte beobachten, wie sich Benjamins und Avas Mienen schlagartig und fast zeitgleich veränderten.
"Wie bitte?", stammelte Benjamin, der sich offensichtlich noch nicht sicher war, ob er mich richtig verstanden hatte. Olivia strafte mich währenddessen mit einem verärgerten Blick, doch ich hatte schon im Hotel in Berlin damit aufgehört, mich von ihrem herablassenden Verhalten ärgern zu lassen.
Schließlich hatten wir Wichtigeres zu tun, als
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