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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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Baylor-Haus.
    Dort ließ er sie im Hof stehen, bevor er zur Haustür ging und lautstark anklopfte. Wenige Minuten später riss Ted Baylor die Tür auf. Seine Hosenträger hingen herunter, und sein Haar war so strubbelig, als sei er auf dem Sessel eingeschlafen. »Was soll denn dieser …«, begann er, doch dann sah er über Rutledges Schulter die Kuh.

    »Allmächtiger Gott! Was hat die denn hier draußen zu suchen?«
    »Darauf hätte ich auch gern eine Antwort. Gehört sie Ihnen?«
    Baylor griff hinter sich, um seinen Mantel zu schnappen, und zog ihn an, während er die Tür schloss. »Ja, ich erkenne sie. Wie viele andere fehlen?«
    Er eilte um das Haus herum zu den abseits stehenden Ställen. Rutledge, der immer noch die Kuh an ihrem Strick führte, fiel hinter Baylor zurück, da er das Tempo seiner Schritte der Kuh anpasste. Aber als sie den Hof überquerten, begann die Kuh zu traben. Baylor hatte das große Scheunentor geöffnet, hinter dem tiefe Dunkelheit lag, als Rutledge dort ankam. Baylor zündete eine Lampe an und hielt sie hoch, während er durch den Stall lief und die Rinder ansah, die dort reihenweise auf ihren Strohlagern dösten. Rutledge folgte ihm. In der Luft hing ein kräftiger Geruch nach frischem Stroh, dampfenden Tieren und Mist.
    »Hier«, sagte Baylor und deutete auf eine der halb offenen Boxen, die leer stand. »Gott sei Dank scheint sie die Einzige zu sein.«
    Rutledge führte die Kuh zu ihm und reichte ihm den Strick. »Schließen Sie den Stall ab?«, fragte er.
    »Weshalb sollten wir das tun? Die Kühe versuchen nicht fortzulaufen. Wo zum Teufel haben Sie sie gefunden?«
    »In der Nähe des Oaks. Ich hätte sie fast überfahren.«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort!«
    »Weshalb sollte ich Sie belügen? Außerdem«, gab er zurück, »habe ich einen Zeugen.«
    »Das geht mir nicht in den Kopf.« Baylor untersuchte die Kuh und ließ seine Hände über ihre Flanken gleiten. »Es ist meine Kuh, das stimmt schon. Soweit ich erkennen kann, ist sie nicht verletzt. Mir gefällt das überhaupt nicht. Wer würde einer meiner Kühe etwas antun wollen?«
    »Wo war Ihr Bruder heute Abend?«

    »In seinem Bett. Und ich wäre auch im Bett gewesen, wenn ich nicht beim Lesen eingeschlafen wäre.«
    »Wie können Sie sicher sein, wo er war? Sie waren schließlich nicht wach.«
    »Ja, bei Gott.« Er stampfte mit den Füßen auf, um sie anzuwärmen. »Es ist nicht anzunehmen, dass er in der feuchten Nachtluft draußen war. Nicht mit seiner Lunge.«
    »Warum hat dann Ihr Hund nicht gebellt, wenn sich ein Fremder im Stall herumgetrieben hat?«
    Baylor sagte: »Ich dachte an die Kuh - wo steckt dieser verdammte Hund überhaupt?«
    Die Kuh ließ sich endlich nieder. Sie sank auf ihre Knie und dann auf den Bauch. Mit einem nahezu menschlichen Seufzen lag sie da, so still wie eine Statue, wenn man von ihrem regelmäßigen Atem absah.
    »Wir sollten uns besser auf die Suche nach ihm machen«, antwortete Rutledge.
    Sie durchsuchten den Hof, und Baylor ging zur Küchentür, um im Haus nach dem Hund zu rufen. Aber er war nirgends zu finden.
    »Wo genau, sagten Sie, war die Kuh? An der Landstraße? Dann sollten wir den Hund besser auch dort suchen.«
    Rutledge sagte: »Sie war neben der Straße angepflockt, aber dort kann kein Hund gewesen sein. Ich hätte ihn gesehen, selbst dann, wenn er nicht gebellt hätte. Würde eine Ihrer Kühe ohne Weiteres zulassen, dass sich ihr jemand nähert und sie fortführt?«
    »Das kommt darauf an, ob der Mann etwas von Kühen versteht oder nicht, meinen Sie nicht auch?«
    Baylor ging noch einmal in den Stall, um den Hund zu suchen, und kehrte zu Rutledge zurück, der an der Tür auf ihn wartete.
    »Er läuft nicht einfach fort, dieser Hund. Das gefällt mir gar nicht.«
    »Mir auch nicht.« Rutledge stand nachdenklich in der kalten
Abendluft. »Können Sie ihn herpfeifen? Ihm mit Pfiffen Anweisungen geben, damit er die Herde in den Stall treibt?«
    »Ja, klar.« Baylor stieß eine Folge von tiefen und hohen Pfiffen aus, um dem Hund das Signal zu geben. Sie würden weithin hörbar ein - das mussten sie, wenn der Hirte und der Hund voneinander getrennt wurden.
    Als keine Reaktion kam, wiederholte Baylor das Signal.
    Hamish sagte: »Horch!«
    Ein Geräusch war zu hören. Es klang gedämpft und fern, doch es konnte das Winseln eines Tieres sein.
    Baylor spitzte die Ohren. »Ich glaube, es kommt von der anderen Seite des Pfarrhauses.« Er setzte sich sogleich in Bewegung und lief in die

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