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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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Aber ich rede nicht über London.« Er wandte den Kopf ab. »Sie waren nicht da. Und manche Menschen haben ein langes Gedächtnis. Die wüssten, wer geredet hat.«
    Er war zu keinem Sinneswandel zu bewegen, und schließlich stand Rutledge auf, um zu gehen.
    Er hatte gerade seine Hand auf den Türknopf gelegt, als Hensley sagte: »He, was ist dann aus Emma geworden? Das haben Sie mir noch nicht gesagt.«
    »Wir haben sie bisher noch nicht gefunden. Aber ich hoffe, sie sehr bald zu finden.«

    Rutledge rief im Yard an, damit sich jemand auf dem Friedhof Highgate nach Harry Ellisons Grab umsah.
    »Man hat mir gesagt, in der Nähe stünde ein großer steinerner Löwe, der Nero genannt wird.«
    »Ich kenne das Grab, das Sie meinen, Sir«, antwortete ihm der Constable am anderen Ende. »Es sollte nicht schwierig sein herauszufinden, ob in der Nähe ein Ellison begraben liegt.« Er buchstabierte den Namen noch einmal, um sich zu vergewissern, dass er ihn richtig notiert hatte. »Wo kann ich Sie zurückrufen, Sir?«
    »Verständigen Sie Inspector Cain in Letherington. Er wird dafür sorgen, dass ich die Nachricht erhalte.«
    »Danke, Sir, ich werde veranlassen, dass sich sofort jemand darum kümmert.«
     
    Bevor er das Krankenhaus verließ, sprach Rutledge mit dem Arzt, der für Hensley zuständig war. Der Mann wirkte restlos erschöpft, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, aber er setzte sich fünf Minuten hin, um Fragen zu beantworten.
    »Wenn wir die Infektion nicht aufhalten können, ist er schon so gut wie tot«, teilte Dr. Williams ihm schonungslos mit. »Aber Constable Hensley ist kräftig, er hat eine gute Konstitution. Davon hängt jetzt alles ab. Wir haben getan, was für ihn getan werden kann, aber in medizinischen Dingen lässt sich nichts mit Gewissheit sagen.«
    »Werden Sie mich auf dem Laufenden halten?«
    »Ja, deshalb habe ich die Oberschwester gebeten, Sie heute anzurufen. Bis morgen könnte er das Bewusstsein verloren haben. Falls es notwendig war, mit ihm zu sprechen, war die Zeit ausschlaggebend. Und es wäre ratsam, dass wir uns erkundigen, ob es Verwandte gibt, die benachrichtigt werden sollten.«
    »Er lebt allein in Dudlington. Ich weiß nicht, ob er Angehörige hat. Sergeant Gibson oder Chief Superintendent Bowles im Yard werden Ihnen das sagen können.«

    »Mit dem Chief Superintendent habe ich gesprochen. Er hat uns sogar mehrfach angerufen. Er scheint ungeheuer besorgt um diesen Mann zu sein.«
    Das hatte Hensley mit keinem Wort erwähnt.
    »Ja«, antwortete Rutledge trocken, »der liegt ihm wirklich am Herzen.

30.
    Die Rückfahrt nach Dudlington verlief anfangs schweigsam, und sie ließen Meile für Meile rasch hinter sich zurück. Hamish war aus Gründen, die nur er selbst kannte, in sich gekehrt. Und Rutledge, der nach dem Hinterhalt Ausschau hielt, dem sie auf dem Weg in südlicher Richtung entgangen sein könnten, war nicht gesprächig aufgelegt. Meredith Channing saß stumm neben ihm, doch als er ein- oder zweimal einen Blick auf sie warf, konnte er erkennen, dass auch sie auf der Hut war und ihre Blicke unermüdlich über die Straßenränder schweifen ließ. Die frühe Abenddämmerung des Winters hatte sich wenige Meilen außerhalb von Northampton düster und verschleiernd auf sie herabgesenkt, und die Scheinwerfer des Wagens warfen lange Lichtstrahlen über die öde Landschaft. Rutledge glaubte nicht, dass sie rechtzeitig vorgewarnt würden, falls ihnen jemand in der Nacht auflauerte, aber andererseits musste ein verborgener Heckenschütze seine Zielscheibe möglichst genau bestimmen können und die Dunkelheit würde seine Treffsicherheit beeinträchtigen.
    Kleinstädte und Dörfer tauchten auf und verschwanden wieder. Die Häuser und Kirchen und Bauernhöfe wirkten selbst jetzt, um die Abendessenszeit, auffallend menschenleer. Ein kalter Wind peitschte durch den Wagen.
    »Liegt er im Sterben? Dieser Constable Hensley, den Sie aufgesucht haben?«, fragte Mrs. Channing nach einer Weile, als bräuchte sie Ablenkung von ihrer Wachsamkeit.

    »Die Ärzte kämpfen darum, sein Leben zu retten. Sie fürchten, inzwischen könnte aus der Wundinfektion an der Stelle, an der sie den Eingriff vorgenommen haben, eine Blutvergiftung geworden sein. Sie haben nicht viel Hoffnung, aber sie sagen auch, er sei kräftig.«
    Es war schwierig, im Wagen ein normales Gespräch zu führen. Dennoch sagte sie: »Solch ein Jammer! Mr. Keating vom Oaks hat mir erzählt, was dem Constable zugestoßen

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