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Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman

Titel: Zeit der Raben - Ein Inspektor-Rutledge-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Todd Ursula Gnade
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nicht dabei belassen, ihm einen Pfeil in den Rücken zu schießen, ich hätte ihm den Hals umgedreht! Dann hätten Sie Ihren Mordfall gehabt, das kann ich Ihnen versichern!«
    Und mit diesen Worten verschwand er durch die Tür hinter dem Tresen und knallte sie hinter sich zu.
     
    Wind war aufgekommen und hatte eisigen Sprühregen mit sich gebracht. Rutledge ging zu seinem Wagen und packte die Kurbel. Die Ledersitze waren so kalt wie ein Grab, dachte er beim Einsteigen. Und die Heizung gab so wenig Wärme ab, dass sie ebenso gut gar nicht erst hätte existieren müssen.
    Er bog in die Hauptstraße ein und fuhr nach Norden. Das war der Weg, den Hensley nach Letherington eingeschlagen hätte. Die schmale, gerade Straße verlief zwischen der niedrigen Steinmauer auf der rechten und den unverstellten Ausblicken auf die Weiden und Felder von Dudlington auf der linken Seite. Als die Straße anstieg, machte sie einen Bogen nach rechts, in Richtung Osten. An einem sonnigen Sommertag, wenn die Rinder und Schafe und Pferde auf den Wiesen waren und das Licht auf dem gewundenen Bach funkelte, der durch die Felder außerhalb der Ortschaft floss, wäre es ein hübscher Anblick gewesen. Das gute alte England, das es wert war, dafür zu kämpfen.
    Auf der Kuppe des Hügels hielt er an, um zurückzublicken. Hinter ihm lag das Dorf. Das Gasthaus war bereits aus seiner Sicht verschwunden, der Kirchturm ragte hoch auf und die kahlen Wipfel von Frith’s Wood, die dahinter auszumachen waren,
ließen aus der Ferne in keiner Weise etwas Ungewöhnliches erkennen.
    Er stellte die Bremse fest und stieg aus dem Wagen, lief zu der Steinmauer und kletterte hinauf. Nachdem er Hensleys Feldstecher herausgezogen hatte, drehte er sich langsam im Kreis und sah sich nach allen Richtungen um.
    Dann nahm er sich die Mauer selbst genauer vor, die dunklen Ritzen im Fundament auf der Seite, die der Straße abgewandt war.
    Nichts.
    Er wollte das Fernglas gerade wieder in die Tasche stecken, als er in einiger Entfernung Krähen auf einem Feld sah.
    Hensley hatte Krähen erwähnt, die aufgestoben waren.
    Er stieg von der Mauer und ging wieder zu seinem Wagen.
    Nach einer halben Meile führte die Biegung der Straße ihn weiter von Dudlington fort, und selbst dann, als er sich im Wagen aufrecht hinstellte, konnte er nur noch die Kirchturmspitze sehen. Es war charakteristisch für Northampton, dass sie über der Kirche aufragte wie ein erhobener Finger, der auf Gott deutete.
    Er stellte ein zweites Mal die Bremse fest und fand eine Stelle, an der er wieder auf die Mauer steigen konnte. Hier war sie mit Unkraut und Brombeersträuchern überwachsen, doch es gab einen niedrigeren Abschnitt, wo es ihm gerade noch gelang, sich nach oben zu ziehen, aber die Mauer war hier nicht so flach, was er erst erkannte, als er beinah kopfüber auf die Weide gefallen wäre.
    Er stand auf äußerst unsicheren Füßen und konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht halten, als er langsam den Feldstecher herauszog und ihn an seine Augen hob. Auf den Feldern war nichts zu sehen.
    Aber auf der Rückseite der Mauer konnte er, keine fünfzehn Meter von seinem Standort entfernt, ein Fahrrad erkennen, das sorgfältig unter den Sträuchern verborgen war und kaum herausschaute.

    Als er darauf zuging, stoben die Krähen in die Luft auf.
    Hamish sagte: »Wer hat es dort versteckt? Dieser Constable, bevor er in das Wäldchen gegangen ist? Oder sein Angreifer, der dafür sorgen wollte, dass es nicht allzu schnell gefunden wird?«
    Das war eine gute Frage, auf die er keine Antwort wusste.
    Rutledge zog das Fahrrad aus dem Gestrüpp und richtete es auf, streifte die Erde und das welke Laub ab und schob es bis zu der Stelle, an der er über die Mauer geklettert war. Es kostete ihn einige Mühe, das Fahrrad in seinen Wagen zu zwängen, und als das erledigt war, brach das Unwetter, das schon den ganzen Tag in den tiefen grauen Wolken gelauert hatte, mit voller Wucht los.
     
    Er stellte das Fahrrad nach reiflicher Überlegung in den kahlen Garten hinter Hensleys Haus und deckte es mit einer Plane ab, die er in dem winzigen Schuppen fand, wo Hacken, Schaufeln und Spaten aufbewahrt wurden.
    Es musste ein Dutzend Leute geben, die gesehen hatten, dass er es zurückgebracht hatte, sagte er sich, aber bis sich das herumgesprochen hatte, würde er kein Wort über seinen Fund verlieren. Er wollte nicht gefragt werden, wo und wie er darauf gestoßen war.
    Nachdem er sich die Hände gewaschen und seine Stiefel

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