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Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Zeit der Rache: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Ich hielt ihn für schuldig. Deshalb war ich wohl ziemlich froh, dass es auch ihn erwischt hat. Aber eigentlich sollte es so nicht laufen. Wenn jemand freigesprochen wird, sollte man ihm hinterher keinen Strick draus drehen.«
    »Er hat Ihnen also Leid getan?«
    »Nein, mir hat Callan Leid getan. Und ich habe es der Army wegen bedauert. Die ganze Sache war ein einziges Schlamassel. Zwei viel versprechende Karrieren waren ruiniert, obwohl es nur in einem Fall so hätte sein dürfen.«
    »Was ist mit Caroline Cooke?«
    »Bei Cooke handelte es sich um eine ganz andere Sache.«
    »Inwiefern?«
    »Eine andere Zeit, ein anderer Ort. Es war im Ausland. Sie hatte sexuelle Beziehungen mit einem Colonel. Über ein Jahr lang. Meiner Ansicht nach in beiderseitigem Einvernehmen. Sie bezeichnete es erst später als Belästigung, als sie nicht befördert wurde.«
    »Inwiefern ist das anders?«
    »Weil die Voraussetzungen völlig anders waren. Der Typ hat mit ihr gevögelt, weil sie ihn gern und jederzeit rangelassen hat, und er hat sie deshalb nicht befördert, weil sie nicht tüchtig genug war. Die zwei Fälle kann man nicht miteinander vergleichen.«
    »Vielleicht ging sie von einer stillschweigenden Übereinkunft aus, nachdem er über ein Jahr lang mit ihr ins Bett gegangen war.«
    »Dann war’s allenfalls ein Verstoß gegen Treu und Glauben. Wie bei einer Nutte, die um ihren Lohn geprellt wird. Das ist keine sexuelle Belästigung.«
    »Sie haben also nichts unternommen?«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe den Colonel festgenommen, weil es damals Vorschriften gab. Sexuelle Kontakte zwischen Militärpersonal unterschiedlichen Dienstgrades waren ausdrücklich verboten.«
    »Und?«
    »Und deshalb wurde er unehrenhaft entlassen, worauf sich seine Frau von ihm getrennt und er sich die Kugel gegeben hat. Und Cooke hat trotzdem den Dienst quittiert.«
    »Und was ist aus Ihnen geworden?«
    »Ich wurde vom Nato-Hauptquartier wegversetzt.«
    »Warum? Weil man Sie dort mich mehr haben mochte?«
    »Nein, ich wurde woanders gebraucht.«
    »Sie wurden gebraucht? Warum ausgerechnet Sie?«
    »Weil ich ein guter Ermittler war. Ich war in Belgien unterfordert. Dort passiert nicht viel.«
    »Haben Sie danach noch weitere Fälle von sexueller Belästigung erlebt?«
    »Klar. Es wurde ein ganz großes Thema.«
    »Gab es viele tüchtige Männer, deren Karriere dadurch ruiniert wurde?«, fragte Lamarr.
    Reacher wandte sich ihr zu. »Einige. Es wurde zu einer regelrechten Hexenjagd. In den meisten Fällen trafen die
Vorwürfe meiner Meinung nach zu, aber es hat auch ein paar Unschuldige erwischt. Eine ganze Menge völlig normaler Beziehungen flogen plötzlich auf. Weil mit einem Mal andere Vorschriften galten. Es traf vor allen Dingen die Männer, die sich ihrer Ansicht nach nichts hatten zuschulden kommen lassen. Aber es waren auch ein paar Frauen darunter.«
    »Eine Schweinerei, stimmt’s?«, sagte Blake. »Und all das wurde von ein paar zickigen Frauen wie Callan und Cooke ausgelöst?«
    Reacher sagte nichts. Cozo trommelte mit den Fingern auf den Mahagonitisch.
    »Ich möchte zu der Sache mit Petrosian zurückkommen«, sagte er.
    Reacher wandte den Blick in die andere Richtung. »Es gibt keine Sache mit Petrosian. Ich habe noch nie was von jemand namens Petrosian gehört.«
    Deerfield gähnte und schaute auf seine Uhr. Er schob die Brille auf die Stirn und rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Augen.
    »Es ist schon nach Mitternacht, ist Ihnen das klar?«, fragte er.
    »Haben Sie Callan und Cooke zuvorkommend behandelt?« , wollte Blake wissen.
    Reacher blinzelte im gleißenden Licht zu Cozo und wandte sich dann wieder Blake zu. Im grellgelben Schein der Deckenstrahler, der sich auf dem rötlichen Mahagoni spiegelte, wirkte sein aufgedunsenes Gesicht blutrot.
    »Ja, ich habe sie zuvorkommend behandelt.«
    »Haben Sie sie noch mal wieder gesehen, nachdem Sie die Fälle an die Anklage weitergereicht hatten?«
    »Ein, zwei Mal, glaube ich, aber nur flüchtig.«
    »Haben sie Ihnen vertraut?«
    Reacher zuckte die Achseln. »Ich nehm’s doch an. Ihr Vertrauen zu gewinnen war eine meiner Hauptaufgaben.
Ich musste immerhin allerlei intime Einzelheiten von ihnen erfahren.«
    »Mussten Sie so was mit vielen Frauen machen?«
    »Es gab Hunderte von Fällen. Ich war für etwa zwei Dutzend zuständig, glaube ich, bis man spezielle Einheiten aufgebaut hat, die eigens damit befasst waren.«
    »Nennen Sie mir eine weitere Frau, mit deren Fall

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