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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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Mond wurde vor mehr als neun Quarinen und einigen Quartinen als Forschungsstation eingerichtet. Ich lebe fast immer dort.«
Ich hätte sie, fragen können, was eine »Quarine« und »Quartine« ist, aber diese Zeit- und Längenmaße ließen sich sicher in Monate oder Kilometer umrechnen. Mich bewegten jetzt ganz andere Probleme. »Hören Sie, Aul«, sagte ich eindringlich, »Sie wollten mir alle Fragen beantworten. Ich möchte jetzt Klarheit haben – nicht nur über Sie und Ihre Kollegen, sondern auch über meinen Weg. Ich bin also reichlich neun Wochen hier. Gut, daran läßt sich nichts mehr ändern, obwohl ich eigentlich nur mit einem kurzen Ausflug von einigen Stunden gerechnet hatte. Meine Bekanntschaft mit euren Raumfahrern begann auf der Wiese. Ich fand damals so ein kleines schwarzes Ding mit vielen Zeigern und Knöpfen. Was war das?«
»Die Kleinen haben mir davon erzählt«, antwortete sie, »du hattest ein Sendegerät gefunden. Als sie dich damals so unvorbereitet erblickten, trat eine Art Kurzschluß bei ihnen ein. Es war Glück im Unglück, denn so erfuhr Me von deinem Interesse. Er erteilte ihnen den Auftrag, Kontakt mit dir aufzunehmen.«
»Gut. Frage zwei: Wer sind Sie? Von welchem Stern kommen Sie?«
Aul atmete tief, es hörte sich an wie ein Seufzer. In ihren Augen lag ein Hauch von Melancholie, als sie antwortete: »Ich weiß es nicht genau und kann deine Frage nur ungefähr beantworten…«
Sie trat an den Kuppelspalt, deutete in eine Richtung. »Siehst du dort das kleine Sterndreieck?«
»Triangulum«, sagte ich, »ein Sternbild, das im Herbst gut zu sehen ist. Über dem Stern Alpha befindet sich der Nebel M 33, eine Galaxis ähnlich unserer Milchstraße.«
»Aus dieser Galaxis kommt die ›Quil‹.«
Zuerst dachte ich, Aul scherze nur, denn die ferne Galaxis befand sich rund zweieinhalb Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Sie aber fuhr fort: »In diesem System, das ihr M 33 nennt, liegt irgendwo am Rande die Heimat des Me. Feha heißt der Planet, auf dem er zur Welt kam.«
»Vor rund zweieinhalb Millionen Lichtjahren – wer soll das glauben?«
»Ja, es ist erstaunlich, nicht wahr?«
Mir lag eine spöttische Bemerkung auf der Zunge, aber ich unterdrückte sie. Immerhin waren sie hier, und die Entfernung Erde – Jupiter hatten sie in erstaunlich kurzer Zeit zurückgelegt. »Aul«, sagte ich und duzte sie nun ebenfalls, »du hast mir schon allerhand zugemutet, aber zweieinhalb Millionen Lichtjahre, das ist ein bißchen viel für mich. Ihr müßtet unsterblich sein, um solche Entfernungen überbrücken zu können.«
Ich beobachtete sie, Aul wich meinem Blick aus, sah schweigend auf das Sternenmeer vor uns. Endlich erwiderte sie: »Materie ist unsterblich, und sie sind Materie. Ich kann dir nichts anderes sagen. Nur einer an Bord könnte deine Frage in allen Einzelheiten beantworten – doch ihn wirst du niemals sehen.«
So ungefähr mußten sich die Prophezeiungen des Orakels von Delphi angehört haben. Wer sollte der eine sein, den ich niemals sehen würde? Dieser Me? Und die andern Besatzungsmitglieder? Warum konnten oder durften sie mir nicht antworten? Warum war Aul bei meiner Fragestellung so ernst geworden? Auf was für ein Geheimnis war ich gestoßen?
Aul hatte sich hingekniet, um Waldi zu streicheln. Sie mußte wissen, daß mir ihre geheimnisvolle Erklärung Rätsel aufgab, dennoch schwieg sie. Ich ließ nicht locker. »Aul, wen hast du gemeint, als du sagtest, sie sind Materie? Wer sind sie?«
Sie erhob sich. Ihr Blick brachte mich in Verlegenheit. Dann folgte eine Antwort, die mich aus der Fassung brachte. »Sie, damit habe ich die Besatzung der ›Quil‹ gemeint. Es sind keine Lebewesen wie du und ich. Es sind programmierte Elektronengehirne. Außer uns beiden gibt es an Bord dieses Raumschiffes keine lebende Seele.«
Elektronengehirne – als sie es ausgesprochen hatte, wußte ich: Das ist die Lösung, so läßt sich zeitlos jede Entfernung überbrücken. Aber Aul stand vor mir, jung und schön – hatte sie die Zeit im eingefrorenen Zustand überdauert? Und was war mit den drei Kleinen von der Wiese, die mich hierherbrachten? Ich hatte sogar mit ihnen verhandelt. Als hätte Aul meine Gedanken erraten, sagte sie: »Du wurdest von Robotern zur ›Quil‹ geflogen. Sie wurden zuvor genau programmiert. Es gibt über zweihundert von ihnen an Bord. Jeder hat seine Aufgaben. Sie können die ›Quil‹ durch Raum und Zeit manövrieren und besitzen sogar die Fähigkeit, sich selbsttätig

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