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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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Planeten zu besuchen. Bist du erst dort, gibt es vermutlich kein Zurück mehr…«
»Oh, das weiß ich«, unterbrach sie mich, »wenn nur du bei mir bleibst…«
»Dann darfst du nicht vergessen, daß die Uhren auf der Erde schneller laufen. Dort ist es vorbei mit hundert, fünfhundert oder gar tausend Jahren. In fünfzig Jahren wird unser Leben vermutlich zu Ende sein, aber schon viel früher wird dein hübsches Gesicht alt und runzlig aussehen, und dein schönes schwarzes Haar wird ergrauen…«
Meine Erklärung dämpfte ihren Enthusiasmus ein wenig. Dennoch war sie entschlossen, gleich nach unserer Ankunft auf dem sechsten Mond mit Me in Verbindung zu treten und ihm unser Anliegen vorzutragen.
Dann mußte ich ihr von der Erde erzählen, von den Weltmeeren und Kontinenten, von Autos, Flugzeugen und Schiffen. Als ich ihr erzählte, daß wir schon zum Mond fliegen konnten und bald auch den Mars besuchen würden, erntete ich ein sarkastisches Lächeln. Angesichts dieses Transporters und des phantastischen Raumschiffes meines Gastgebers aus dem Triangulumnebel hatte ich Verständnis für ihre Skepsis. Viel beunruhigender war für mich etwas anderes. Wie konnte ich meiner Frau klarmachen, daß Aul kein gewöhnliches Mädchen war? Es war nicht schwer für mich, mir vorzustellen, wie sie reagierte, wenn ich sie mit Aul bekannt machte. Niemand würde mir ihre Herkunft und Vergangenheit abnehmen. Ich sah schon Johannas Blick, der einen Schierlingsbecher ersetzen konnte. Es gab noch andere Probleme. Woher nahm ich die Pässe für die beiden? Wie kompliziert war doch das Leben.
»Warum seufzt du?« fragte Aul besorgt. »Bist du nicht glückhaftig?«
Mitunter brachte sie noch Vokabeln durcheinander. »Ich bin glücklich, Aul«, versicherte ich aufrichtig, »alle meine Erwartungen sind schon jetzt übertroffen worden. Ich bin sehr gespannt, was mich noch erwartet.«
Aul stand auf und sagte etwas in einer Sprache, die ich nicht verstand. Gleich darauf kam einer der Roboter hereingetrippelt. Er blieb vor uns stehen, wippte mit dem Glashelm. Aus alter Gewohnheit verneigte ich mich ebenfalls. Aul nestelte an seinem Glashelm, hob ihn herunter. »Er wird dein Dolmetscher sein«, erklärte sie, »ihm wurde deine Sprache einprogrammiert. Du wirst ihn benötigen, wenn du dich mit Vater unterhältst. Schau ihn dir an, so sieht es in seinem Inneren aus, ein wenig sinnvoll gesteuerte Energie, Metall und Kunststoff…«
Sehen konnte ich nicht viel. Eine Pyramide von hauchdünnen, perforierten Plättchen verjüngte sich nach oben. Aul stocherte mit einer Nadel in dem Kleinen herum, verschob einige Plättchen gegeneinander, irgendwo in Bauchhöhe leuchteten winzige Lämpchen auf. Dann montierte sie den Glashelm wieder auf und befahl: »Begrüße unsern Gast. Von jetzt an stehst du ihm zur Verfügung.«
Der Kleine verbeugte sich und sagte: »Sprich jetzt, er frißt Ochsen, Rinder, Pferde. Ei, wie schmeckt der Kaffee sü-hühüße… Pieper, Stimmgabel in der Rechten… Hans Weyden, Anhäufung von Desoxyribonukleinsäure und Ribonukleinsäure…«
»Still, sofort schweigst du! – Ich glaube, ich habe etwas durcheinandergebracht.« Sie demontierte den Kleinen erneut und überprüfte etwas. Die blecherne Stimme des Kleinen, der mit diesem Wortsalat in meiner Sprache geredet hatte, belustigte und erschreckte mich. Konnte er nicht durch einen Defekt böswillig werden? Ich wollte Aul danach fragen, doch sie hatte den Fehler behoben und wiederholte die Aufforderung an den Kleinen. Diesmal begrüßte er mich sehr artig und beteuerte, mir immer zur Verfügung zu stehen. Gleich darauf wurde es dunkel im Transporter. Ich glaubte zuerst, es wäre ein Defekt im Kommandoraum, doch Aul sagte: »Jetzt fliegen wir in den sechsten Mond ein.«
    Ich hielt das »Einfliegen in den sechsten Mond« für einen Sprachschnitzer, dachte nicht weiter darüber nach. Mir behagte die Dunkelheit nicht, und mir war nicht wohl bei dem Gedanken, daß der Roboter auf einmal meine Sprache verstand und mich jetzt womöglich mit seinem Supergehirn analysierte oder mich mit seinen Radaraugen durchdrang. Unwillkürlich rückte ich etwas näher an Aul heran, legte kameradschaftlich den Arm um sie. Ich konnte nicht verhindern, daß sie meine Annäherung anders auffaßte und sich hingebungsvoll an mich schmiegte. Um ehrlich zu sein, es gefiel mir sogar und ließ mich vorübergehend meinen schweigenden Dolmetscher vergessen. Erst als es wieder hell wurde, erwachten wir aus unserer

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