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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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geäußert. Ich beschloß, nicht mehr nach dem lebenden Toten zu fragen. Wahrscheinlich konnte Fritz den Widerspruch nicht begreifen, weil seine Schöpfer ihm eine Denksperre eingebaut hatten. Gewiß übertraf Fritzchens Intelligenz die eines dressierten Hundes und auch die eines Delphins. Man hätte in ihm die Noten einer Partitur speichern können, aber er wäre nicht imstande gewesen, ein Gespräch über den Gehalt des Werkes zu führen. Trotzdem machte ich noch einen weiteren Versuch, um auf einem Umweg etwas über seine Schöpfer zu erfahren. Ich erkundigte mich nach dem Planeten Feha, von dem der mysteriöse Me angeblich stammen sollte. Zu meiner Überraschung schnurrte der Kleine auf einmal Zahlen und Begriffe herunter, die mir, wenigstens zum Teil, vertraut waren. Ich ließ ihn die Angaben wiederholen.
»Planet Feha, fünfter des aperiodischen Systems der Sonne Alpha, Durchmesser dreizehntausend Kilometer, mittlere Entfernung zweihundertzehn Millionen Kilometer, objektive Geschwindigkeit dreiundzwanzig Kilometer je Sekunde. Zwei Monde, vierzehn Außenstationen, zehn Energiezentren…«
Sah man von den zwei Monden und den vierzehn Außenstationen ab, so wies dieser Planet in manchem eine gewisse Ähnlichkeit mit der physischen Beschaffenheit der Erde auf. Ich erkundigte mich nach der Atmosphäre.
»Die Atmosphäre des Feha besteht aus zweiundsiebzig Prozent Stickstoff, vierundzwanzig Prozent Sauerstoff, ein Prozent Argon sowie Kohlendioxyd, Krypton, Xenon, Neon, Perfon…«
Am liebsten hätte ich meinen Dolmetscher jetzt umarmt. Mit seinen Angaben hatte er mir mehr über die Bewohner des Feha verraten, als er vermutlich selbst darüber wußte. Größe, Bewegung und vor allem die Zusammensetzung seiner Atmosphäre stimmten annähernd mit den Eigenschaften der Erde überein. Lag es nicht nahe, daß sich unter ähnlichen Lebensbedingungen auch ähnliche Geschöpfe entwickelten? Wenn es stimmte, dann konnten sich die Bewohner des fernen Planeten nicht wesentlich von uns unterscheiden. Was ich insgeheim immer gehofft und vermutet hatte, schien sich zu bewahrheiten. »Fritz«, sagte ich bewegt, »einige von euch waren auf der Erde – ich meine die Handwerker, die diesen ganzen Krempel hierhergeschafft haben. Sag mir eins: Gleicht unsere Erde dem Planeten, über den du eben diese Angaben gemacht hast?«
»Nein«, antwortete er.
»Jetzt laß die Äußerlichkeiten einmal beiseite, Fritz. Konzentriere dich auf das Wichtigste. Schön, wir haben nur einen Mond, und wir haben keine vierzehn Außenstationen. Auch solche Energiezentren besitzen wir nicht. Aber Größe und Atmosphäre sind doch fast identisch…«
»Nein«, unterbrach mich der Glaskopf.
»Zum Kuckuck, was ist anders?«
»Feha bewegt sich in der ersten aperiodischen Pulsation nach den Gesetzen der dritten hyperboralen Dimension. Folglich ist er in dieser Periode siebzehnmal größer als die Erde. Der atmosphärische Druck ändert sich zwischen dem vierten und fünften Quilraum. Daraus folgt eine Zunahme der Umlaufgeschwindigkeit um den Wert Delta minus neun hoch zwei. Hierdurch verändert sich die periodische Kontraktion…«
»Schluß!« schrie ich. »Ich will kein Wort mehr hören! Zum Teufel, bin ich hier in der Hexenküche? Unverschämter Gartenzwerg, willst du einen Narren aus mir machen?«
Fritz verneinte dies mit der gleichen stoischen Ruhe und dem monotonen Gleichklang seiner Stimme, wie er auf alles antwortete. Es störte ihn auch nicht, als Waldi, aufgeschreckt durch meine Heftigkeit, zu bellen anfing. Ich beruhigte ihn, sein wütendes Gekläff konnte den Alten wach machen. »Reg dich nicht auf, Waldi. Wir kommen anscheinend aus der Weltraumprovinz und befinden uns hier in Gesellschaft von Adepten. Dieser elende Gnom kann einen Hahn nicht von einer Henne unterscheiden, aber er quasselt von hyperboraler Dimension und vom Quilraum. Dein einfacher irdischer Hundeverstand ist mir lieber.«
Ich hatte kaum zu Ende geredet, als unmittelbar vor mir, auf der Töpferscheibe, etwas geschah, was meine Vermutung, in einer Hexenküche zu weilen, nicht anschaulicher bestätigen konnte. Mir lief es den Rücken herunter, und ich bemerkte, daß sich sogar bei Waldi die Haare sträubten. Auf der Töpferscheibe wuchs aus dem Nichts Zentimeter um Zentimeter ein Stück gebogenes, durchlöchertes Blech – die Kartoffelreibe.
»Fritz, was geschieht hier?« stieß ich hervor. Doch ehe Fritz antworten konnte, sagte ich rasch: »Nein, erkläre es nicht, schweig. Ich möchte

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