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Zeit der Sternschnuppen

Zeit der Sternschnuppen

Titel: Zeit der Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Ziergiebel
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nervös und empfindlich wie eine Mimose geworden, entwickelte unausführbare Fluchtpläne. Manchmal dachte ich sogar daran, Waldis verhängnisvollen Ungehorsam im Kontrollzentrum zu wiederholen und die triste Mondwelt aus ihrer Umlaufbahn zu bringen.
    Seit dem Streit mit Auls Vater ging ich dem Alten aus dem Wege, und auch er mied meine Gesellschaft. Aul entging meine gereizte Stimmung nicht, sie versuchte zu vermitteln, aber ich hatte keine Lust, mich von dem Alten belehren zu lassen, und er zeigte sich nicht weniger störrisch. Es war bemerkenswert, mit welchem Eifer er in der Töpferwerkstatt schuftete. Immer wieder mußten Roboter neuen Ton herbeischaffen. Der Alte tat, als gälte es, Exportaufträge für alle Planeten der Milchstraße zu erfüllen.
    Um mich zu zerstreuen, erfand Aul eines Tages ein amüsantes Spiel. Sie führte mich in einen gewölbeartigen Raum, nahe dem Energiezentrum. Er befand sich dicht unter der Oberfläche des Mondes. Eine Glaswand gab die Sicht zur Außenwelt frei. Ich muß erwähnen, daß der sechste Jupitermond eine sogenannte gebundene Rotation besitzt, eine Erscheinung, die den Astronomen auf der Erde noch unbekannt ist. Bekanntlich hat auch unser Erdmond diese Eigenschaft, daher sehen wir immer nur die eine Seite seiner zerklüfteten Oberfläche.
    Wir sahen also immer den Jupiter vor uns. In diesem Raum befand sich eine Katapultieranlage, mit der wissenschaftliches Gerät auf den Jupiter geschossen wurde. Der Vorgang ließ sich auf einem Bildschirm beobachten. Aul hatte nun den Einfall, mich durch eine vergnügliche Spielerei auf andere Gedanken zu bringen, indem sie damit begann, Steine, Metalle, sogar ungeschliffene Diamanten in die Jupiteratmosphäre zu katapultieren. Der Effekt war amüsant. Sobald nämlich die Geschosse in die Atmosphäre eindrangen, hinterließen sie leuchtende farbige Spuren, Sternschnuppen nach Maß. Meine Langeweile war vorübergehend gebannt. Wir schlossen Wetten ab, wer die schönsten und am längsten leuchtenden Sternschnuppen hervorrufen würde, bombardierten den Jupiter mit allem, was uns gerade in die Hände fiel. Ich ließ sogar einige Tonvasen und den Glaskopf eines ausrangierten Roboters in der Jupiteratmosphäre verglühen.
    Eine Woche lang fesselte mich das kosmische Feuerwerk, dann erlosch mein Interesse.
»Ich weiß, du meinst es gut mit mir, Aul«, sagte ich, »aber auf die Dauer wird die Spielerei selbst für einen zurückgebliebenen Erdbewohner nervtötend.«
Aul gab mir recht, aber sie hatte schon wieder einen neuen Plan. Ich sollte mich bilden, meinte sie und war bereit, mir einige Grundlagen der Elementarmathematik beizubringen. Obwohl ich schon bei dem Wort »Elementarmathematik« eine Gänsehaut bekam, stimmte ich zunächst zu. Sie begann auch unverzüglich mit dem Unterricht, erläuterte mir die einfachen Gesetze der aperiodischen Pulsation, die sich aus Plus und Minus mit irgendwelchen Kubikwurzeln aus Delta ergäben, sprach von Axiomen und Kontraktionen und anderen Dingen. Was Aul als einfache Gesetze bezeichnete, hörte sich für mich wie die Sprache eines unbekannten Völkerstammes an. Freimütig gestehe ich, nie ein guter Schüler gewesen zu sein; vor diesem Kauderwelsch kapitulierte ich.
Dafür hatte mich ihre mathematische Exkursion zu einer ausgefallenen Idee angeregt, von der ich mir wirklich Abwechslung versprach. Ich ließ mir durch die Handwerker Goldstücke prägen, Münzen von unterschiedlichem Wert und verschiedener Größe. Dann schnitt ich zweiunddreißig Karten aus den Folien, bemalte sie mit den Symbolen eines Kartenspiels. Aul war von meinem Vorhaben nicht sonderlich begeistert, sie wäre lieber mit mir allein gewesen. Doch zum Skatspielen benötigte man nun einmal drei Mitspieler. Da ich den Alten nicht ansprechen wollte, machte ich nur Aul und Fritzchen mit den Regeln dieses Spiels vertraut. Sie begriffen es in wenigen Minuten und waren mir in kurzer Zeit überlegen.
Bald danach schaute uns der Alte über die Schultern. Aul bemühte sich, unterstützt von Fritzchen, ihm die Spielregeln zu erklären. Es war eine Tortur, denn sie mußten ihm erst das kleine Einmaleins beibringen. Als er endlich dahintergekommen war, wollte er mitspielen. Er hatte sich vorsorglich einige Kilogramm Münzen prägen lassen. Aul trat ihm ihren Platz ab, half ihm bei den ersten Spielen.
Ich konnte nicht ahnen, was für ein Laster ich auf dem sechsten Mond eingeführt hatte. Wir spielten mit Kontra und Re, mit Zibbe und Bock. Zwar warf der

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