Zeit der Träume
einem frischen Notizblock auf dem Schoß. »Lasst uns jetzt mal organisiert vorgehen. Die Bibliothekarin in mir verlangt danach. Zoe, nimm dir ein Glas Wein. Jeder von uns berichtet jetzt, was wir seit dem letzten Mal erfahren, gedacht oder spekuliert haben.«
»Ich habe nicht viel herausgefunden.« Zoe holte eine Aktenmappe aus ihrer Leinentasche. »Aber ich habe alles aufgeschrieben.«
»Braves Mädchen!«, lobte Dana sie und ergriff die Mappe. Sie tippte auf eine der zwei Pizzaschachteln, die Flynn auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. »Ich verhungere.«
»Das ist ja ganz was Neues.« Flynn setzte sich auf das Sofa neben Malory, drehte mit einer Hand ihr Gesicht zu sich und küsste sie. »Hi.«
»Hey, bekomme ich auch einen?«
Flynn drehte sich zu Zoe um, als er sich jedoch vorbeugte, um auch sie zu küssen, gab sie ihm lachend einen leichten Schubs. »Ich begnüge mich mit dem Wein.«
»Wenn Flynn mit dem Küssen der Mädels fertig ist«, begann Dana.
»Das wird erst der Fall sein, wenn ich meinen letzten keuchenden Atemzug getan habe.«
»Still jetzt«, befahl Dana. »Wir alle wissen von Mals Erfahrung. Ich habe den getippten Bericht hier und lege ihn in die Mappe.«
»Ich hab noch mehr.« Da sie schon einmal da war, nahm Malory sich ein Stück Pizza und legte es auf einen Pappteller. »Ich habe eine Liste von Kunden aus der Galerie, die Interesse an klassischen und/oder mythologischen Motiven in der Kunst gezeigt oder solche Bilder gekauft haben. Außerdem habe ich angefangen, nach ähnlichen Stilrichtungen zu suchen, aber das wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Ich werde morgen beginnen, etwas herumzutelefonieren.«
»Dabei könnte ich dir helfen«, bot Zoe ihr an. »Ich habe überlegt, dass wir nach Gemälden suchen sollten, die Schlüssel als Motiv verwenden.«
»Gute Idee«, erwiderte Malory anerkennend. Sie riss sich ein Stück von der Papierrolle ab, die statt Servietten auf dem Tisch stand. »Das könnte hilfreich sein.«
»Ich habe morgen ein paar Termine, aber zwischendurch kann ich helfen.«
»Ich habe wegen des Hinweises recherchiert.« Dana ergriff ihr Weinglas. »Wir könnten ein paar der wichtigsten Sätze nehmen und Ortsnamen daraufhin untersuchen. Restaurants oder Läden. Nehmt zum Beispiel die singende Göttin. Darüber habe ich zwar nichts gefunden, aber das könnte durchaus der Name eines Restaurants oder eines Ladens hier in der Gegend sein.«
»Nicht schlecht.« Flynn nahm sich ein weiteres Stück Pizza.
»Ich habe noch mehr«, fuhr Dana fort, nahm sich jedoch erst einmal ebenfalls ein Stück Pizza und schenkte sich Wein nach. »Ich habe im Internet nach den drei Namen gesucht, die Malory in ihrem... in ihrem Traum gehört hat. Niniane kommt ein paar Mal vor. In manchen Legenden ist sie eine Zauberin, die Merlin verzaubert und in der Kristallhöhle gefangen gehalten hat. In einer anderen Legende heißt es, sie sei Merlins Mutter. Aber in Kombination mit den anderen Namen habe ich auf einer kleinen esoterischen Website eine andere Version von den Glastöchtern gefunden. Dort werden sie mit diesen Namen genannt.«
»Es sind ja auch ihre Namen. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass es ein Zufall ist, dass ich diese Namen geträumt habe und du heute auf sie gestoßen bist.«
»Nein«, erwiderte Dana vorsichtig. »Aber ist es nicht möglich, dass du ebenfalls schon auf dieser Website warst, und dir die Namen im Gedächtnis geblieben sind?«
»Nein. Dann hätte ich sie mir aufgeschrieben, und ich hätte mich bestimmt daran erinnert. Vor dem Traum habe ich sie noch nie gehört.«
»Okay.« Flynn rieb Malorys Knie. »Zuerst will ich euch berichten, dass ich keine Spedition oder Umzugsfirma gefunden habe, die für Warrior’s Peak gearbeitet hat. Und es hat auch kein Möbelgeschäft etwas für Kunden unter Triade ausgeliefert.«
»Sie müssen das Haus doch irgendwie eingerichtet haben«, protestierte Dana. »Sie haben doch nicht einfach nur mit dem Wimpern geklimpert.«
»Ich tue hier nur Tatsachen kund. Auch der Makler hat nichts für sie arrangiert. Bis jetzt habe ich keinen Hinweis gefunden, wie Rowena und Pitte nach Warrior’s Peak gekommen sind. Ich sage ja gar nicht, dass es keinen gibt«, fuhr er fort, bevor Dana etwas erwidern konnte, »aber ich habe aus den logischen Quellen nichts herausgefunden.«
»Dann müssen wir eben auf die unlogischen zurückgreifen.«
Er strahlte Zoe an. »Genau. Aber erst habe ich einen weiteren logischen Schritt gewagt.
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