Zeit der Träume
Paperweight sicherte ein paar getippte Seiten. Unter dem Tisch stand eine Kiste, und er stellte sich vor, dass sie jeden Abend alles, was mit ihrem Projekt zu tun hatte, hineinlegte und es am nächsten Morgen wieder herausholte.
Er fand das erstaunlich und seltsam liebenswert. Selbst wenn sie allein war und arbeitete, hielt sie Ordnung.
Moe wackelte mit dem Hinterteil und setzte zum Sprung an. Malory streckte warnend die Hand aus und kniff die Augen zusammen. »Nicht springen«, befahl sie, und Moe ließ sich gehorsam auf seine vier Buchstaben plumpsen.
Zur Belohnung tätschelte sie ihm den Kopf. »Ich habe leider keine...«
»Sag es nicht«, warnte Flynn sie. »Keine Wörter, in denen Essen vorkommt, dann dreht er durch. Los, es ist so schön draußen.« Er ergriff Malorys Hand. »Wir gehen ein bisschen spazieren.«
»Ich habe zu tun. Warum arbeitest du eigentlich nicht?«
»Weil es schon nach sechs ist, und ich stelle mir gerne vor, dass ich noch ein Leben außerhalb der Zeitung habe.«
»Nach sechs?« Sie lugte auf ihre Armbanduhr, aber dann fiel ihr ein, dass sie sie heute früh gar nicht umgebunden hatte. Ein weiteres Zeichen dafür, dass ihr Leben leicht aus dem Ruder geraten war. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.«
»Deshalb musst du ja jetzt auch spazieren gehen, damit du an die frische Luft kommst und dich ein bisschen bewegst.«
»Vielleicht, aber so kann ich nicht hinausgehen.«
»Warum nicht?«
»Das ist mein Pyjama.«
»Sieht aber nicht danach aus.«
»Na ja, ist aber so, und so gehe ich nicht unter Leute. Außerdem habe ich mir die Haare nicht gekämmt und mich nicht geschminkt.«
»Es gibt keine Bekleidungsvorschriften, wenn man mit dem Hund geht.« Aber er war ein Mann, der Mutter und Schwester hatte, und er kannte die Regeln. »Zieh dich halt rasch um. Wir warten so lange.«
Er hatte genug Erfahrung mit Frauen, um zu wissen, dass sich die Wartezeit von zehn Minuten bis zum Rest seines Lebens ausdehnen konnte. Da er es als Ritual betrachtete, wenn Frauen sich zurechtmachten, war es ihm jedoch egal. So hatte er Gelegenheit, sich auf ihre Terrasse zu setzen, Moe zu seinen Füßen, und sich Notizen für neue Artikel zu machen.
Nach Flynns Meinung verschwendete man Zeit nur, wenn man nichts damit anfing. Es war sogar in Ordnung, in den Himmel zu starren und die Gedanken treiben zu lassen.
Allerdings führte das momentan nur dazu, dass er sich überlegte, wie er näher an Malory herankommen könnte. Deshalb war es produktiver, seine Energien auf die Arbeit zu verwenden.
Da Brad wieder ins Valley zog, musste der Dispatch ein Feature über ihn, die Vanes und das Unternehmen machen. Die Geschichte der Familie und der Firma, die gegenwärtige geschäftliche Situation und mögliche Pläne für die Zukunft.
Er würde sich persönlich darum kümmern und konnte so berufliche und persönliche Interessen kombinieren. Bei Malory machte er es genauso, dachte er, und begann, verschiedene Aspekte zu notieren, die sie beschrieben.
Blond, intelligent, schön stand ganz oben auf seiner Liste.
»Hey, das ist doch schon mal was für den Anfang«, sagte er zu Moe. »Sie ist ja aus einem bestimmten Grund ausgewählt worden, und das muss etwas mit ihr zu tun haben.«
Organisiert. Künstlerisch.
Er war noch nie jemandem begegnet, der beides miteinander verband.
Allein lebend. Arbeitslos.
Eventuell sollten sie mal etwas über zwanzig- und dreißigjährige Singles im Valley bringen. Die Flirtszene in einer amerikanischen Kleinstadt. Wenn er Rhoda damit beauftragte, redete sie vielleicht wieder mit ihm.
Er blickte auf, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Malory kam auf die Terrassentür zu. Sie hatte gar nicht so lange gebraucht, um sich umzuziehen, wie er gedacht hatte.
Er sprang auf und griff nach Moes Halsband, bevor der Hund zum Sprung auf Malory ansetzen konnte. »Du siehst toll aus. Und riechst noch besser.«
»So sollte das auch bleiben.« Sie tippte mit dem Finger leicht auf Moes Nase. »Also, anspringen ist nicht.«
»Sollen wir nicht mit dem Auto zum Fluss fahren? Dann kann er da unten herumflitzen.«
Sie musste ihm Punkte geben. Es war ihm gelungen, den Spaziergang mit dem Hund in ein Date zu verwandeln, und zwar so unmerklich, dass es ihr erst auffiel, als sie auf einer Decke am Fluss saß und gebratenes Hühnchen aß, während Moe wild kläffend Eichhörnchen jagte.
Sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Die Luft war kühl und frisch, und sie wurde
Weitere Kostenlose Bücher