Zeit der Wut
Israelis sympathischer? Was meinst du, Chef, sollen wir mal mit den Freunden vom Mossad telefonieren?
Mastino hatte die Verbindung der „Moschee-Zelle“ mit dem Iran erwähnt.
– Keine Zelle, Chef! Nichts Iran! Im Iran Schiiten. Wir in der Moschee Sunniten!
– Schiiten, Sunniten … als ob wir nicht wüssten, dass ihr ein und dasselbe Pack seid … ihr habt doch nur einen Wunsch, uns eine Bombe in den Arsch zu stecken und uns ins Jenseits zu befördern.
– Es reicht. Mastinos grimmige Miene war urplötzlich einem süßlichen Lächeln gewichen. Wir haben uns getäuscht. Unser Hamid hier ist ein braver Junger. Nichts für ungut, ja?
Eine Woche später verstand Marco den Grund des süßlichen Lächelns. Im Morgengrauen waren sie wieder in die Baracke gegangen, hatten den Araber mit Fußtritten von seiner Matratze gestoßen, und Perro hatte nach einer eher oberflächlichen Durchsuchung einen Kamikazegürtel und zwei Pakete Tritol in einem Versteck hinter der Dusche gefunden. Corvo hatte die Aufgabe übernommen, den Haftbefehl und den Durchsuchungsbefehl auszustellen. Das hatte fast den ganzen Vormittag in Anspruch genommen. Später, auf dem Campo de’ Fiori, bei einem Bier und einem Dutzend Austern („Sie sind noch etwas fett, die Saison hat gerade erst begonnen, aber was soll ich dir sagen, ich bin verrückt nach Austern! Und weißt du warum? Weil sie nach Fut stinken!“) lobte Mastino Marcos Diskretion. Diskretion war eine Tugend, die in Mastinos Truppe sehr geschätzt wurde. So hatte zum Beispiel niemand erwähnt, dass Perro mit einer großen Plastiktüte in die Baracke hineingegangen und mit leeren Händen wieder herausgekommen war. Mastino bestellte noch eine Runde Bier und zündete sich eine Zigarette an.
– Der Kommandant wird mit uns zufrieden sein. Er sagt immer wieder, dass wir Ergebnisse brauchen, Ergebnisse … und wir müssen sie ihm liefern. Wieso sonst wären wir zur Anti-Terror-Einheit gegangen? Hör zu, ich erzähle dir eine lustige Geschichte. Zwei oder drei Monate vor meinem … ’tschuldige, vor unserem Amtsantritt … die Jungs, die vor uns hier waren … brave Jungs, da gibt es gar nichts zu sagen, aber ein wenig lasch, wenn du verstehst, was ich meine … mit einem Wort, sie verfolgen schon seit geraumer Zeit eine Zelle islamischer Fundamentalisten. Sie erfüllen brav ihre Pflicht: Sie beschatten sie, unterwandern die Moschee in Frosinone, beziehen Posten, hören sie ab. Und ausgerechnet beim Abhören stellt sich heraus, dass eine schöne Menge Zyankali im Anflug ist. Was machen diese Idioten von Arabern mit Zyankali? Aber ja doch! Sie wollen das Wasser in den Aquädukten vergiften. Wir müssen uns beeilen, jede Sekunde ist kostbar … so heben diese Trottel die Zelle aus und werfen alle in den Knast. Achtundvierzig Stunden später sind wieder alle draußen, ’tschuldigung, war ein Versehen. Tatsache ist, dass der Staatsanwalt, ein kommunistisches Arschloch und noch dazu ’ne halbe Schwuchtel, einen persönlichen Berater hat. Einen unfähigen Brigadier mit ’ner Türkin als Mama, so was in der Art. Kurz gesagt: Unsere Schwuchtel ruft seinen Gehilfen zu sich und spielt ihm die Bänder vor. Der biegt sich vor Lachen. Es stellt sich heraus, dass diese Trottel die Abhörprotokolle falsch verstanden haben, die Araber sagten nicht „Zyankali“, sondern etwas Ähnliches wie „Alles Gute für Ramadan“.
– Also, sagte Marco, hatten sie nichts damit zu tun.
– Weißt du, warum ich dich mag, Marco? Weil du mich daran erinnerst, wie ich in deinem Alter war. Ein wenig naiv, entschuldige die Kritik … natürlich hatten sie was damit zu tun. Die Araber haben immer was damit zu tun. Man hätte die Sache nur besser erledigen müssen und nichts wäre passiert. Der Krieg steht bevor. Die Bösen greifen zu den Waffen. Und das Heer der Guten ist von Roten, Schwuchteln und Gesetzeshütern unterwandert. Wir sehen uns heute Abend, um Bruder Hamid hochleben zu lassen …
3.
Bei ihrer zweiten Begegnung bat Lupo Guido, ihm zu erzählen, wann er beschlossen hatte, vom Bürgersöhnchen zum Revolutionär in Dauerbereitschaft zu werden. Verärgert über den Spott des Bullen richtete Guido sich auf und antwortete, dass er sich als politischer Häftling deklariere und kein Wort mehr sagen würde. Der Polizist lächelte nachsichtig.
– Aber, aber … versuchen wir uns wie Erwachsene zu benehmen.
Und schon erzählte er ihm von der Villa Vittoria, fast ohne sich dessen bewusst zu sein. Vielleicht war
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